Arctic
Survival-Thriller mit Mads Mikkelsen Kategorie: Filme - Autor: Björn Flügel - Datum: Freitag, 29 November 2019
 
 
Arctic
Originaltitel: Arctic
Produktionsland/jahr: Island 2018
Bewertung:
Studio/Verleih: Armory Films/Koch Media
Regie: Joe Penna
Produzenten: U.a. Noah C. Haeussner, Christopher Lemole & Tim Zajaros
Drehbuch: Joe Penna & Ryan Morrison
Filmmusik: Joseph Trapanese
Kamera: Tómas Örn Tómasson
Schnitt: Ryan Morrison
Genre: Drama/Thriller
Heimkino-Premiere Deutschland: 28. November 2019
Kinostart USA:/strong> 01. Februar 2019
Laufzeit: 98 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Mads Mikkelsen, Maria Thelma Smáradóttir & Tintrinai Thikhasuk.


Kurzinhalt: Nach einem Flugzeugabsturz in der Arktis ist es einem Mann seit einiger Zeit gelungen, völlig allein zu überleben. Täglich versucht er, Funkkontakt herzustellen oder mit SOS-Zeichen im Schnee auf sich aufmerksam zu machen. Er ernährt sich von rohem Fisch. Als eines Tages ein chinesicher Hubschrauber über ihm erscheint, scheint seine Rettung greifbar nahe. Doch der Hubschrauber stürzt aufgrund des herrschenden Sturms ab, lediglich die Co-Pilotin überlebt schwerverletzt. Er birgt sie. Im Wrack findet er eine Landkarte und beschließt, sich selbst auf die Suche nach Rettung zu begeben. Bepackt mit lebenswichtiger Ausrüstung und der bewusstlosen Chinesin bricht er zu einem tagelang währenden Marsch durch das ewige Eis auf…

Review: Szenenbild. Als sich der brasilianische Videoclip-Regisseur Joe Penna 2016 daran machte, sein Spielfilmdebut in Form eines auf dem Mars angesiedelten Survival-Dramas vorzubereiten, kam ihm ein gewisser Sir Ridley Scott zuvor und landete mit "Der Marsianer - Rettet Mark Watney" einen weltweiten Hit. Nun wäre es nicht ungewöhnlich, dass sich zwei ähnlich gelagerte Filme gleichzeitig dem Wettbewerb an den Kinokassen stellen, jedoch dürfte Penna klargewesen sein, dass er gegen Scott und dessen Hauptdarsteller Matt Damon sowie gegen dessen stolzes Budget von 108 Mio. US-Dollar (Zum Vergleich: Penna standen lediglich 2 Mio. US-Dollar zur Verfügung!) kaum eine Chance haben würde, zumal Scotts Mars-Robinsonade Publikum und Kritiker gleichermaßen überzeugt hatte. Also verlegte er den Schauplatz seiner Geschichte in die Arktis und lässt den aus der TV-Serie "Hannibal" in bester Erinnerung gebliebenen Mads Mikkelsen statt gegen einen fremden, unwirtlichen Planeten gegen eisige Temperaturen, Schneemassen und einen Eisbären kämpfen. Doch im Kern ist die Geschichte gleich: Hier wie dort geht es darum, isoliert ums Überleben zu kämpfen und mehr noch: Die Hoffnung und sich als Mensch zu behaupten.

Allerdings verlangt er dabei dem Zuschauer einiges an Bereitschaft, das Unwahrscheinliche und den Zufall anzunehmen, ab. Das ist auch mein wesentlicher Kritikpunkt an "Arctic": Das, was dem namenlosen Protagonisten bis zum Abspann alles widerfährt, ist zuweilen arg unglaubwürdig. (Ob er tatsächlich Overgard heißt, wie es viele Quellen angeben, ist fraglich. Erwiesen ist lediglich, dass dieser Name auf seiner Jacke steht.) Da stürzt beispielsweise direkt vor seiner Nase ein Hubschrauber ab. Rein zufällig! Dann findet er in dem Wrack genau die Dinge, die ihm bislang fehlten wie beispielsweise ein Feuerzeug (Den Gasbrenner mitsamt Gaspatrone hat er ja bereits!), einen Bergungsschlitten und nicht zuletzt eine Landkarte. Im weiteren Verlauf werden er und seine Begleiterin in ihrer Übernachtungshöhle von einem Eisbären ausfindig gemacht und angegriffen. Dann stürzt er noch in eine unterirdische Höhle, ehe er schließlich mit letzter Kraft einen bemannten Stützpunkt erreicht, wo just in diesem Moment ein Hubschrauber abhebt. All das kommt insgesamt sehr, sehr konstruiert herüber, so dass es dem Zuschauer doch schwerfällt, die Story überhaupt ernst zu nehmen.

Szenenbild. Stark hingegen ist die Performance von Mads Mikkelsen, der voller Inbrunst aufspielt und über das notwendige Charisma verfügt, um den vorgenannten Humbug an den Mann zu bringen. Man fühlt und fiebert mit ihm mit und ist neugierig: Wer überhaupt ist dieser Typ? Und dadurch, dass der Film keinerlei Erläuterungen liefert, bleibt die Figur bis zum Schluss hochinteressant. Hervorzuheben ist, dass Mikkelsen durchgängig in dicke Jacken verpackt agiert und dadurch nur sein Gesicht sichtbar ist. Weiterhin spricht er - umständehalber - so gut wie gar nicht. Trotz dieser Einschränkungen das Publikum zu fesseln ist eine Glanzleistung. Und auch wenn die Story schwächelt: Joe Penna präsentiert einen ausgewogenen Spannungsbogen und setzt klare dramaturgische Schwerpunkte. Es geht nicht um das Abenteuer, sondern um den Menschen an sich und dessen Hoffnung und unbändigen Willen zu überleben. Seine Inszenierung ist zwar nicht sonderlich innovativ, aber dennoch grundsolide. Mit "Arctic" empfiehlt er sich zweifellos für weitere Filmprojekte, und ich bin sehr gespannt, wie er sich als Regisseur weiter entwickeln wird.

Fazit: Drücken wir mal ein Auge zu: Berücksichtigt man, dass es sich bei "Arctic" um Joe Pennas ersten Spielfilm handelt, liegt insgesamt ein solide gemachtes Werk vor. Und hat man im Hinterkopf, dass er auch keine Filmhochschule besucht hat, sondern sein Handwerk gewissermaßen autodidaktisch erlernt hat, ziehe ich erst recht meinen Hut. Unter dem Strich ist "Arctic" durchaus spannend, wenn man bereit ist, über einige Dei ex Machina hinwegzusehen. Dort wo die Story schwächelt, gelingt es dem herausragenden Mads Mikkelsen, den Zuschauer wieder einzufangen, zu fesseln und zu begeistern.

Wertung:6 von 10 Punkten
Björn Flügel
(Bilder © 2019 Koch Media)





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