Spider-Man: Far From Home |
Gelungener Epilog zu Marvels "Phase Drei"
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Donnerstag, 11 Juli 2019 |
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Kurzinhalt: Ein paar Monate sind vergangen, seitdem die verbliebenen Avengers ihren Plan erfolgreich in die Tat umgesetzt und so einerseits Thanos besiegt, und andererseits die halbe Weltbevölkerung, die von diesem fünf Jahre zuvor ausgelöscht wurde, wieder zurückbrachten – darunter u.a. auch Peter Parker, MJ und Ned. Doch andere aus ihrer Umgebung wurden von Thanos ursprünglich nicht weggeschnippt, und sind in der Zwischenzeit fünf Jahre älter geworden – was zu einigen Irritationen führt. In erster Linie freut sich Peter aber darauf, nach dem Triumph über Thanos – und dem Tod von Tony Stark – wieder dazu zurückzukehren, einfach nur ein normaler Teenager, sowie die freundliche Spinne aus New Yorks Nachbarschaft, zu sein, und die größeren Schlachten den anderen Avengers zu überlassen. Zumal an seiner Schule ein Trip nach Europa ansteht, bei dem er MJ endlich sagen will, was er für sie empfindet. Dann jedoch funkt eine neue Bedrohung ihm dazwischen: Die Elementals. Diese traten das erste Mal in Mexico in Erscheinung, und wurden dort vom neuen Superhelden Mysterio besiegt. Dennoch würde sich Nick Fury wohler fühlen, wenn sich auch Spider-Man am Kampf beteiligen und zugleich quasi Tony Starks Erbe antreten würde. Eine Verantwortung, die zunehmend schwer auf Peters noch jungen Schultern lastet… Review: ![]() Und doch hat es nur knappe zwei Minuten gedauert, bis es "Far From Home" gelang, mich für sich einzunehmen. Denn: Als Whitney Houston beginnt, ihr ultrakitschiges "I will always love you" zu trällern, als Teil des High School "In Memoriam"-Videos für die gefallenen Avenger, konnte ich mir das Lachen nicht verkneifen. Für manche mag es noch #toosoon sein (da wären wir wieder bei meinem gerade vorgebrachten Punkt, dass eine größere Pause wohl nicht geschadet hätte), aber ich fand es köstlich, wie sich Marvel hier quasi selbst aufs Korn nimmt, und die tragischen Entwicklungen aus "Endgame" ironisch überspitzt. Und ab dem Punkt ist es "Far From Home" dann, von kleineren Schönheitsfehlern zwischendurch abgesehen, auch gelungen, mich zu halten (zumindest bis zur allerletzten Post-Credits-Szene, die ich überflüssig und mit ihrer Bedeutung für den Rest des Films eher schädlich fand). Um die angesprochenen Schönheitsfehler gleich aus der Welt zu schaffen: Aus der Idee, dass die halbe Weltbevölkerung für fünf Jahre verschwunden ist, und nun auf einmal auftauchte, macht "Far From Home" leider abseits ein paar billiger Gags nicht viel – und dabei würde darin so viel Potential für dramatische Geschichten stecken! Die Darstellung Europas ist teilweise sehr klischeehaft, und vor allem als Österreicher (bei der Alm-Tankstelle), Tscheche (wird das traditionelle Lichterfest doch in den Sommer verschoben) sowie als Holländer (bei der idyllische Kleinstadt) muss man hier zweifellos mindestens ein Auge zudrücken (von so manch verkehrstechnischen Hürden – wie dem angeblichen Schnellzug zwischen Prag und Berlin – ganz zu schweigen). Je größer und internationaler die Bedrohung ist (und je mehr die Marvel-Superhelden zusammenwachsen), desto mehr stellt sich einem halt auch die Frage, wo die anderen Avengers stecken (was im Film selbst mehr schlecht als recht wegerklärt wird). Und eine Spur kürzer hätte "Far From Home" auch ruhig sein dürfen. ![]() Peter Parkers Sehnsucht nach einem normalen Leben macht es auch völlig verständlich, wie er sich Quentin Beck klammert, als wäre dieser sein Rettungsanker. Nicht nur ist dieser eine Vaterfigur analog zu Tony Stark, er verspricht auch, Peter Parker diese enorme Verantwortung zur Rettung der Welt abzunehmen. Insofern ist es kein Wunder, dass er auf Quentin zufliegt, wie die Motte zum Licht – was es einem als Zuschauer dann auch leicht macht, ihm seinen großen Fehler zu verzeihen. Eben dieser ist für mich aber eine weitere Stärke des Films: Denn die Bedrohung ist nicht einfach von außen gekommen, sondern vielmehr von Peter zumindest mitverursacht – was ihm auch noch einen zusätzlichen, persönlichen Anreiz daran gibt, gegen Mysterio ins Feld zu ziehen (abseits der Gefahr für seine Freunde). Was es mir ebenfalls angetan hatte, sind die surrealen Momente, die dann später, als Mysterio seinen Illusions-Zauberkasten herausholt, zu Tage treten. Da waren einige wirklich nette Einfälle dabei, und vor allem in IMAX 3D kamen diese Szenen visuell wirklich cool rüber. Besetzungstechnisch gibt's an "Far From Home" ebenfalls nichts zu meckern. Tom Holland überzeugt sowohl als Peter Parker wie auch als witzelnder Spider-Man, Jake Gyllenhaal ist großartig wie immer (und spielt einen der bislang besten Marvel-Bösewichte), und vor allem über die größeren Rollen von Jon Favreau, Samuel L. Jackson und Cobie Smulders, die bislang bei den Marvel-Filmen ja oftmals sehr im Hintergrund waren, habe ich mich gefreut. Aber auch die Besetzung der SchülerInnen weiß nach wie vor zu gefallen, wobei ich vor allem den Urlaubsflirt zwischen Ned und Betty lustig fand (während zwischen Peter und MJ nicht ganz so die Funken fliegen, auch wenn Tom und Zendaya ihre Sache grundsätzlich gut machen; wirkt auf mich aber eher wie eine gute Freundschaft). Und als alter "Freaks & Geeks"-Fan freue ich mich auch über jeden größeren Auftritt von Martin Starr (der diesmal als schrulliger Lehrer wesentlich mehr zu tun bekommt als beim Vorgänger). Produktionstechnisch gibt's an "Far From Home", typisch Marvel, ohnehin auch nichts zu Mäkeln. Sets, Kostüme, Effekte, Musik (Michael Giacchino!) – alles erste Sahne. Solange man sich kein zweites "Endgame" erwartet, sollte sich "Far From Home" als nettes Nachspiel zu eben diesem erweisen! Fazit: ![]() Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2019 Walt Disney Pictures)
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