Luz |
Surreal-experimentelles Erstlingswerk aus Deutschland
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Dienstag, 23 Oktober 2018 |
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Kurzinhalt: Die als Taxifahrerin in Berlin arbeitende Luz stolpert nach einem Unfall in die nächstgelegene Polizeistation. Ihr jüngster Fahrgast, eine alte Jugendfreundin, hat sich plötzlich aus dem fahrenden Taxi gestürzt. Für ihre Aussage zieht die Polizei den Psychologen Dr. Rossini zu Rate. Mit Hilfe von hypnotischer Regressionstherapie versucht er, die Ereignisse im Taxi aufzurollen. Dabei geht er in weiterer Folge auch noch weiter in ihrer Vergangenheit zurück, zu jener Zeit, als sie in einer katholischen Schule in Chile aufgewachsen ist. Schon bald zeigt sich, dass man es mit einer dämonischen Präsenz zu tun hat, die es auf Luz abgesehen hat… Review: ![]() Dann jedoch kratzte der Film – zumindest in meinem Fall – doch noch die Kurve. Und wie. Wobei ich hier auch gleich auf das "bei mir" dezidiert hinweisen will, weil die Meinungen innerhalb unserer Gruppe zu "Luz" – der letztendlich den heurigen, erstmaligen, /slash-Wettbewerbspreis der Jury gewinnen konnte (der u.a. auch Till Kleinert angehörte – so schließt sich der Kreis) – waren doch ziemlich gespalten. Aber zumindest ich bin in dem Moment, wo man wieder in die Polizeistation gewechselt ist und das Verhör bzw. die Regressionstherapie begann, zunehmend in den Film hineingekippt. Was Tilman Singer hier aus dem Setup herausholt, wie die ganze Szene aufgebaut ist, und generell, wie er hier eine potentielle Schwäche zu einer Stärke umwandelt (in dem er auf wunderbar kreative Art und Weise mit dem Geldmangel umgeht), war meisterlich. Gegenwart und Vergangenheit, Realität und Erinnerung, geben sich hier die Klinke in die Hand, und so wie Luz werden auch wir immer stärker in ihre Geschichte hineingezogen. Zuerst nur mit Tönen, dann auch zunehmend mit den Bildern. Dass dabei zudem darauf geachtet wurde, dass die interne Logik eingehalten wird (z.B. was die Übersetzung betrifft – man achte auf die Lippenbewegungen der beiden Darstellerinnen) war dann das Tüpfelchen auf dem "i". Mich hat diese Herangehensweise jedenfalls irrsinnig faszinierend, und das dadurch bei mir entstehende Kopfkino fand ich ungemein reizvoll. Und so verwirrt ich zu Beginn auch noch gewesen sein mag, und trotz einiger surreal-(alp-)traumhafter Szenen, hatte ich am Ende letztendlich doch den Eindruck, verstanden zu haben, was hier vor sich ging. Zu dieser zentralen, phantastischen Sequenz, die sich über eine gefühlte halbe Stunde zieht, und in der ich die größte Stärke des Films sehe, gesellt sich dann auch noch die optisch interessante Inszenierung. "Luz" wurde auf 16mm-Film gedreht, was ihm einen körnig-altmodischen Look verleiht. Zusammen mit dem bedachten Setdesign entzieht sich der Film so einer klaren zeitlichen Einordnung (auch wenn ich ihn wohl am ehesten in den 90ern verorten würde). Die größte Stärke bleibt aber zweifellos der Aufbau der Hypnoseszene, die aufzeigt, wie viel man mit wenig Mitteln erreichen kann – wenn man sie nur richtig einzusetzen weiß. Fazit: ![]() Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2018 Kunsthochschule für Medien Köln (KHM))
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