Der Leuchtturm |
Robert Eggers neuester Alptraum
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Mittwoch, 27 November 2019 |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kurzinhalt: Eine Insel in New England in den 1890ern: Der erfahrene Seeman Thomas Wake und der diesbezügliche Frischling Ephraim Winslow, der zuvor als Holzfäller gearbeitet hat, kommen auf die Insel, um die Besetzung des Leuchtturms abzulösen. Rasch wird klar, dass sich die beiden sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten nicht wirklich grün sind. Auf der einen Seite der laute, abgehärtete Seebär, auf der anderen der ruhige, kleinlaute Frischling, für den dieser Job einen Neuanfang darstellen soll. Es ist eine Zweckgemeinschaft, und beide versuchen, das Beste daraus zu machen. Doch die Isolation, das schlechte Wetter und die eintönige Arbeit, die allesamt dazu führen, dass sich jeder Tag gleich anfühlt und sie schon bald beginnen, jegliches Zeitgefühl zu verlieren, machen ihnen zunehmend zu schaffen. Als die erwartete Ablöse nicht eintrifft und die Vorräte langsam zu Neige gehen, scheint die Tragödie unausweichlich… Review: ![]() Etwas, worin sich die beiden Filme voneinander unterscheiden, ist die Herangehensweise bei der Inszenierung – wo Eggers im Vergleich zu seinem Erstling noch etwas mehr Mut beweist. Denn während dieser wie ein relativ gewöhnlicher zeitgenössischer Horrorfilm aussah, setzt er im Falle von "Der Leuchtturm" bewusst auf eine veraltete Optik, die ihn so aussehen lässt, als wäre er in den 30ern des vorangegangenen Jahrhunderts gedreht worden; nämlich ein Schwarz/Weiß-Bild im 4:3-Format. Eben dies passt aber letztendlich perfekt zum Setting, und wertete den Film für mich somit noch einmal zusätzlich auf. Aber auch vom Format abgesehen beweist Robert Eggers hier neuerlich sein Gespür für eindrucksvolle, zugleich wunderschöne wie alptraumhafte, Bilder. Die Kamera war zudem teilweise interessant positioniert, z.B. wenn sie am Tisch saßen, wo die Köpfe fast am oberen Bildrand klebten, und dafür unten viel toter Raum war. Rein visuell gesehen zählt "Der Leuchtturm" für mich jedenfalls ganz klar zu den Highlights des Kinojahres. Was ebenfalls besticht, sind die starken schauspielerischen Leistungen. Abseits kleinerer Auftritte von Mini-Charakteren kommt "Der Leuchtturm" angesichts seines kammerspielartigen Aufbaus in erster Linie mit zwei Darstellern aus. Willem Dafoe haben sie dabei genau so hergerichtet, wie man sich einen alten, abgehärteten Seebären vorstellen würde, und wirkte auf mich teilweise wie eine jüngere Version von Käpt'n Iglo (also, dem guten alten aus den 80ern und 90ern, mit dem ich halt aufgewachsen bin). Robert Pattinson wiederum beweist hier neuerlich, dass er so viel mehr kann, als nur zu schmachten und in der Sonne zu glitzern. Und vor allem zusammen sind die beiden hier echt eine Wucht. Die letzte wesentliche Stärke des Films ist dann die alptraumhafte Stimmung, die er zunehmend verbreitet – für die ich halt nun mal ein Faible habe. Ganz perfekt ist der Film indes in meinen Augen nicht. So ist er doch die Spur zu lang, und hat mich deshalb im Mittelteil kurzzeitig ein bisschen verloren. Ich bin auch kein Freund von Furzwitzen, weshalb ich die entsprechenden Einlagen echt nicht gebraucht hätte. Zudem fiel es mir leider etwas schwer, so richtig einen Bezug zu den Figuren aufzubauen; irgendwie waren die für mich bis zuletzt nicht wirklich greifbar. Und so manches, wie z.B. die "Hunde"-Einlage, war mir dann (alptraumhaft hin oder her) doch etwas zu schräg, und der Spannung des Moments nicht unbedingt zuträglich. Fazit: ![]() Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2019 UPI)
Kommentar schreiben
|