High Life |
Leider kein High-Light des Genres
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Samstag, 22 Dezember 2018 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
![]()
Kurzinhalt: In einer nicht näher definierten Zukunft wurden verurteilte Gefangene für eine gefährliche Weltraummission rekrutiert. Sie fliegen zu einem Schwarzen Loch, um dieses als Energiequelle anzuzapfen. Bereits auf dem Weg dorthin haben sie allerdings eine Rolle zu erfüllen, werden an ihnen doch Fruchtbarkeitsexperimente durchgeführt. Zwar haben sich die Verurteilten allesamt freiwillig gemeldet, da sie in der Mission die Chance auf ein neues Leben sahen. Doch nicht jeder ist für einen solchen Weltraumflug – und das auf engstem Raum mit anderen zusammengepfercht sein – geeignet. Schon bald kommt es zu ersten Konflikten; zudem erweist sich das Weltall als gefährlicher Ort, das immer wieder Opfer fordert. Jahrelang fliegt das Schiff auf diese Weise durchs All – bis eines schicksalhaften Tages nur mehr Monte und seine – gerade erst geborene – Tochter übrig bleiben… Review: ![]() Ich bin eigentlich von Anfang an nicht in den Film hineingekommen – und werfe dies dann doch eher dem Film als mir selbst vor. Schon allein die Szene zu Beginn, wo Monte zu blöd ist, den Schraubenschlüssel (und haben die bitte schön echt nur einen an Bord?) irgendwie festzuketten, wenn er in Schwerelosigkeit operiert. Oder auch, wenn er dem Computer etwas diktiert, und man die Schrift auf dem Bildschirm erkennen kann, noch bevor er die Worte ausgesprochen hat. Kann der Computer etwa Gedanken lesen? Und ist das wirklich niemandem bei der Produktion aufgefallen? Sehr irritiert hat mich den ganzen Film über auch, dass auf dem Raumschiff Schwerkraft herrscht, aber nicht etwa aufgrund irgendeines künstlichen Schwerkraftgenerators, sondern angeblich aufgrund der Beschleunigung. Sorry, aber damit das funktioniert, müsste das Schiff mit wahnsinniger Geschwindigkeit fliegen – und eben diesen Eindruck vermittelt "High Life" leider zu keinem Zeitpunkt. Auch die flackernden Sterne haben mich gestört – wie wir wissen, entsteht dieses ja durch die Erdatmosphäre; im All sollte dieses Phänomen daher nicht auftreten. Und auf die Zeitverzerrung rund um Schwarze Löcher vergisst der Film leider auch weitestgehend. Aber auch der kalte Einstieg ohne Vorbereitung oder Vorwissen hat mir den Weg in den Film nicht gerade erleichtert. Fast noch schlimmer ist aber, dass wenn die Vorgeschichte dann mal aufgerollt wird, dies einerseits viiiiiiieeeeeel zu ausführlich geschieht (so dass die vermeintliche Vorgeschichte auf einmal zur Hauptgeschichte wird), und mich andererseits überhaupt nicht ansprechen konnte und/oder interessiert hat. Vor allem die Szenen auf der Erde empfand ich als völlig unnötig. Aber auch alles rund um die Fruchtbarkeitsexperimente war sehr schräg, und mündete zudem in einer höchst fragwürdigen Doppelmoral, als der Vergewaltigungsversuch an einer Frau als – angemessen – grauenvoll dargestellt wird, Claire Denis die spätere Vergewaltigung eines Mannes hingegen fast schon sinnlich inszeniert. Wäre es genau umgekehrt, und ein Mann hätte den Film zu verantworten, würden die Feministinnen Zeter und Mordio schreien – und das zu recht! Aber umgekehrt darf man's machen, oder wie? Das ist mir wirklich enorm sauer aufgestoßen. Aber generell fand ich die in den Rückblenden erzählte Geschichte bestenfalls uninteressant und schlimmstenfalls langweilig. Immerhin, die Besetzung ist nett, wobei ich die meisten von ihnen doch sehr verschwendet fand. ![]() Fazit: In einer Geschichte über einen Vater, der alleine seine kleine Tochter in einem Raumschiff aufzieht, hätte aus meiner Sicht viel Potential gesteckt. Wie gehen sie mit ihrer Situation um, wie wirkt sich die Isolation und das ständig in einem kleinen Raumschiff miteinander gefangen sein auf sie und ihre Psyche aus? Eben dies über knapp zwei Stunden mitzuverfolgen, hätte ich sehr spannend gefunden. Stattdessen wird, sobald die Rückblenden losgeht, die vermeintliche (und vielversprechende) Haupthandlung auf einmal zur Randnotiz degradiert, was insofern problematisch war, als ich all dies, welches die spannende Ausgangssituation ersetzte, doch eher schräg und vor allem uninteressant fand. Nichts an der Story rund um die Fruchtbarkeitsexperimente wollte mich so recht ansprechen, und die Doppelmoral bei den Vergewaltigungsszenen stieß mir enorm sauer auf. Auch wer auf wissenschaftliche Akkuranz wert legt, sollte um "High Life" besser einen großen Bogen machen. Und auch davon abgesehen haben sich ein paar auffällige Filmfehler eingeschlichen, dich ich doch eher peinlich fand (wie z.B. dass der Text bei der Spracherkennung teilweise auf dem Bildschirm erscheint, noch bevor Monte ihn ausgesprochen hat). Einzig die letzte halbe Stunde konnte mir halbwegs gefallen. Aufgrund des doch etwas plötzlichen Zeitsprungs habe ich zwar eine Weile nicht kapiert, dass wir hier seine mittlerweile erwachsene Tochter vor sich haben, aber die Story rund um dieses Gespann fand ich dann eigentlich recht interessant, und vor allem das Finale durchaus mitreißend. Leider aber war's da eigentlich schon längst zu spät, um den Film noch zu retten. Wertung:3 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2018 A24)
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zum Film im SpacePub! Weiterführende Links: Advents-SPECiAL 2018
Kommentar schreiben
|