Ed Wood |
Tim Burtons Tribut an den König des Trash-Films
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Donnerstag, 12 Dezember 2019 |
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Kurzinhalt: Edward D. Wood Jr. hat eine kleine, treue Theatergruppe um sich geschart – bislang waren seine Stücke jedoch nicht unbedingt von Erfolg gekrönt. Dann kommt ihm die Idee, es vielleicht mal im Filmgeschäft zu versuchen. Er heuert zuerst als Assistent in der Ausstattungsabteilung an, und wird so zufällig auf ein Filmprojekt der kleinen Firma Screen Classics – die sich in erster Linie auf billige Schundfilme verlegt hat – aufmerksam. Die Thematik einer Geschlechtsumwandlung spricht ihn – als jemand mit Transvestitismus – an. Als er eines Tages zufällig auf die alternde Horror-Ikone Bela Lugosi trifft und sich mit ihm anfreundet, bekommt er – mit einem solchen Starnamen im Gepäck – tatsächlich den Auftrag, "I Changed My Sex" zu drehen. Sowohl mit dem von Wood völlig umgeschriebenen Drehbuch – dass sich daraufhin mehr auf seine eigenen Beziehungsprobleme aufgrund seines Transvestitismus bezieht – geschweige denn dem fertigen Film, hat der Produzent allerdings wenig Freude, weshalb sich Ed Wood daraufhin nach einer neuen Filmfirma umschauen muss. In den folgenden Jahren setzt er noch zwei weitere Filme um, die sich ebenfalls als Flop erweisen, und steht zudem seinem Freund Bela Lugosi bei dessen Entziehungskur zur Seite. Nach Belas Tod sucht er dann schließlich verzweifelt nach einem neuen Filmprojekt, um die letzten Aufnahmen seines Freundes darin verwenden zu können – und beginnt mit seiner Arbeit an "Grave Robbers From Outer Space"… Review: ![]() Zumal der Film letztendlich so viel mehr ist als "nur" ein Denkmal für den angeblich schlechtesten Regisseur aller Zeiten (was ich zumindest für bestreitbar halte). So zelebriert Tim Burton mit ihm das künstlerische Schaffen an sich, und zwar unabhängig von dessen Qualität. Nicht zuletzt mit der bereits erwähnten Szene mit Orson Welles, die vermittelt, dass letztendlich jeder Filmemacher, egal auf welchem Level und in welcher Qualität, vor den gleichen Problemen steht (Finanzierung, kreative Kontrolle usw.) huldigt er das Autorenkino, bzw. generell die Künstler – im Vergleich zu den Studios und Financiers, die in erster Linie am finanziellen Erfolg eines Films interessiert sind. Zudem erzählt er von einer tief empfundenen, innigen Freundschaft zwischen zwei eigentlich sehr unterschiedlichen Menschen, die zudem an völlig unterschiedlichen Punkten ihres Lebens und ihrer Karriere stehen. Auf der einen Seite der motivierte, engagierte, aufstrebende Jungregisseur, auf der anderen der alte Star, der jedoch langsam in Vergessenheit zu geraten droht. Was beide eint ist ihre Leidenschaft für das Filmemachen – in Woods Fall als Autor und Regisseur, in Legosis Fall als Darsteller, der bis zuletzt seinen zunehmend müden Körper vor die Kamera schleppt, und nur dort so richtig aufblüht. Vor allem aber ist "Ed Wood", wie so viele Werke von Tim Burton, ein Plädoyer dafür, sich einerseits selbst treu zu bleiben, und andererseits andere so zu akzeptieren, wie sie sind (besonders deutlich wird dies bei der Transvestiten-Thematik, und wie unterschiedlich Dolores Fuller und Kathy O'Hara damit umgehen). "Ed Wood" zelebriert das andersartige, das außergewöhnliche, und stellt just jene Menschen, die sonst in der Gesellschaft oftmals an den Rand gedrängt werden, in den Mittelpunkt. Und dies noch dazu, ohne dabei predigend zu sein, und immer auf überaus charmante Art und Weise. ![]() Fazit: Mit "Ed Wood" feiert Tim Burton das kreative Schaffen in jeglicher Form – und das ganz unabhängig vom Endergebnis. Seine Aussage ist ganz klar, dass wir alle unserem Herzen folgen sollen; Hauptsache, wir sind glücklich dabei. Wie "Ed Wood" generell dazu aufruft, zu unserem wahren Ich zu stehen – aber auch dazu anhält, dass wir eben auch andere so akzeptieren, wie sie sind. In erster Linie ist der Film aber natürlich eine dramatisierte Aufarbeitung von Ed Woods Leben. Dabei mag man sich die eine oder andere – für solche BioPics letztendlich aber nur normale – künstlerische Freiheit nehmen, schien mir aber Ed Woods Persönlichkeit – der mit seiner "Perfekt, weiter!"-Mentalität quasi der Gegenentwurf zu Perfektionisten wie Stanley Kubrick darstellt – gut einzufangen (zumindest, soweit sich das von der "Ferne" aus beurteilen lässt). Doch so sehr "Ed Wood" auch den Geist seiner Titel- und Hauptfigur atmet, handwerklich orientiert sich Tim Burton dann doch nicht an ihm, und präsentiert vielmehr einen makellosen Film, der zudem mit zahlreichen wunderschönen Schwarz/Weiß-Bildern aufwarten kann. Und auch die Besetzung, sowie Howard Shores Musik, sind über jeden Zweifel erhaben. Insgesamt ist "Ed Wood" jedenfalls eine wundervolle Liebeserklärung an das – beherzte – Trash-Kino im Allgemeinen, und seinen ungekrönten König im Besonderen. Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1994 Touchstone Pictures)
Weiterführende Links: Advents-SPECiAL 2019
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