Peninsula |
Mäßige Fortsetzung des Überraschungshits
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Sonntag, 11 Oktober 2020 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
![]()
Kurzinhalt: Vor vier Jahren sorgte der Unfall in einer Chemiefabrik in Südkorea zum Ausbruch einer Zombie-Seuche. Nur wenigen gelang auf einem Schiff die Flucht nach Hongkong, und selbst diesen ist kein besonders luxuriöses Leben beschert – ist ihre Herkunft doch ein Stigma, das ihr Leben, und ihre Erfolgschancen, tagtäglich beeinträchtigt. Und so schlagen sich einige von ihnen zwangsläufig als Kleinkriminelle herum – bis vier von ihnen eines Tages von einem Gangsterboss ein verlockendes Angebot gemacht wird: Sie sollen zur südkoreanischen Halbinsel zurückkehren, um einen Lastwagen voller Geld zu bergen. Danach wird die Beute fifty fifty geteilt, und die vier können somit die Hälfte des Geldes unter sich aufteilen. Doch natürlich: Zuerst muss es ihnen gelingen, den Lastwagen ausfindig zu machen und sicher zum Hafen zu schaffen – wimmelt es in Südkorea doch immer noch vor Zombies. Allerdings sind es dann aber weniger diese, die ihnen Probleme bereiten, als vielmehr die Überlebenden, die es zu ihrer Überraschung ebenfalls nach wie vor auf der Halbinsel gibt. Und so wird der vermeintliche Beutezug für die vier Glücksritter vielmehr zu einem Kampf ums Überleben… Review: ![]() Was ist also schiefgelaufen? Nun, auf der einen Seite hat Sang-ho Yeon hier glaube ich was das Spektakel betrifft zu viel gewollt. Er wollte krampfhaft in typischer "höher, schneller, weiter"-Sequel-Manier eins draufsetzen, ist damit aber ziemlich gescheitert. Hauptgrund: Wo "Train to Busan" CGI-Effekte derart verhalten einsetzten dass sie kaum aufgefallen sind, sind sie bei "Peninsula" fast allgegenwärtig. Und ja, schon klar, viele Szenen hier – nicht zuletzt vom zerstörten Südkorea – hätten sich halt einfach nicht anders umsetzen lassen. Aber es sorgt einfach für einen enormen optischen Bruch zum Vorgänger, und sorgt nicht zuletzt auch dafür, dass einer von dessen größten Reize (zumindest für mich) verloren geht; da es dort eben gerade auch nach dem "World War Z"-Debakel höchst erfrischend war, einen Film zu sehen, der überwiegend bis ausschließlich auf praktische Effekte setzt. Besonders schlimm stechen die Autoszenen hervor. Fast jede Autofahrt ist mit einem CGI-Fahrzeug umgesetzt, und wirkt daher wie ein Let's Play vom aktuellen GTA – oder was auch immer für Autospiele gerade angesagt sind (ich bin hier zugegebenermaßen nicht mehr auf dem neusten Stand). Insofern ist mein vorangegangener Kommentar, dass "Peninsula" dem (animierten) "Seoul Station" näher ist als "Train to Busan", durchaus auch optisch gemeint. Knackpunkt Nummer zwei ist die fehlende Originalität. Zugegeben, "Train to Busan" erzählte letztendlich auch nur eine schon oftmals gesehene Story vom Ausbruch einer Zombie-Apokalypse – dies jedoch auf einem bis dahin eben kaum bis nie gesehenen Niveau. "Peninsula" ist jedoch sowohl inhaltlich als auch umsetzungstechnisch absolut nichts Besonderes. Ich bin bei "The Walking Dead" schon lange ausgestiegen (ca. Mitte der achten Staffel), aber nichts was "Peninsula" zeigt, hätte man dort nicht schon gesehen – und das noch dazu (trotz meiner mittlerweile bescheidenen Meinung zur Serie) besser. Erschwerend kommt hinzu, dass es auch diesmal zahlreiche übertriebenen dramatische Momente gibt. In "Train to Busan" konnte ich die insofern leichter verschmerzen, als ich dort den Figuren sehr verbunden war; hier hingegen wirkten sie einfach nur überzogen auf mich, und rissen mich doch eher heraus (von der Frage, wie die Kinder angesichts der Distanz erkennen konnten, was ihre Mutter dabei ist zu tun, ganz zu schweigen). ![]() Fazit: Auf "Peninsula" habe ich mich wirklich gefreut; nicht zuletzt habe ich mir vor dem Kinobesuch die beiden Vorgänger noch einmal angesehen. Letztendlich war die vermeintliche Fortsetzung zu "Train to Busan" dem mittelmäßigen, animierten Prequel/Sidequel "Seoul Station" weitaus näher, als dem grandiosen Vorgänger. Und das nicht nur tonal und inhaltlich, sondern überraschenderweise auch optisch. Die starke Anwendung von CGI hat mich enorm gestört, und gerade auch während der zahlreichen Autoszenen wähnte ich mich teilweise in einem Computerspiel. Das hat mich leider immer wieder herausgerissen, und insgesamt haben gerade auch diese Szenen aufgrund ihrer Künstlichkeit für mich überhaupt nicht funktioniert. Aber auch sonst ist "Peninsula" dem Vorgänger in allen Belangen unterlegen, seien es die Story, die Inszenierung, und insbesondere auch die Figuren. Einzelne interessante Ideen und/oder gelungene/starke Momente mag es zwar gegeben haben. Und vor allem den Einstieg fand ich noch durchaus vielversprechend. In weiterer Folge ist der Film aber dann leider – so viel wortspielerische Anspielung auf den Vorgänger sei mir erlaubt – doch ziemlich entgleist, und erwies sich insgesamt als ziemlich enttäuschendes Sequel des Überraschungshits aus 2016, den ich nach wie vor für einen der besten Zombie-Filme der Gegenwart halte. Ein Urteil, von dem "Peninsula" leider nur träumen kann. Wertung:4 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2020 Splendid Film)
Weiterführende Links: Halloween-SPECiAL 2020
Kommentar schreiben
|