Die Vögel |
Alfred Hitchcocks Ausflug in den Tierhorror
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Sonntag, 02 Oktober 2022 |
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Kurzinhalt: Melanie Daniels besucht eine Tierhandlung, um einen Papagei abzuholen. Während sie wartet, wird sie von Mitch Brenner angesprochen, der sie scheinbar für eine Verkäuferin hält. Melanie spielt mit, nur um herauszufinden, dass sie getäuscht wurde. Er ist Anwalt, und kennt sie von einer Verhandlung, wo sie wegen eines Streichs vor Gericht stand. Auf diese Weise wollte er den Spieß mal umdrehen. Melanie beschließt, sich zu rächen, indem sie zwei Turteltauben für seine kleine Schwester kauft; eben danach hatte er sich nämlich erkundigt. Doch Mitch ist übers Wochenende zu seiner Mutter nach Bodega Bay gefahren. Melanie beschließt, ihm die Vögel nachzubringen. Dafür fährt sie mit einem Ruderboot über den See. Auf dem Weg zurück wird sie dann jedoch von einer Möwe angegriffen. Man kommt daraufhin ins Gespräch, und Melanie wird zuerst zum Abendessen und dann zu Cathys Geburtstagsfeier eingeladen. Dann jedoch beginnen, die Vögel im Ort zunehmend verrückt zu spielen, und Menschen anzugreifen… Review: ![]() Wesentlich ist dabei, dass der Film auch in dieser ersten Hälfte immer unterhaltsam bleibt; man vermisst die Bedrohung durch die Vögel nicht, weil eben auch dieser romantische Teil bestens funktioniert. Mit dem Angriff bei der Geburtstagsfeier dreht der Film dann aber eben, und rückt die Bedrohung durch die Vögel zunehmend in den Mittelpunkt. Jedoch: Auch danach verliert Hitchcock die Figuren nie aus dem Auge. Eben diese Charakterorientierung ist es auch, welche "Die Vögel" so wohltuend von anderen (und insbesondere modernen) Vertretern des Genres abhebt. In Verbindung mit dem Drehbuch, dass es uns erlaubt, sie zunehmend besser kennenzulernen (was selbst für die Mutter gilt, die anfangs wenig sympathisch und eben wie ein klassischer Stolperstein wirkt, ehe man auch ihre Motivation dann zunehmend zu verstehen beginnt), sowie den charmanten schauspielerischen Leistungen von Tippi Hedren, Roger Taylor (Genre-Fans in erster Linie aus der ersten – und einzig wahren – Verfilmung von H.G. Wells "Die Zeitmaschine" ein Begriff), Jessica Tandy, der jungen Veronica Cartwright (die rund fünfzehn Jahre später statt von Vögeln vielmehr von einem Alien gejagt werden sollte), sowie insbesondere auch Suzanne Pleshette in einer zwar kleinen, aber essentiellen, denkwürdigen und vor allem auch tragischen Nebenrolle, schafft Hitchcock hier eben genau das, woran es so vielen anderen Horrorfilmen mangelt: Uns eine Verbindung zu den Figuren aufbauen zu lassen, so dass wir in weiterer Folge auch wirklich mit ihnen mitfiebern. Darüber hinaus gibt man dem Film aber auch eine starke sozialkritische Komponente, die insbesondere in der (großartigen) Szene in der Kneipe zum Vorschein kommt. Die Ornithologin, die Melanies Bericht gerade noch als Fantasie abgetan hat, meint ob des sich vor ihren eigenen Augen abspielenden Beweises, der ihr Weltbild auf den Kopf stellt und ihre Überzeugung bis in die Grundfesten erschütterte, all dies hätte erst angefangen, nachdem sie nach Bodega Bay gekommen ist. Dies erinnert einerseits an die Hexenverfolgungen von einst, thematisiert aber zudem unsere Tendenz, dem Überbringer einer schlechten Nachricht die Schuld an eben dieser zu geben. ![]() Fazit: "Die Vögel" zählt – zumindest für mich – zu den absoluten Klassikern des Tierhorrors. Der Meister des Suspense, Alfred Hitchcock, versteht es wieder einmal, mit brillant inszenierten Szenen aufzufahren – wie jene vor der Schule – und dann insbesondere zum Ende hin die Spannungsschraube ordentlich anzuziehen. Die Aufnahmen der Vögel sind dabei – in Anbetracht der damaligen Möglichkeiten – super getrickst; darüber hinaus trägt auch das Sounddesign enorm viel zum Gelingen des Films bei. Aber auch der Aufbau sticht hervor. Im Gegensatz zu vielen anderen (modernen) Horrorfilmen nimmt sich Hitchcock hier ausreichend Zeit, um die Figuren vorzustellen, und verliert sie selbst wenn sich der Vogel-Terror intensiviert nie gänzlich aus den Augen. Weshalb man hier eben weitaus mehr mit den Charakteren mitfiebert, als das – gerade auch beim Tier- bzw. Monsterhorror – sonst oft der Fall ist. Gespickt mit zahlreichen denkwürdigen Momenten, darunter auch das optisch beeindruckende – und inhaltlich bedrückende – Ende, ist "Die Vögel" auch knapp sechzig Jahre später von einer Qualität, wie sie – insbesondere im Bereich des Tierhorrors – leider viel zu wenige Filme erreichen. Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1963 Universal Studios)
Weiterführende Links: Halloween-SPECiAL 2022
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