Psycho II
Gelungenes Sequel zum Hitchcock-Klassiker Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 20 Oktober 2021
 
Halloween-SPECiAL

 
Psycho II
Originaltitel: Psycho II
Produktionsland/jahr: USA 1983
Bewertung:
Studio/Verleih: Oak/Universel Pictures
Regie: Richard Franklin
Produzenten: Hilton A. Green & Bernard Schwartz
Drehbuch: Tom Holland
Filmmusik: Jerry Goldsmith
Kamera: Dean Cundey
Schnitt: Andrew London
Genre: Horror/Thriller
Kinostart Deutschland: 15. Juli 1983 (BRD)
Kinostart USA: 03. Juni 1983
Laufzeit: 113 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube (englisch)
Kaufen: Blu-Ray (Legacy Collection), DVD (Collection)
Mit: Anthony Perkins, Meg Tilly, Vera Miles, Robert Loggia, Dennis Franz, Hugh Gillin, Claudia Bryar, Robert Alan Browne u.a.


Kurzinhalt: Zweiundzwanzig Jahre nachdem er des mehrfachen Mordes für schuldig gesprochen und in die Psychiatrie eingeliefert wurde, gilt Norman Bates als geheilt. Gegen den Protest der Hinterbliebenen, darunter auch Lila Crane Loomis, wird er freigelassen, und kehrt ins angestammte Elternhaus inklusive des danebenstehenden Bates Motels zurück. Dieses wird mittlerweile von Warren Toomey betrieben. Norman lernt indes bei seinem Job als Koch in einem Diner die junge Mary kennen. Als diese von ihrem Freund versetzt wird, bietet er ihr an, statt mitten in der Nacht meilenweit nach Hause zu fahren, vielmehr eines der freien Zimmer in seinem Haus zu nutzen. Zögerlich nimmt Mary an, in weiterer Folge entsteht zwischen den beiden allerdings zunehmend eine Freundschaft. Doch es dauert nicht lange, bis Norman wieder die Stimme seiner Mutter vernimmt…

Review: Szenenbild. "Psycho II" ist ein recht spät entstandenes Sequel zu Hitchcocks Thriller-Klassiker. Nun mag man einwenden, dass es rein inhaltlich von vornherein nicht viel früher Sinn gemacht hätte, da es wohl kaum plausibel gewesen wäre, hätte man Norman bereits nach ein paar Jahren freigelassen. So oder so finde ich es aber durchaus interessant, dass man sich so spät dazu entschlossen (und getraut) hat, eine Fortsetzung zu einem derMeisterwerke der Filmgeschichte nachzulegen. Im Gegensatz zum Original kannte ich bisher noch keines der Sequels, und gebe unumwunden zu, doch eher skeptisch an "Psycho II" herangegangen zu sein. Letztendlich war ich dann aber doch durchaus angetan. Mir gefiel dabei vor allem auch der gewählte Ansatz, einen durchaus geläuterten Norman Bates zu zeigen, der tatsächlich versucht, ein normales Leben zu führen, und seine Psychose hinter sich zu lassen – aber letztendlich aufgrund der Intrige von Lila (die ihm den Mord an ihrer Schwester einfach nicht verzeihen kann) bzw. Mary erst recht wieder vom Pfad der Tugend abkommt, und dem Wahnsinn verfällt. Damit löst Lila das spätere Unheil letztendlich erst aus. Wie hier früheres Leid zu mehr Leid führt, ist eine so gefällige wie tragische Message.

Schade fand ich indes, dass man sich so sehr darauf konzentriert, die Intrige von Lila und Mary als Twist zu verkaufen, dass erstere leider doch etwas zu kurz kommt. Die Momente, als ihre Tochter sie zur Rede stellt, sind zwar gut, für meinen Geschmack hätte man sich ihrer Gedanken – und auch ihren allfälligen Zweifeln an dieser Vorgehensweise – ruhig ausführlicher widmen können. Vor allem aber fand ich es schade, dass es letztendlich zwischen Vera Miles und Anthony Perkins keine gemeinsame Szene gönnen sollte; wenn man schon beide zurückbringt, hätte ich mir das eigentlich schon erwartet. Wenn ich schon dabei bin, Kritik zu üben: Die legendäre Duschszene zu wiederholen, war schon ein bisschen ein billiger Trick, und in meinen Augen auch eher unnötig. Vor allem aber fand ich den Twist rund um seine echte Mutter nicht einfach nur entbehrlich, sondern richtiggehend dämlich. Zumal es aufgrund ihrer Körpergröße auch nicht plausibel ist, dass sie die vorherigen Morde verübt hat (bekam man dort doch eine deutlich größere Gestalt zu Gesicht). Da hätte man sich doch besser etwas anderes überlegt. Ansonsten konnte mir "Psycho II" aber gut gefallen. Inhaltlich war er wie gesagt durchaus interessant, und auch wenn er inszenatorisch natürlich nicht an Hitchcocks Klassiker heranreichen mag, so macht Richard Franklin seine Sache doch ordentlich, und setzt die Handlung durchaus atmosphärisch in Szene. Zudem beschert er uns das eine oder andere imposante Bild, wie z.B. auch die allerletzte Einstellung, die dann schließlich in den USA auch als Postermotiv gewählt wurde. Pluspunkte sammelt der Film zudem für die Filmmusik von Jerry Goldsmith, der zwar ebenfalls nicht an Bernard Hermanns ikonischer Komposition heranreicht, aber dennoch viel zur Atmosphäre des Films beiträgt. Vor allem aber zeigt Anthony Perkins hier wieder einmal eine phantastische Leistung. Während er im Original doch ein bisschen am Rand stand, rückt er hier nun in den Mittelpunkt, und begeistert mit einer Performance, die einen abwechselnd Mitleid und Abscheu empfinden lässt. Ohne seine eindringliche Darstellung wäre der Film wohl nur halb so gut.

Fazit: Szenenbild. Ich gebe zu, mir von diesem späten Sequel zu Alfred Hitchcocks Meisterwerk nicht viel erwartet zu haben. Allerdings muss ich ihnen tatsächlich zugestehen, dass es hier bei allem natürlich vorhandenen finanziellen Interesse eine überaus spannendes Konzept – und damit eben auch einen nachvollziehbaren kreativenGrund – gab. Denn die Idee, wie Norman Bates hier langsam aber sicher wieder in den Wahnsinn zurückgetrieben wird, und früheres, nie überwundenes Leid sowie die mangelnde Fähigkeit zur Vergebung nun neues Leid auslöst, gefiel mir ausgesprochen gut. "Psycho II" ist zudem mehr als solide inszeniert, wartet mit einem starken Score von Jerry Goldsmith auf, und besticht nicht zuletzt mit Anthony Perkins eindringlicher Performance eines gequälten Mannes, der verzweifelt – und letztendlich erfolglos – gegen seine inneren Dämonen ankämpft. Zwar ist er mit einer knapp zweistündigen Laufzeit doch eine Spur länger als unbedingt nötig. Zudem war ich doch ein bisschen enttäuscht, dass man uns keine gemeinsame Szene von Perkins und Miles gönnte. Und vor allem den Abschlusstwist fand ich dann höchst entbehrlich, und als Erklärung für die Morde davor auch wenig überzeugend. Insgesamt ist "Psycho II" aber definitiv ein besseres und interessanteres Sequel, als ich das gerade auch bei der (späten) Fortsetzung zu so einem großen Klassiker erwartet hätte.

Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1983 Universal Pictures)


Weiterführende Links:
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