Piggy |
Wenn Mobbing zum Horror wird
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Donnerstag, 13 Oktober 2022 |
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Kurzinhalt: Sara ist übergewichtig, und wird von ihren Mitschülerinnen verächtlich Piggy genannt. Als sie eines Tages – so wie eigentlich immer – nach der Schule zu einem nahegelegenen Pool geht, um ein paar Runden zu schwimmen, laufen ihr ihre Mitschülerinnen – darunter auch Claudia, die sie eigentlich als ihre Freundin betrachtet – über den Weg. Die Anführerin der Clique schnappt sich daraufhin das Poolnetz, und fängt Saras Kopf damit ein und drückt sie unter Wasser. Danach stiehlt man ihr die Kleidung, damit sie nur mit ihrem Bikini bekleidet nach Hause laufen muss. Nachdem sie auf dem Weg dann auch noch von einer Gruppe männlicher Jugendlicher belästigt wird, verlässt sie die Straße, und geht über den Wald zurück. Dort kommt sie an einem Lieferwagen vorbei. Als dieser vorbeifährt, sieht sie am hinteren Fenster eine blutige Hand – und schließlich das Gesicht von Claudia. Doch anstatt etwas zu unternehmen, bleibt Sara wie angewurzelt stehen – eine Entscheidung, deren Auswirkungen sie schon bald zu verfolgen beginnen… Review (kann Spoiler enthalten): ![]() Dass der Film Sara dabei lange Zeit jegliche Handlungsmacht nimmt, und sie eher zum Spielball des Geschehens an sich macht, kann man dabei durchaus kritisieren; für mich war es aber die logische Konsequenz der Belästigungen und Unterdrückung, der Sara ständig ausgesetzt ist. Wie sollst du dich in einer Gesellschaft durchsetzen, die dich als nicht vollwertiges Mitglied betrachtet, egal ob nun aufgrund deiner Herkunft, deines Geschlechts, deiner sexuellen Orientierung, oder aber eben deines Aussehens? Die perfide Systematik dahinter – und ihre Auswirkungen – aufzuzeigen, gelang Carlota Pereda in meinen Augen sehr gut. Das Entscheidende dabei ist: Am Ende gewinnt Sara dann eben doch genau jene Handlungsmacht zurück. Und als sie alle Trümpfe in der Hand hält, trifft Sara eine Entscheidung, die ich sehr spannend und beachtlich fand: (Achtung, Spoiler!)Statt zur (Mit-)täterin (wenn auch natürlich mit nachvollziehbarer Motivation), wird sie hier letzten Endes eben doch noch zur Heldin der Geschichte. Damit ist "Piggy" quasi auch die Antithese des gleichnamigen Kurzfilms, der die Geschichte vom Pool bis zur Abfahrt des Lieferwagens erzählt(Spoiler Ende). Und das fand ich dann eben wiederum auch durchaus erhebend – wenn auch auf andere Art und Weise, als es eine klassischere Racheerzählung gewesen wäre. Spannend fand ich zudem die Wahl des heutzutage doch eher untypischen 4:3-Bildformats. Lob muss auch Laura Galan ausgesprochen werden, einerseits aufgrund der starken Performance an sich, andererseits aber auch, als ich mir vorstellen kann, dass die eine oder andere Szene zu spielen auf emotionaler Ebene anstrengend und herausfordernd gewesen sein muss. Last but not least fand ich es auch so beachtlich wie lobenswert, dass Carlota Pereda ihre Hauptfigur trotz des alltäglichen Mobbings nicht nur darauf – und ihr Aussehen – reduziert, sondern immer wieder den – ganz normalen – Menschen dahinter erkennen lässt. ![]() Fazit: "Piggy" ist ein ganz anderer Film, als zumindest ich ihn angesichts des (blutigen) Filmposters erwartet hätte. Statt einer überhöhten (und im Kontext einer fiktiven Erzählung auf archaische Art und Weise befreienden) Rachefantasie präsentiert uns Carlota Pereda hier vielmehr ein interessantes Thrillerdrama, welches vor allem mit der Darstellung jenes Mobbings, welches Sara aufgrund ihres Aussehens tagtäglich ausgesetzt ist, besticht. Seinen – relativ frühen – Höhepunkt erreicht der Film dann mit der Adaptierung des gleichnamigen Kurzfilms. Danach geht ihm zwar etwas die Luft aus – die Umwandlung des Kurz- in einen Langfilm ist der Regisseurin und Drehbuchautorin dann doch eher nur mittelmäßig geglückt – das Finale konnte mir dann aber wieder sehr gut gefallen. Zwar hätte ich mit einer klassischeren Rachefantasie auch sehr gut leben können. Letztendlich denke ich aber, dass mir "Piggy" eben genau deshalb, weil er in eine andere Richtung ging, länger in Erinnerung bleiben wird, als wenn er einem traditionelleren Ansatz gefolgt wäre. Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2022 Alamode Film)
Weiterführende Links: Halloween-SPECiAL 2022
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