Phase IV
Erobern intelligente Ameisen die Welt? Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 24 Oktober 2022
 
Halloween-SPECiAL

 
Phase IV
Originaltitel: Phase IV
Produktionsland/jahr: USA 1974
Bewertung:
Studio/Verleih: Alced Productions/Paramount Pictures/CIC
Regie: Saul Bass
Produzenten: Paul B. Radin
Drehbuch: Mayo Simon
Filmmusik: Brian Gascoigne
Kamera: Dick Bush
Schnitt: Willy Kemplen
Genre: Science Fiction/Horror
Kinostart BRD: 27. Januar 1977
Kinostart USA: September 1974
Laufzeit: 84 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Trailer: YouTube (Englisch)
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Nigel Davenport, Michael Murphy, Lynne Frederick, Alan Gifford, Robert Henderson, Helen Horton, David Healy u.a.


Kurzinhalt: Durch kosmische Einflüsse werden die Ameisen in der Wüste Arizonas auf einmal intelligent. Sie beginnen, über verschiedene Kolonien hinaus zusammenzuarbeiten, und eine Schwarmintelligenz zu entwickeln. Daraus resultieren so eindrucksvolle wie beunruhigende Ameisenhügel, die fast wie von Menschenhand erscheinen. Wäre es möglich, dass die Ameisen, wenn sie sich weiterhin ungehindert ausbreiten können, die Menschheit vielleicht als dominierende Spezies des Planeten Erde ablösen könnten? Um dies zu erforschen, schickt man die Wissenschafter James R. Lesko und Ernest D. Hubbs in einen Forschungskomplex in der Gegend. Schon bald zeigen sich zwischen den beiden Auffassungsunterschiede: Während sich Lesko darauf konzentriert, einen Weg zu finden, um mit den Ameisen zu kommunizieren, sucht Hubbs vielmehr nach Mitteln, um sie auszulöschen, ehe sie sich über den kompletten Erdball ausbreiten können…

Review: Szenenbild. Trotz der Grundthematik rund um Ameisen, welche die Erde erobern, ist "Phase IV" definitiv kein klassisches "Creature Feature". Drehbuchautor Mayo Simon und Regisseur Saul Bass ließen sich hier vielmehr vom sehr sachlich-wissenschaftlichen Ton eines "Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All" inspirieren, und Bass fügte dann – insbesondere in seinem ursprünglichen, herrlich abgefahrenen Ende, welches als Extra auf der Blu-Ray begutachtet werden kann – noch surreal-mystische Töne analog zum Ende von "2001 – Odyssee im Weltraum" ein. Das Ergebnis ist ein sehr ruhiger und kopflastiger Film, bei dem sich der Schrecken – abseits einzelner, gut getrickster bzw. umgesetzter Aufnahmen von Ameisen, die sich z.B. (analog zum Filmposter) durch eine Hand fressen – eher aus der Situation und der nüchtern-bodenständigen, gerade aber auch deshalb irgendwie glaubwürdiger wirkenden Umsetzung ergibt. Bei "Phase IV" sind die Ameisen nämlich unaufhaltsam auf den Vormarsch; und weder der auf Kommunikation bauende Zugang von Lesko, noch der konfrontative Kurs von Hubbs, sind letztendlich von Erfolg gekrönt.

Doch so erschütternd (und faszinierend) der Ausgang auch sein mag, der Weg dorthin zieht sich leider da und dort ein bisschen. "Phase IV" ist einer jener Filme, die eher von ihrer Stimmung als von ihrer Handlung getrieben werden, und auch wenn dies über einen Großteil des Films gut funktioniert, schleichen sich ab und an doch kleinere Längen ein. Auch die Spannung hält sich eher in Grenzen. Auch bei den Naturaufnahmen der Ameisen hat man es aus meiner Sicht etwas übertrieben; gerade auch zu Beginn nimmt man sich dafür mehrere Minuten lang Zeit. Mit einem anderen Kommentar, z.B. von Sir David Attenborough, könnte man glatt glauben, man würde eine Naturdoku sehen. Und einzelne Momente verfehlten die gewünschte Wirkung bei mir, und machten auf mich einen doch etwas unfreiwillig komischen Eindruck – wie z.B. das Requiem der gelben Ameisen, wo man das Gefühl bekommt, die anderen würden ihre gefallenen Kameraden quasi zu Grabe tragen. Demgegenüber gibt es jedoch auch jene Momente, wo es "Phase IV" effektiv gelingt, für Schrecken zu sorgen; wie z.B. wenn das ältere Paar, welches nicht evakuieren wollte, im Auto von Ameisen angegriffen werden, oder auch sich eine einzelne Ameise unter Kendras Kleid schleicht. Und vor allem zum Ende hin baut sich dann doch nochmal ordentlich Spannung auf. Angesichts des kammerspielartigen Zugangs – die meiste Zeit verfolgen wir die Geschicke von drei Leuten im wissenschaftlichen Bunker – ist die Besetzung recht klein gehalten. Die Dynamik zwischen Ernest, James und Kendra wusste dabei ebenso zu gefallen, wie die schauspielerischen Leistungen von Nigel Davenport, Michael Murphy und Lynne Frederick (der leider weder ein langes noch besonders glückliches Leben beschieden war). Und auch der Wettstreit zwischen Menschen und Ameisen hatte definitiv seinen Reiz, und wurde in "Phase IV" gut umgesetzt. Letztendlich stach aber eben für mich in erster Linie der faszinierende Ausgang des Geschehens hervor.

Fazit: Szenenbild. "Phase IV" halte ich dann doch vom Konzept her interessanter (und gelungener), als von der Umsetzung. Dass der Film von einem klassischen Monster-B-Film in etwa so weit entfernt ist wie das nur möglich ist, war dabei weniger das Problem, als die sehr zerebrale Art und Weise, mit der die Geschichte erzählt wird. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, will Bass hier nämlich doch eher zum Nachdenken als zum Gruseln einladen. Der nüchtern-wissenschaftliche Ton des Films mag ihm dabei zwar zusätzliche Authentizität verleihen, und damit den Schrecken der Handlung erhöhen. Mit echten Spannungsmomenten oder gar richtigem Horror hält man sich hier aber recht lange zurück – was doppelt schade ist, als die entsprechenden Einlagen durchaus gut gemacht sind. Und doch bleibt dies lange Zeit eine eher auf Distanz geführter, und teilweise auch auf intellektueller Ebene ausgetragener, Konflikt. Zum Ende hin dreht "Phase IV" dann allerdings zugegebenermaßen nochmal so richtig auf. Angetrieben von einem an Morricone erinnernden Score von Brian Gascoigne, und gespickt mit surrealen Aufnahmen (im ursprünglichen Ende sogar nochmal um einiges mehr als in der Kinofassung), mündet "Phase IV" auf mindestens so faszinierende wie erschreckende Art und Weise. Dafür gibt es dann auch nochmal einen Extrapunkt, der ihn dann doch noch über den Durchschnitt hebt.

Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1977 CIC)


Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2022





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