A Star Is Born
Aufstieg und Fall zweier Musikstars Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 23 Februar 2019
 
Oscar-SPECiAL

 
A Star Is Born
Originaltitel: A Star Is Born
Produktionsland/jahr: USA 2018
Bewertung:
Studio/Verleih: Joint Effort/Warner Bros.
Regie: Bradley Cooper
Produzenten: U.a. Bradley Cooper, Bill Gerber & Lynette Howell Taylor
Drehbuch: Eric Roth, Will Fetters & Bradley Cooper (Adaption)
Filmmusik: -
Kamera: Matthew Libatique
Schnitt: Jay Cassidy
Genre: Drama
Kinostart Deutschland: 04. Oktober 2018
Kinostart USA: 05. Oktober 2018
Laufzeit: 136 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Bradley Cooper, Lady Gaga, Sam Elliott, Andrew Dice Clay, Rafi Gavron, Anthony Ramos, Dave Chappelle u.a.


Kurzinhalt: Nach seinem jüngsten Auftritt möchte sich Musik-Superstar Jack in irgendeiner Bar einfach nur ein paar Drinks hinter die Binde schütten. Doch in jenem Lokal in dass es ihn schließlich verschlägt findet ein Karaoke-Abend statt – wo er dann schließlich die Bekanntschaft von Ally macht, deren gesangliches Talent ihn auf Anhieb begeistert. Die beiden ziehen daraufhin gemeinsam durch die Nacht, lernen sich dabei näher kennen, und Jack wird dabei immer klarer, welch enormes Talent in Ally schlummert. Er lädt sie daraufhin zu seinem nächsten Konzert ein – wo er sie dann für ein Lied auf die Bühne holt. Damit beginnt Allys kometenhafter Aufstieg. Zuerst begleitet sie "nur" Jack auf dessen Tour, in weiterer Folge wird ihr aber auch ein eigener Plattenvertrag angeboten. Vor allem aber entwickelt sich zwischen den beiden eine intensive Liebesbeziehung – die jedoch in weiterer Folge immer wieder auf eine harte Probe gestellt wird. Einerseits, da Jacks eigene Karriere langsam aber sicher den Bach runterzugehen scheint, und andererseits aufgrund seiner zunehmend problematischen Trinksucht…

Review: Szenenbild. "A Star Is Born", 2018er-Edition, ist die mindestens vierte Verfilmung eines Stoffes, der, so scheint es mir, hierzulande bislang kulturell wenig bis gar keinen Eindruck hinterlassen hat. So war mit die Story, trotz dreier früherer Filme, bislang unbekannt, und habe ich bis zur 2018-Version auch noch keinen von ihnen gesehen Ich denke, das ist ein bisschen so eine kulturelle Geschichte wie bei "The Sound of Music", der in den USA ein Riesenhit ist, und bei uns kaum Beachtung fand – nur dass es mir dort aufgrund des Zeitpunkts der Veröffentlichung, und da man damals in Deutschland und Österreich noch nicht dazu bereit war, die jüngere Geschichte – und damit auch die begangenen grauenvollen Verbrechen aufzurollen – noch nicht bereit war. Nun, wie auch immer: Auch wenn "A Star Is Born" (von nun an ist immer die aktuelle Version gemeint) hierzulande ebenfalls ganz erfolgreich war, glaube ich nicht, dass sich durch sie am bisher mangelnden längerfristigen Eindruck der Story etwas ändern wird. Und das, obwohl der Film noch sehr vielversprechend beginnt. Das erste Kennenlernen zwischen Ally und Jack war nett umgesetzt, und ihr nachfolgender kometenhafter Aufstieg war im Großen und Ganzen schon schön und interessant mitzuerleben.

Highlight des Films war dabei für mich ganz klar die erste Performance von "Shallow". Dem Lied kam man ja, wenn man Radio hört, in den letzten Monaten nicht aus, und auch wenn ich es dort eh auch schon ganz nett fand, zählt es für mich zu jenen Songs, die Live einfach nochmal eine ganz andere Wirkung entfalten (ähnlich wie z.B. auch "Love of My Life" von Queen; auf dem Album nett, aber halt ganz was anderes, wenn es live gespielt wird und die ganze Halle oder das Stadion mitsingen). Also, "live" halt. Die "Konzertversion" im Film hatte für mich jedenfalls nochmal einiges mehr an Power dahinter, und hätte ich den Film letztes Jahr schon gesehen, hätte sich diese Szene jedenfalls berechtigte Hoffnungen auf die Auszeichnung für den "Feel Good"-Moment des Jahres, oder zumindest Platz zwei in dieser Kategorie, machen dürfen. Eben diese Entwicklung findet dann – aus meiner Sicht (auch wenn Allys Karriere in Wahrheit erst danach so richtig in Fahrt kommt) – mit jener Szene ihren Höhepunkt, als Jack Ally dazu einlädt, mit ihrem neu geschriebenen Song sein Konzert zu beenden. Diese erste gefühlte Dreiviertelstunde war wirklich klasse, und da stand ich stellenweise tatsächlich schon bei einer 8er oder gar 9er-Wertung. Leider jedoch: Mit dem, was danach kam, konnte ich deutlich weniger anfangen. Das beginnt schon bei der weiteren Entwicklung rund um Ally. Nun war diese grundsätzlich nicht uninteressant, vor allem aufgrund der Meta-Ebene, die zumindest ich darin zu erkennen mochte. Denn hier verwandelt sich diese Ausnahme-Künstlerin mit starker Stimme in den xten-Retortenpopstar; und spätestens beim SNL-Auftritt war die "Gagaifizierung" dann abgeschlossen. Hier musste ich auch unweigerlich an den Pink-Song "Don't Let Me Get Me" denken: "L.A. told me, you'll be a popstar, all you have to change, is everything you are."

Szenenbild. Zugegeben, dieser Eindruck mag von meinen eigenen Präferenzen geprägt sein. Ich konnte mir vorchoreographiertem Herumgehampel und diesem ganzen ablenkenden Pomp wie Kostüme, Bühnenshow usw. noch nie viel anfangen. Gebt mir einen Musiker mit Gitarre (oder anderem Instrument) und Mikrofon, oder von mir aus noch eine Band, und fertig (weshalb ich vor allem auch in den letzten Jahren zunehmend ein Faible für Singer/Songwriter entwickelt habe); das ganze Drumherum brauche ich hingegen nur in den seltensten Fällen. Ich meine, nehmt nur Lady Gagas ersten großen Hit "Pokerface" her: Bei dem ist eigentlich gar nicht zu erkennen, was für eine Hammer-Stimme die Frau hat. Das hätte jede semitalentierte "Sängerin" genauso gut hingekriegt. Insofern sah ich die weitere Entwicklung von Ally skeptisch, und meinte darin Kritik an Lady Gagas eigenen Werdegang zu erkennen. Aber genau das ist der Knackpunkt: Ich habe keine Ahnung, ob das vom Film auch wirklich so beabsichtigt war, oder einfach nur meine eigene, verzerrte Wahrnehmung ist. Dass Ally ganz am Ende wieder in ihrer alten "Identität" auf der Bühne steht, mag dafür sprechen. Andererseits schien sie bis zu dem Punkt mit ihrer Entwicklung kein Problem zu haben. Ist die Ally von dazwischen, mit wilder Frisur, Bühnenshow, Popnummern usw. also doch genau die Ally, die sie schon immer sein sollte, wollte, und eigentlich ist? Ich weiß es nicht.

Hauptgrund dafür – und auch, dass der Film mit zunehmender Laufzeit für mich an Reiz verlor – ist wohl, dass Ally in weiterer Folge immer mehr in den Hintergrund rückte. Ja selbst bei ihrem Triumph bei den Grammys geht es letztendlich weniger um sie, als um ihren zunehmend kaputten (mittlerweile) Ehemann Jack. Eben das war für mich insofern der größte Knackpunkt am Film, als ich Jack sowohl von der Figur her als auch seiner weiteren Entwicklung betrachtet deutlich weniger interessant fand, als alles, was um Ally herum passierte. Klar, wie Auf- und Abstieg zweier Stars hier gegenübergestellt werden, hatte schon einen gewissen Reiz. Und natürlich ist es grundsätzlich immer schöner, erhebender und erfreulicher, eine Erfolgsstory zu verfolgen, als jemandes Absturz. Und doch habe ich mittlerweile genug Filme über Künstler, Sportler usw. am absteigenden Ast gesehen, um zu wissen, dass – richtig umgesetzt – diese mich ebenfalls zu begeistern vermögen. Aber im vorliegenden Fall fand ich Jack als Figur halt einfach völlig uninteressant, und war daher auch nur bedingt daran interessiert, was in weiterer Folge mit ihm geschieht. Vor allem aber war es die Wendung am Ende (ich vermute mal, die früheren Versionen der Geschichte sind auch schon so ausgegangen?), die mich eiskalt erwischt hat. Aber nicht auf positiv-schockierende Art und Weise, vielmehr konnte ich diese Entscheidung einfach nicht nachvollziehen. Ich meine, die Motivation dahinter ist mir schon klar, aber hätte es dafür nicht auch andere Lösungen gegeben? Ich behaupte auch nicht, dass es dafür so überhaupt keine Anzeichen dafür gegeben hätte, wie das ganze ausgeht. Aber an diesem spezifischen Punkt der Story wollte diese Entscheidung für mich keinen Sinn ergeben.

Fazit: Szenenbild. Ich hatte zu "A Star Is Born" bislang keine Berührungspunkte, und kann daher keinen Vergleich zu früheren Verfilmungen ziehen. Anhand der 2018-Version muss ich aber sagen, dass ich die Faszination, die diese Story vor allem in den USA zu verströmen scheint (weil hierzulande scheint diese ja weitestgehend unbekannt zu sein), nur bedingt nachvollziehen konnte. Und dabei hat alles so toll und vielversprechend begonnen, weil in der ersten Dreiviertelstunde war "A Star Is Born" fast schon auf Meisterwerk-Kurs. Danach fiel der Film für mich aber leider zunehmend in sich zusammen. Einerseits, da ich nicht einschätzen konnte, was der Film im Hinblick auf Allys weiteren Werdegang bezweckt – will der Film, dass wir diese ablehnen und bedauern, oder vielmehr feiern, da sie, als die "Gagaifizierung" abgeschlossen ist, endlich die Person ist, die sie schon immer sein sollte? Vor allem aber fand ich es extrem schade, dass Ally im weiteren Verlauf des Films zunehmend zugunsten Jack in den Hintergrund gedrängt wird (was der Film teilweise ja auch versinnbildlicht, siehe Grammy-Verleihung) – und dessen Story fand ich nun mal leider wenig interessant. Am schwersten wiegt aber, dass ich seine Entscheidung am Ende nicht nachvollziehen konnte, und es deshalb dieser Wendung leider nicht gelingen wollte, mich emotional zu berühren. Und so ließ mich "A Star Is Born" – trotz zweier toller zentraler Leistungen, der sehr guten Musik, der interessanten Meta-Ebene, und einem noch wirklich mitreißenden Einstieg – doch etwas enttäuscht und ratlos zurück.

Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2018 Universal Pictures International)


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Weiterführende Links:
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