Aufbruch zum Mond |
Dramatisierung von Neil Armstrongs Leben
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Donnerstag, 05 Dezember 2019 |
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Kurzinhalt: Neil Armstrong ist einer von vielen Testpiloten der Air Force. Anfang der 60er wird sein Leben von einem tragischen Schicksalsschlag überschattet, als seine kleine Tochter an Krebs stirbt. Daraufhin beginnt sich der ohnehin schon stille Neil noch weiter in sich zurückzuziehen, und stürzt sich in seine Arbeit. Er bewirbt sich bei der NASA als Astronaut, und wird als einer von neun neuen Mitgliedern, die sich den sogenannten "Gemini Seven" anschließen, für das Raumfahrtprogramm ausgewählt. Bei seinem ersten Flug ins All, mit Gemini 8, kommt es dann zu einer verheerenden Fehlfunktion des Triebwerks, die fast in einer Katastrophe geendet hätte. Nur Neil Armstrongs Talent, auch in kritischsten Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, ist es zu verdanken, dass das Desaster ausblieb. Etwas, dass er auch etwas später beim Test der Mondlandefähre beweist, als er sich in letzter Sekunde mit dem Schleudersitz befreit und so sein Leben rettet. Alles Vorfälle, welche der NASA natürlich nicht verborgen bleiben. Und so wird Neil Armstrong schließlich zum Kommandanten der Apollo 11-Mission gewählt, bei der er, zusammen mit Edwin "Buzz" Aldrin und Michael Collins zum Mond fliegen und diesen als erster Mensch betreten soll… Review: ![]() "Aufbruch zum Mond" besticht dabei vor allem in audiovisueller Hinsicht. Der Soundtrack von Justin Hurwitz ist wieder einmal eine Wucht, und erweist sich hier als ebenso essentiell, wie zuvor bei "Whiplash" und "La La Land", weshalb er für mich auch ganz klar Chazelles wichtigster Kollaborateur ist. Für "Aufbruch zum Mond" hat er in erster Linie zwei schöne, einprägsame Leitmotive komponiert, die bei der abschließenden Mission dann auch zunehmend miteinander verwoben werden. Dabei setzt er auch auf heutzutage kaum gehörte Instrumente, wie das Theremin (welches vor allem in den SF-Filmen der 50ern sehr populär war). Dass es für seine Arbeit nicht einmal eine Oscar-Nominierung gab, ist einfach nur ein Witz (und zwar ein schlechter). Aber auch auf visueller und/oder inszenatorischer Ebene vermag es "Aufbruch zum Mond", zu begeistern. Bereits der Einstieg ist spektakulär, mit dem X-15-Testflug. An der Umsetzung der Mission von Gemini 8 gefiel mir dann insbesondere, dass wir fast die ganze Zeit mit den Astronauten in der Kapsel bleiben, und Chazelle überwiegend auf Außenaufnahmen verzichtet. Man fühlt sich dadurch quasi wie die Fliege an der Wand, bzw. als Teil der Besatzung. Und nicht zuletzt auch, da sich Chazelle was die Geräuschkulisse betrifft nicht zurückhält und es ordentlich dröhnen lässt, bekommt man so als Zuschauer zumindest einen Eindruck, wie sich das für die Astronauten angeführt haben muss. In erster Linie ist es aber die Umsetzung der Apollo 11-Mission (abseits kleinerer Schönheitsfehler, wie der fehlenden US-Flagge), die besticht. Hurwitz Musik steigert sich hier während des Anflugs über Minuten hinweg, um dann schließlich bei der Landung ihren Höhepunkt zu erreichen. Die nachfolgenden Aufnahmen der Mondoberfläche sind einfach nur ungemein beeindruckend, und lassen einem zum vielleicht ersten Mal Aldrins Eindruck der "überwältigen Trostlosigkeit" ("magnificent desolation", wie er es ausdrückte) nachempfinden. Jedenfalls war "Aufbruch zum Mond" wieder einmal einer jener Filme, die von einer möglichst großen Leinwand (in meinem Fall jene des altehrwürdigen Wiener Gartenbaukinos) profitierten. ![]() Doch es ist nicht nur Armstrong. Auch Buzz Aldrin tut man mit der Darstellung hier (durch den von mir jetzt nicht unbedingt geschätzten – das mag hier auch noch mitspielen – Corey Stoll) nicht gerade einen Gefallen, wirkt er doch teilweise wie ein richtiges, arrogantes Arschloch. Wieder: Das mag halt einfach der Wahrheit näher sein, als die bisherigen Interpretationen, deckt sich aber halt nicht mit meinem eigenen Eindruck, den ich als an der Raumfahrt im Allgemeinen und der Mission von Apollo 11 im Besonderen interessierter Mensch bisher gewonnen hätte. Und so hatte ich ich bei "Aufbruch zum Mond" – ob richtig oder falsch, sei dahingestellt – den Eindruck, dass dieser die Geschichte doch etwas verzerrt. Und alle, die mir nun meine – wohlwollende – Meinung zu "Bohemian Rhapsody" vorwerfen wollen, seien daran erinnert, dass der Film trotz aller künstlerischen Freiheit (Verschiebungen, Verkürzungen, Übertreibungen) die schillernde Persönlichkeit von Freddie Mercury wahrheitsgetreu und vor allem auch in all seinen Facetten einfing. Und eben genau das gelang "Aufbruch zum Mond" in meinen Augen nun mal nicht; nicht zuletzt auch deshalb, als mir Goslings Armstrong zu sehr auf den Verlust seiner Tochter reduziert (auch wenn ich sofort glaube, dass das ein Verlust ist, der einen verändert, und den man nie wirklich überwindet). Und das ist halt dann schon ein nicht unwesentlicher Knackpunkt. Den Darstellern ist hier übrigens der geringste Vorwurf zu machen. Zwar war ich von Ryan Gosling auch schon mal schwerer beeindruckt, als hier, das liegt aber sicherlich zu einem nicht unwesentlichen Teil ganz einfach daran, dass er hier einen fast schon apathisch wirkenden Mann spielt, der sich von allem und jedem um ihn herum abschottet, und kaum mal Gefühle zeigt. Was es halt auch einem Darsteller ungemein schwer macht. Corey Stoll ist wie gesagt nicht mein Lieblings-Darsteller (was auch an meiner Enttäuschung mit "The Strain" liegen mag, dass ich bereits im Verlauf der ersten Staffel abgebrochen habe), und Lukas Haas erleidet das Schicksal seiner Figur, und gerät als Michael Collins leider völlig in den Hintergrund du wird praktisch vergessen. Dafür war ich von Claire Foy (die sich seit der Scheibenwelt-Verfilmung "Going Postal" ungemein schätze) umso begeisterter. Eine wundervolle, emotionale, nuancierte Performance, mit der sie mich wirklich (wieder einmal) beeindruckt hat. Weshalb ich sie auch, neben Inszenierung und Score, zu den größten Stärken des Films zähle. Fazit: ![]() Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2018 UPI)
Weiterführende Links: Advents-SPECiAL 2019
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