Der Stoff, aus dem die Helden sind |
Tribut an die Pioniere der Raumfahrt
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Montag, 02 Dezember 2019 |
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Kurzinhalt: Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs finden sich einige waghalsige Testpiloten in einer abgelegenen Air Force-Basis in der Wüste Kaliforniens ein. Ziel ist, die Schallmauer endlich zu durchbrechen – was Chuck Yaeger eines Tages dann tatsächlich gelingt. In den darauffolgenden Jahren überbieten sich die Testpiloten mit immer neuen Geschwindigkeitsrekorden – müssen jedoch auch immer wieder von Kollegen, die bei Unfällen ums Leben kommen, Abschied nehmen. Im Jahr 1957 läutet der Start des ersten russischen Satelliten Sputnik schließlich das Zeitalter der Raumfahrt ein. Die Amerikaner werden von diesem Start überrascht; nun gilt es, so rasch als möglich nachzuziehen. Die NASA wird gegründet, und daraufhin beginnt man mit der Suche nach den ersten Astronauten – wofür man natürlich in erster Linie einen Blick auf erfahrene Piloten, egal ob von der Navy oder der Air Force, wirft. Während Yaeger mangels eines College-Abschlusses nicht rekrutiert wird, verschlägt es zahlreiche Weggefährten nach Texas, wo in einem harten Testverfahren letztendlich sieben Kandidaten ausgewählt und kurz darauf als die "Mercury Seven" – die ersten amerikanischen Astronauten – der Welt vorgestellt werden: Alan B. Sheppard, Virgil "Gus" Grissom, John Glenn, Malcolm Scott Carpenter, Walter M. Schirra, Donald "Deke" Slayton, sowie Leroy Gordon Cooper. In den folgenden Jahren werden diese Pioniere der Raumfahrt den öffentlichen Diskurs in den USA bestimmen – während ihr Vorreiter Chuck Yaeger, der nach wie vor als Testpilot tätig ist, zunehmend in Vergessenheit gerät… Review: ![]() Zwar sind diese Brüche im Ton teilweise ziemlich stark, und werden wohl nicht jedermanns Geschmack treffen. Wie "Der Stoff, aus dem die Helden sind" generell ein sehr eigenwilliger und teilweise auch ziemlich schräger Film ist. Aber mich (als jemand, der sich für die Grundthematik interessiert) hat er bestens unterhalten. Was ebenfalls besticht, ist die hochkarätige Besetzung. Dennis Quaid, Ed Harris, Scott Glenn, Fred Ward, Sam Sheppard, Barbara Hershey, Veronica Cartwright, Pamela Reed, Mary Jo Deschanel, Lance Henriksen, Harry Shearer und Jeff Goldblum sind nur einige der bekannten Gesichter, die einem bei "Der Stoff, aus dem die Helden sind" – teils in frühen Rollen – unterkommen (wobei man auch Chuck Yaeger selbst einen kleinen Gastauftritt als Barkeeper spendiert), und in ihren jeweiligen Rollen auch allesamt glänzen. Trotz aller amüsanter Momente gibt es dabei auch immer wieder dramatische, mitreißende Szenen, die es verstanden, mich so richtig zu packen. Die Inszenierung von Philip Kaufman ist ebenfalls fantastisch, und wartet vor allem zu Beginn mit ein paar wunderschönen Einstellungen (Stichwort Sonnenuntergänge) auf. Auffällig ist darüber hinaus, wie er teilweise auf Archivaufnahmen zurückgreift – und teilweise auch mit den Darstellern neu gedrehtes Material perfekt darin einbindet (und das immerhin ein gutes Jahrzehnt vor "Forrest Gump"). Und die peitschende Musik von Bill Conti trägt ebenfalls viel zum Gelingen bei, wobei es mir neben der Titelmelodie vor allem der Marsch angetan hat, der fast von John Williams sein könnte. Zugegebenermaßen braucht "Der Stoff, aus dem die Helden sind" ein bisschen, ehe er so richtig Fahrt aufnimmt. Kaufman nimmt sich nun mal ausreichend Zeit, um das Setting zu etablieren und Chuck Yaeger vorzustellen. Was dann zwar rückwirkend, wenn der Film seinen Fokus zunehmend zu seinen früheren Kollegen verlagert (wobei er ihn bis zuletzt nie vollständig aus den Augen verliert), ein bisschen seltsam wirken mag, letztendlich fand ich es aber sehr schön, dass man sich nicht nur rein aufs Mercury-Programm konzentriert, sondern eben auch auf die Hintergründe zu diesem eingeht; denn ohne die Testflüge in der Wüste und die dortigen Fortschritte hätte es vielleicht nie ein Raumfahrtprogramm gegeben. Und letztendlich geben genau diese zeitlichen, aber auch inhaltlichen, Sprünge "Der Stoff, aus dem die Helden sind" eben genau jenes epische Gefühl, dass ihn für mich u.a. so auszeichnet. ![]() Fazit: "Der Stoff, aus dem die Helden sind" ist ein so langer wie schräger Film – ich fand ich aber wirklich cool. Entscheidend ist dabei sicherlich, inwiefern man sich denn überhaupt für das Thema interessiert (sonst könnte der Film schon allein aufgrund seiner Länge doch etwas mühsam werden), und ob man mit dem sehr eigenwilligen, ständig wechselnden Ton zurechtkommt – denn nach noch eher ernst-bedrückendem Beginn wird es im weiteren Verlauf des Films zunehmend amüsant, und stellenweise richtiggehend albern. Für mich persönlich zeichnete eben dies den Film dann nochmal ganz Besonders aus, ich verstehe aber jeden, dem die tonalen Brüche teilweise doch etwas zu krass waren. Mir hat an "Der Stoff, aus dem die Helden sind" jedenfalls so ziemlich alles gefallen, angefangen bei Philip Kaufmans hochwertige Inszenierung (die mit einigen wunderschönen Bildern aufwartet), über die hochkarätige Besetzung, bis hin zum epischen Gefühl, dass die Handlung nicht zuletzt aufgrund des langen Zeitraums, den diese abdeckt, verströmt. Da und dort mag sich Kaufman zwar selbst für meinen Geschmack etwas zu viel Zeit genommen haben, und der Schlusspunkt ist dann nicht das Stärkste am Film, und wirkt, so logisch er grundsätzlich gewählt sein mag, aus rein dramaturgischer Sicht nicht 100%ig glücklich gewählt. Für mich ist "Der Stoff, aus dem die Helden sind" aber insgesamt eine wunderbare Dramatisierung historischer Ereignisse, die es schafft, gleichermaßen informativ und unterhaltsam zu sein. Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1984 Warner Bros.)
Weiterführende Links: Advents-SPECiAL 2019
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