Time Bandits |
Review zum 40. Geburtstag von Gilliams Fantasy-Film
Kategorie:
Filme -
Autor: Björn Flügel - Datum:
Samstag, 04 Dezember 2021 |
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Kurzinhalt: Eines Nachts erscheint durch den Kleiderschrank im Kinderzimmer des 11-jährigen Kevin ein Ritter auf seinem Pferd. Als sich der Junge in der darauffolgenden Nacht mit seiner Sofortbildkamera auf die Lauer legt, erscheinen allerdings sechs Zwerge. Diese haben dem sogenannten "Obersten Wesen" eine Karte gestohlen, mit der sie durch die Zeit reisen können. Das nutzen sie für Raubzüge quer durch die Geschichte. Kevin schließt sich ihnen an und begleitet die Zwerge u.a. zu Napoleon und Robin Hood. Jedoch ist ihnen das Böse in Person auf den Fersen, um die Karte in seinen Besitz zu bringen. Schließlich geraten sie auf der Festung des Bösen in eine Falle. Dort kommt es zum Showdown… Review: ![]() "Time Bandits" kommt als mannigfaltige Mischung aus Fantasy-Abenteuer, Komödie und Persiflage daher. Erzählt aus der Perspektive des 11-jährigen Kevin, womit sich der Film als Familienfilm empfehlen möchte. Dabei jedoch sehe ich zwei gewaltige Probleme: Zum einen sind der schräge, gelegentlich aber auch tiefersinnige Humor kaum kindgerecht, zum anderen sind einige Passagen wie z.B. die Exekutionen in der Napoleon-Episode oder der blutige Kampf zwischen Agamemnon und dem Minotaurus eher verstörend als unterhaltsam. Episode ist übrigens ein gutes Stichwort: Durch die Sprünge durch die Zeit und zwischen Realität und Fantasie ist der Film zwar sehr abwechslungsreich, jedoch ist das Ergebnis tonal und stilistisch ausgesprochen uneinheitlich. So wird Napoleons historische Schlacht bei Castiglione mehr satirisch betrachtet, während die Begegnung mit Robin Hood vergleichsweise sketchhaft daherkommt und der Exkurs ins antike Griechenland dann ziemlich nüchtern-sachlich dargeboten wird. All das ist in eine abstruse Story um zwielichtige Zwerge, das übergeschnappte personifizierte Böse und schlussendlich das gottgleiche, sogenannte "Oberste Wesen" eingebettet, wobei es mehr als bedauerlich ist, dass die erzählerischen Möglichkeiten des eigentlich doch reizvollen Zeitreiseplots zugunsten des abgedroschenen Fantasy-Klamauks in der Gesamtbetrachtung kaum genutzt werden. Fatalerweise verpufft dadurch am Ende auch die große Auflösung um die Beweggründe des "Obersten Wesens" ohne Wirkung. Das hätte dem Film immerhin noch eine tiefergründige Botschaft geben können, doch so bleibt der Zuschauer mit dem Abspann ziemlich ratlos zurück. Mühselig ist auch die Laufzeit von 112 Minuten, die durch so entbehrliche Sequenzen wie dem Landgang des Riesen oder dem Abstecher auf die Titanic zustande kommt. Da hätte der Film gerne mehr gestrafft werden können, um Langeweile zu vermeiden. ![]() Fazit: Der ausgezeichnete Cast und die stimmige Optik täuschen nicht darüber hinweg, dass der erste bedeutende Kinohit von Terry Gilliam eine unausgewogene Aneinanderreihung einzelner Sequenzen ist, die mal mehr, mal weniger gut gelungen sind und die keinem schlüssigen roten Faden folgen. Es bleibt offen, was das eigentliche Anliegen des Films ist. Fantasy? Persiflage? Familienkomödie? Abenteuer? Von allem ist etwas vorhanden, doch nichts davon ist ausgereift genug, um den Film glänzen zu lassen. Bei allem Respekt vor Terry Gilliam und auch vor den Genre-Filmen der 1980er Jahre ist "Time Bandits" ein vergleichsweise schwaches, stellenweise langatmiges Opus. Schade, wenn man berücksichtigt, welches Potenzial verschenkt wird. Wertung:5 von 10 Punkten
Björn Flügel
(Bilder © 1981 HandMade Films)
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