Barbarella
Kultiges, jedoch etwas zerfahrenes SF-B-Movie Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 03 Dezember 2018
 
Advents-SPECiAL

 
Barbarella
Originaltitel: Barbarella
Produktionsland/jahr: F/I 1968
Bewertung:
Studio/Verleih: Marianne Productions/Dino De Laurentiis Cinematografica/Paramount Pictures
Regie: Roger Vadim
Produzent: Dino De Laurentiis
Drehbuch: U.a. Terry Southern & Roger Vadim
Filmmusik: Bob Crewe & Charles Fox
Kamera: Claude Renoir
Schnitt: Victoria Mercanton
Genre: Science Fiction
Kinostart Deutschland: 11. Oktober 1968
Kinostart USA: 10. Oktober 1968
Laufzeit: 98 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Jane Fonda, John Phillip Law, Anita Pallenberg, Milo O'Shea, Marcel Marceau, Claude Dauphin, Véronique Vendell, Giancarlo Cobelli, Serge Marquand u.a.


Kurzinhalt: Tausende von Jahren in der Zukunft erhält die Astronautin Barbarella vom Präsidenten der Erde den Auftrag, den Wissenschaftler Durand Durand aufzuspüren. Dieser hat an einer Waffe mit verheerender Wirkung gearbeitet, und nun fürchtet man, dass der positronische Strahler in die falschen Hände geraten könnte. Ihre Suche führt Barbarella zum Eisplaneten Lythion, wo sie erfährt, dass der Wissenschaftler von der über die Stadt Sogo herrschenden Tyrannin gefangen genommen wurde. Mit Hilfe von Professor Ping, der ihr Schiff nach dem Absturz wieder repariert, sowie dem Engel Pygar, gelingt es Barbarella, in die Stadt zu gelangen. Dort finden sich die beiden jedoch schon bald in den Händen der skrupellosen Tyrannin wieder…

Review: Szenenbild. Alle Jahre wieder dient mit das Advents-SPECiAL unter anderem dazu, den einen oder anderen großen Science Fiction-Klassiker der mir – trotz meiner Vorliebe fürs Genre – bislang entgangen ist, endlich nachzuholen. Pünktlich zum 50. Geburtstag des Films war heuer nun u.a. "Barbarella" dran, und was soll ich sagen: Der Film hat zweifellos seinen Charme, aber ich denke, den hab ich vielleicht doch etwas zu spät entdeckt. Hätte ich ihn als Kind gesehen und mich in ihn verliebt – und könnte ihm nun nostalgische Gefühle entgegenbringen – würde er für mich wohl auch heute noch besser funktionieren. So hingegen sah ich zwar einen durchaus charmanten, aber auch sehr trashigen und schrägen Film, der mich stellenweise sehr an den pulpigen "Flash Gordon" erinnert hat – jedoch ohne dessen Qualität zu erreichen. Und dabei hat alles so gut angefangen, weil die berühmte, ikonische Anfangsszene mit Jane Fondas Weltraumanzug-Striptease in (vermeintlicher) Schwerelosigkeit war in der Tat super (und das nicht nur wegen der dort präsentierten nackten Tatsachen). Mir gefiel auch das Design des Raumschiffs sehr gut; schon allein der Teppich bzw. der Pelz an den Wänden! Die Farben waren ebenfalls toll, und auch vom Gefühl und der Stimmung her wird von Anfang an deutlich, dass wir hier einen Film der 60er – und damit der Hippie-Ära – vor uns haben. Selten hat sich ein Film derart eindeutig jener Epoche, der er entstammt, zuordnen lassen, wie "Barbarella".

Insofern fand ich den Einstieg eigentlich noch ganz launig. Auch der Anfang des Abenteuers, auf der Oberfläche des Eisplaneten, war noch ganz nett. Dieser war zwar eindeutig im Studio (man kann den angemalten Himmel auf den Studiowänden erkennen) gedreht, aber dennoch sehr gut gemacht, und optisch interessant. Auch so Ideen wie die gruselig-fiesen Kinder, die Puppen mit den Metallzähnen (ob die wohl Jaws von James Bond inspiriert haben?), die Begegnung mit dem haarigen Kerl, oder auch der trashige Einfall rund um dem auf dem Eis gleitenden - und den Schlitten ziehenden – Rochen. Die erste halbe Stunde war ich noch voll im Film drin, und fühlte mich köstlich unterhalten. Danach hat er sich aber irgendwie verloren, und wirkte "Barbarella" mehr wie der Zusammenschnitt eines "Serials", denn ein "normaler" Spielfilm. Man hangelt sich von Episode zu Episode, von Abenteuer zu Abenteuer, von brenzliger Situation zu brenzliger Situation – aber weder kommt dabei echte Spannung auf, noch zeichnet sich ein klarer roter Faden ab. Klar gibt es auch in der letzten Stunde noch ein paar nette und/oder amüsante Momente, angefangen von der "Die Vögel"-Variante mit Wellensittichen, der Orgel des Todes, oder dem köstlich-schrägen Sex auf Erd-Art. Auch die Kammer der Träume konnte mir gefallen, zumal sie optisch überaus nett umgesetzt war. Überhaupt, was das Design, die Sets, die Ausstattung und die Kostüme betrifft gibt's an "Barbarella" generell nichts zu mäkeln. Und doch wurde ich dieser vermeintlich willkürlichen Aneinanderreihung seltsamer Ideen und Einzelszenen mit der Zeit etwas überdrüssig, wurde mir das Ganze mit der Zeit zu schräg, und wollte vor allem auch zu keinem Zeitpunkt Spannung aufkommen. Auch das Ende fand ich dann schräg, weil als Erfolg kann man diesen Ausgang der Mission ja dann doch nicht unbedingt verbuchen, oder? Zwar hilft es, dass "Barbarella" ganz offensichtlich nicht ernst genommen werden will, und eine Zeit lang ist das durchaus lustig und erfrischend. Mir persönlich wurde der Film aber leider mit der Zeit zu zerfahren, inkonsistent und konfus.

Fazit: Szenenbild. Hätte ich den also auch endlich gesehen – und ich schließe nicht aus, dass ich die Blu-Ray eines Tages nochmal in den Player legen werde, wenn ich mal wieder in der richtigen Stimmung bin. Dann jedoch würde ich nicht ausschließen, dass ich nach der noch launigen, unterhaltsamen, charmanten und vielversprechenden ersten halben Stunde abdrehen oder zumindest teilweise vorspulen werde. Weil irgendwie hat sich der Film für mich danach verloren, wendete sich in zu viele Richtungen, wurde zu uneinheitlich und konfus; eine Aneinanderreihung von Einzelszenen und Abenteuern, die für mich einfach kein stimmiges Ganzes ergeben wollten. Hier mögen sich die vielen Drehbuchautoren bemerkbar machen, die möglicherweise ja alle einen anderen Abschnitt beigetragen haben. Dementsprechend zerfahren wirkt das Ganze mit der Zeit. Zwar finden sich auch in den letzten zwei Drittel noch einzelne inspirierte und/oder amüsante Momente, aber mit der Zeit fand ich ihn dann leider etwas langweilig. Was hingegen den ganzen Film hinweg überzeugen kann, sind die Kostüme, die Sets und die Ausstattung. Generell gefällt mir, wie der Film den Geist der 60s atmet, und eindeutig von der Hippie-Kultur geprägt ist. Aber ab einem gewissen Punkt schien der Film ziellos umherzuirren – und der Ausgang des Geschehens war für einen solchen selbstironischen Film, der nicht ernst genommen werden will, auch eher schräg. Die erste Szene hat – zu Recht – Filmgeschichte geschrieben; verspricht aber aus meiner Sicht einen Film, dem der Rest von "Barbarella" nur mehr sporadisch gerecht wurde.

Wertung:5 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1968 Paramount Pictures)


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Weiterführende Links:
Advents-SPECiAL 2018





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