Candyman
Schwache Neuauflage des 90er-Horrors Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 30 Oktober 2021
 
Halloween-SPECiAL

 
Candyman
Originaltitel: Candyman
Produktionsland/jahr: USA 2021
Bewertung:
Studio/Verleih: Monkeypaw Productions/Universal Pictures
Regie: Nia DaCosta
Produzenten: U.a. Jordan Peele, Ian Cooper & Win Rosenfeld
Drehbuch: Jordan Peele, Win Rosenfeld & Nia DaCosta
Filmmusik: Robert Aiki Aubrey Lowe
Kamera: John Guleserian
Schnitt: Catrin Hedström
Genre: Horror
Kinostart Deutschland: 26. August 2021
Kinostart USA: 27. August 2021
Laufzeit: 91 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Yahya Abdul-Mateen II, Teyonah Parris, Nathan Stewart-Jarrett, Colman Domingo, Kyle Kaminsky, Vanessa Williams, Brian King, Miriam Moss u.a.


Kurzinhalt: Anthony McCoy ist Maler, steckt jedoch zuletzt ein bisschen in einer Schaffenskrise. Bis ihn der Bruder seiner Frau eines Tages auf die Legende rund um den Candyman aufmerksam macht – immerhin gab es diesbezüglich vor rund dreißig Jahren, als jenes Wohnviertel in dem Anthony und Brianna zusammen leben noch die verrufenen Projects waren, einen prominenten Zwischenfall. Die Worte seines Schwagers wecken Anthonys Neugier, und er beginnt, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Diese beflügeln dann wiederum seine Kreativität, und er beginnt damit, eine neue Ausstellung rund um die Legende des Candyman zu konzipieren. Ein zentrales Stück dabei ist ein Spiegel, mit der Aufforderung, seinen Namen fünf Mal zu sagen. Am Tag nach der Eröffnung wird ein Paar in der Galerie tot aufgefunden…

Review: Szenenbild. Lange Zeit war unklar, ob die – wie viele andere Filme – pandemiebedingt verschobene Neuauflage Nia DaCostas des 90er-Jahre-Horrorfilms "Candyman" eher ein Remake, ein Reboot oder eine Fortsetzung sein würde. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei ihm um letzteres (wobei ich persönlich den Eindruck eines "Selective Sequels" hatte, dass nur auf den ersten aufbaut) – wird doch direkt auf die Ereignisse und/oder Figuren aus dem Original (wie die von Virginia Madsen gespielte Helen Lyle) referenziert. Zugleich hatte ich allerdings doch auch den Eindruck, dass man den dort geschaffenen Mythos zumindest teilweise uminterpretiert. Was auch schon der erste große Kritikpunkt ist. So habe ich nicht nur Tony Todd in der Rolle schmerzlich vermisst (und stellt man sich halt unweigerlich die Frage, warum hier auf einmal die 70er-Jahre-Version des Candymans herumlaufen/dominieren sollte), vor allem am Ende scheint man dann zu versuchen, den Candyman als Rächer der leidgeplagten afroamerikanischen Bevölkerung in den USA darzustellen – und das funktioniert halt einfach überhaupt nicht. Die Idee einer solchen Figur wäre ja nicht einmal uninteressant – es kann halt nur nie und nimmer der "farbenblinde" Candyman sein, der einfach jeden, der seinen Namen fünf Mal in den Spiegel sagt, ermordet.

Wobei wir damit schon beim nächsten Punkt sind, weil wie schon beim Original ist das wieder einmal nicht so eindeutig, wie es vom Film behauptet wird. Gut, ok, es gibt da offensichtlich immer diese eine Person, so wie Helen, die als Nachfolger – bzw. wie man es hier dann nennt, teil des "Bienenstocks" – gedacht ist, und daher vorerst verschont wird. Das erklärt aber nicht, warum man auch umgebracht wird, bloß weil eine Person, die neben einem steht, die Worte spricht, auch wenn man diese selbst nicht gesagt hat – wie es hier z.B. beim Pärchen in der Galerie der Fall ist. Ich hatte zudem den Eindruck, dass hier ein bisschen sehr viel in den Topf geworfen wird. Angefangen davon, wie weit ein Künstler bereit ist, für seinen Erfolg zu gehen, über Kritik an Gruppenzwang und/oder Mutproben, bis hin zur Rassenthematik. Ein stimmiges Ganzes wollten diese sehr unterschiedlichen Elemente für mich aber leider nicht ergeben. Es hilft auch nicht, dass ich zur Hauptfigur keinen Zugang fand, sei es nun aufgrund der Art und Weise, wie er sich trotz der Todesfälle in der Galerie einen Haxn darüber ausfreut, dass sein Name genannt wird, oder auch der Tatsache, dass er die entzündete Hand so lang ignoriert (ich wäre da nämlich schon längst zum Arzt gelaufen). Aber auch die durch ihn hergestellte direkte Verknüpfung zum Original fand ich doch eher verkrampft. Vor allem aber empfand ich den neuen "Candyman" leider als höchst unspannend. Ich war ja schon nicht der größte Fan des Originals, das hat mich aber definitiv mehr gepackt und mitgerissen als diese Neuauflage (und hatte nicht zuletzt ein wesentlich packenderes Finale zu bieten). Positiv sticht an der 2021er-Version von "Candyman" in erster Linie die visuelle Gestaltung vor, die in der Tat sehr fein geraten ist. Ich mochte auch die Idee, dass der Candyman hier (zumindest lange Zeit) nur im Spiegel zu sehen ist, bzw. quasi nur darin (bzw. in Reflexionen) mordet. Und am Ende bekommen wir dann doch nochmal kurz einen digital verjüngten Tony Todd zu Gesicht. Sowohl inhaltlich als auch spannungstechnisch konnte diese Neuauflage aber halt leider nicht viel, weshalb sich trotz der überschaubaren Laufzeit bei mir rasch die Langeweile breitmachte; fast so als hätte ich ihren "Namen" fünf Mal hintereinander in den Spiegel gesagt.

Fazit: Szenenbild. Die 2021er-Version von "Candyman" erweist sich als doch etwas eigenwillige Mischung aus Neukonzeption und Fortsetzung. Das Resultat reicht in meinen Augen weder ans Original noch das (in meinen Augen zu Unrecht gescholtene) Sequel "Die Blutrache" heran. Dafür ist der Film inhaltlich zu uninteressant und aufgrund der verschiedenen Thematiken, die er anspricht, die jedoch kein stimmiges Ganzes ergeben wollen, zu konfus. Ich fand ihn leider auch zu keinem Zeitpunkt wirklich spannend. Der neue Candyman ist zudem kein würdiger Ersatz für den unvergleichlichen Tony Todd. Und vor allem auch die Art und Weise, wie man am Ende dann zu versuchen scheint, den Candyman als Racheengel für die afroamerikanische Bevölkerung zu inszenieren, wollte für mich zur Legende sowohl wie sie im Original als auch hier bis zu diesem Zeitpunkt gezeigt hat überhaupt nicht passen. Was bleibt, sind die überaus nette Optik, einzelne interessante Einfälle (insbesondere im Hinblick darauf, dass der Candyman hier in erster Linie im Spiegel selbst zuschlägt), die stimmungsvolle Musik, sowie das Ende. Aber: Wenn rückblickend die spiegelverkehrten Logos die zu Beginn eingeblendet werden so ziemlich das Einfallsreichste sind, hast du als Film halt schon ein Problem.

Wertung:4 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2021 Universal Pictures)


Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2021





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