Lost in Space
Misslungene Kinoadaption der 60er-Kultserie Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 04 Dezember 2018
 
Advents-SPECiAL

 
Lost in Space
Originaltitel: Lost in Space
Produktionsland/jahr: USA 1998
Bewertung:
Studio/Verleih: Irwin Allen Productions/New Line Cinema/Kinowelt Filmverleih
Regie: Stephen Hopkins
Produzenten: U.a. Carla Fry, Mark W. Koch & Akiva Goldsman
Drehbuch: Akiva Goldsman
Filmmusik: Bruce Broughton
Kamera: Peter Levy
Schnitt: Ray Lovejoy
Genre: Science Fiction
Kinostart Deutschland: 24. September 1998
Kinostart USA: 03. April 1998
Laufzeit: 130 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: William Hurt, Mimi Rogers, Heather Graham, Lacey Chabert, Jack Johnson, Gary Oldman, Matt LeBlanc, Jared Harris u.a.


Kurzinhalt: Im Jahr 2058 startet die Familie Robinson zum Planeten Alpha Prime, um mit dessen Kolonialisierung zu beginnen. In weiterer Folge soll die gesamte Menschheit dorthin auswandern, da die Erde zunehmend unbewohnbar wird. Neben den Eltern John und Maureen sowie den Kindern Judy, Penny und Will ist auch noch der Pilot (und Frauenheld) Major Don West an Bord. Und – ohne das Wissen der anderen – hat sich auch Dr. Zachary Smith an Bord geschlichen. Eigentlich für die medizinischen Tests vor dem Start verantwortlich, wurde er von einer Organisation damit beauftragt, die Mission der Jupiter 2 zu sabotieren, weshalb er sich am Hyperantrieb zu schaffen macht. Dann jedoch wird er von seinen Auftraggebern im Stich und auf der Jupiter 2 zurückgelassen. Als Major West durchs Hyperraumtor fliegt, landet das Raumschiff nicht wie geplant nahe Alpha Prime, sondern vielmehr in einer bisher unbekannten Region der Galaxis – und zudem, wie es scheint, in der Zukunft. Verschollen im All, suchen die Robinsons nach einem Weg, um wieder nach Hause zu gelangen…

Review: Szenenbild. Im Frühjahr war heuer auf Netflix ein durchaus gelungener Reboot der SF-Kultserie aus den 60ern zu bestaunen. Der Versuch, Ende der 90er "Lost in Space" als Kinofilm (bzw. Trilogie) wiederzubeleben, war hingegen sowohl in kommerzieller als auch künstlerischer Hinsicht nicht gerade von Erfolg gekrönt. Doch bevor wir uns den zahlreichen Kritikpunkten zuwenden, seien zuerst jene Aspekte erwähnt, die gelungen sind. Hier ist in erster Linie Gary Oldman zu nennen, dessen Neuinterpretation des Widersachers aus der Serie, Dr. Zachary Smith, absolut wunderbar ist. Er verleiht ihm doch nochmal um einiges mehr Bedrohlichkeit als damals Jonathan Harris, jedoch ohne dessen Humor auszusparen. Für mich ist er ganz klar das beste am Film. Interessant fand ich darüber hinaus die Idee, die Robinsons nicht nur durch den (Welt)Raum, sondern auch die Zeit zu schleudern. Über den Film hinweg gibt es einige nette kleine Gastauftritte (June Lockhart, Marta Kristen, Angela Cartwright, Mark Goddard – und auch Dick Tufeld kehrt als Stimme des Roboters zurück) und sonstige Anspielungen auf die alte Serie (die erste Stufe des Jupiter-Schiffes, der alte Roboter-Kopf, einzelne Dialogzitate). Die Musik von Bruce Broughton ist ganz nett (wenn er auch natürlich kein Williams ist). Wie die "Penny-Vision" hier förmlich schon die heutigen Youtuber prophezeite, fand ich auch interessant. Erwähnenswert ist zudem der vermutlich erste filmische Einsatz des Bullet-Time-Effekts. Und der Einstieg ist eigentlich generell soweit noch ganz ok.

Leider aber, just sobald die Robinsons (plus West und Smith) dann mal im Weltall verschollen ist, schläft der Film irgendwie völlig ein – und mehren sich generell die Kritikpunkte, die ihn mir in weiterer Folge doch ordentlich verderben sollten. Einer der größten Schwachpunkte ist dabei zweifellos Blarp. Ursprünglich als animatronische Puppe gedacht, war ihnen diese zu wenig überzeugend – weshalb man das äffchenartige Wesen als CGI umsetzte. Doch im Gegensatz zu Jar Jar Binks ein Jahr darauf, der zwar nervig, aber zumindest halbwegs realistisch war, sieht Blarp einfach nur furchtbar aus – und zählt für mich zu den schlechtesten Spezialeffekten, die je in einem Bud-Budget-Film aus Hollywood zu sehen waren. Und als wären das grauenhafte Design und die furchtbare Umsetzung nicht schon schlimm genug, ist das Viech dann auch noch derart nervig, dass es selbst Jar Jar Binks die Schamesröte ins Gesicht treiben würde. Offenbar wollte man mit dem Ding ein paar Plüschfiguren verkaufen – in dieser Hinsicht ist "Lost in Space" aber der beste Beweis dafür, dass Geldgeilheit bei einem Film selten ein guter Ratgeber ist. Fast noch schlimmer als dieses Viech sieht jedoch der Spinnen-Smith am Ende aus. Wie man die betreffenden Szenen in dieser Form ins Kino bringen (und in weiterer Folge dann auf DVD und Blu-Ray pressen) konnte, ist mir nach wie vor schleierhaft. Mit dem Casting bin ich auch nur so halb glücklich. Gary Oldman ist zwar ein echtes Highlight, und der Rest schlägt sich überwiegend wacker, Matt LeBlanc halte ich in der Rolle des aufreißerischen Hotshot-Piloten aber für eine absolute Fehlbesetzung. Wobei die Rolle generell furchtbar macho- und klischeehaft angelegt ist, womit man ihm zweifellos keinen Gefallen tut. Und die Chemie zwischen ihm und Heather Graham stimmt leider auch überhaupt nicht. Ungemein schade finde ich auch, dass man die ja eigentlich perfekte Gelegenheit für einen Gastauftritt von Bill Mumy ungenutzt verstreichen ließ. Weil das hätte diesen Szenen für mich schon noch mal einen ganz besonderen Reiz gegeben, die den gesamten Film für mich ein bisschen aufgewertet hätten.

Szenenbild. An den grundsätzlichen Problemen des Films hätte das aber natürlich auch nichts geändert. Und die liegen abseits der oben erwähnten, teils schwachen Effekten vor allem in einer zerfahrenen, episodenhaften Handlung, die sich strukturell an der TV-Serie zu orientieren scheint, den überwiegend uninteressanten und teilweise auch sehr eindimensionalen Figuren, mangelnder Spannung, einigen Logiklöchern und/oder dummen Entscheidungen der Protagonisten, sowie dem uninteressanten Plot. All dies führt dazu, dass ich mich nach der ersten halben Stunde doch zunehmend zu langweilen begann. Vor allem der Mittelteil ist extrem schwach, mit dem Besuch des Geister-Raumschiffs, wo trotz der Bedrohung durch die All-Spinnen keinerlei Spannung aufkommt. Aber auch nach der Landung auf dem Planeten dauert es noch eine ganze Weile, bis "Lost in Space" langsam wieder aufzudrehen beginnt. Das Finale mit dem Zeitsprung ist dann wieder nicht unnett, wird aber halt leider durch die furchtbaren Spider Smith-Szenen völlig ruiniert. Kritisch sehe ich zudem die überwiegend sehr passive Rolle, welche die Robinson-Frauen in diesem Film spielen. Da war selbst die 60er-Jahre-Serie fast schon progressiver. Hier hingegen liegt die Verantwortung, die Welt zu retten, ausschließlich in Männerhand (vor allem dann beim Finale). Und das offene Ende, welches förmlich nach einer Fortsetzung schreit, macht das Scheitern des Films nur noch einmal umso deutlicher. Zugegeben, die Netflix-Umsetzung ist auch nicht perfekt – diesem misslungenen Remake-Versuch aber in allen Belangen überlegen.

Fazit: "Lost in Space" ist ein filmischer Reinfall auf – fast – ganzer Linie. Klischeehafte, eindimensionale Figuren quälen sich durch einen leidlich spannenden und mit einigen Logiklöchern gespickten Plot, treffen dabei so manche nicht nachvollziehbare Entscheidung, und müssen während all dem teilweise auch noch furchtbare Dialoge zum Besten geben. Die DarstellerInnen tun überwiegend ihr Bestes, schaffen es jedoch größtenteils nicht, gegen das grauenhafte Drehbuch anzuspielen, wobei ich insbesondere Matt LeBlanc in seiner Rolle für eine Fehlbesetzung hielt (wobei fraglich ist, ob ein anderer Schauspieler diese Version von Dominic West, so wie sie geschrieben war, weniger creepy und raubtierhaft hätte umsetzen können). Auch effekttechnisch hat man sich teilweise völlig überhoben. Während die reinen Weltraumeffekte ganz ansehnlich sind und der Film immerhin mit dem wohl ersten Kino-Einsatz des Bullet Time-Effekts aufwarten kann, sehe die CGI-Kreaturen – und da insbesondere Blarp sowie das Smith-Spinnen-Monster – einfach nur grauenhaft aus. Ewig schade fand ich zudem, dass man sich die perfekte Gelegenheit, Bill Mumy zurückzuholen, entgehen ließ (alle anderen bekommen – außer Jonathan Harris, der dankend abgelehnt hat – ja zumindest einen Mini-Gastauftritt). Vor allem aber ist der Film sehr zerfahren und episodenhaft, mit einem überwiegend uninteressanten Plot, und lässt es von vorne bis hinten an Spannung vermissen. So ziemlich das Einzige, dass die missratene 1998-Inkarnation von "Lost in Space" ansatzweise zu retten vermag, ist Gary Oldman, dessen genüssliche Interpretation von Dr. Smith die Odyssee der Langeweile zwischenzeitlich immer wieder kurz zu durchbrechen vermag. Den Film im Alleingang zu retten, übersteigt aber selbst sein – nicht unerhebliches – Leistungsvermögen.

Wertung:3 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1998 Kinowelt Filmverleih)


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