The Dark |
Starker Horror-Beitrag aus Kanada/Österreich
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 05 Oktober 2018 |
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Kurzinhalt: Nach einer traumatischen Erfahrung lebt Mina zurückgezogen in den kanadischen Wäldern. Dort trifft sie eines Tages auf den blinden Jungen Alex. Beide sind in der Vergangenheit Opfer schrecklichen Missbrauchs geworden. Nun entwickelt sich zwischen ihnen langsam zarte Bande – und beginnen sie damit, nicht nur das Vertrauen in andere Menschen, sondern vor allem auch ihre eigene Menschlichkeit langsam aber sicher wieder zurückzugewinnen. Als jedoch die Polizei beginnt, den Wald zu durchsuchen, und sich die beiden gemeinsam vor ihnen auf die Flucht begeben, droht das zarte Band zwischen ihnen so rasch wieder zu zerreißen, wie es begonnen hat… Review: ![]() Produktionsgeschichte hin oder her: Das Endergebnis dieser doch eher ungewöhnlichen österreichisch-kanadischen Kollaboration konnte mir jedenfalls sehr gut gefallen. Bereits der Einstieg ist phantastisch, mit einem glänzend aufspielenden Karl Markovics, und dem interessanten Setting. Doch gerade, als man meint, den Film begriffen zu haben, und sich ans genretypische Waldhütten-Setting gewöhnt hat, bricht der Film zum ersten – jedoch nicht letzten – Mal mit den üblichen Genre-Konventionen, und vollzieht eine ziemlich drastische 180°-Wendung. Ich kann mir vorstellen, dass dieser plötzliche und heftige Richtungswechsel nicht allen zusagen wird – da mich jedoch die nachfolgende Geschichte rund um Mina und Alex auch durchgehend fesselte, war es für mich nicht im Geringsten ein Problem. Vor allem Minas tragische Hintergrundgeschichte, die für mich so sensibel wie markerschütternd inszeniert wurde, hatte es mir angetan. Von Alex hätte man zwar ruhig noch ein bisschen mehr erfahren dürfen, wirklich gestört hatte es mich aber insofern nicht, als der Fokus einfach ganz klar auf Mina lag, und zumindest ich mir – nicht zuletzt aufgrund so manchem realen Fall – ausreichend ausmalen konnte, was zwischen ihm und Josef Hofer (Fun Fact aus dem abschließenden Q&A: Der Vorname ist dem Fritzl-Fall, der Nachname der österreichischen Präsidentschaftswahl entlehnt) vorgefallen ist. Vor allem aber hielt mich der Film von Anfang bis Ende dermaßen in seinem Bann, dass mir dieses potentielle Manko erst in der Rückschau aufgefallen ist, und damit dem Filmgenuss keinen Abbruch tat. Aber auch abseits des Drehbuchs konnten mich fast alle Aspekte der Produktion durchwegs überzeugen: Die Inszenierung, die tolle Kameraarbeit, die starken schauspielerischen Leistungen (wobei neben Markovics für mich in erster Linie noch Nadia Alexander hervorstach), die Locations, die Musik… alles erste Sahne. ![]() Fazit: "The Dark" ist sicherlich kein Film für Jedermann. Nach einem noch sehr typisch wirkenden Beginn entzieht er sich in weiterer Folge zunehmend den üblichen Genrekonventionen. Zudem ist er einer jener Filme, die man wohl eher nicht allzu wortwörtlich nehmen sondern vielmehr als Analogie – in diesem Fall auf den schwierigen Heilungsprozess nach schwerem Missbrauch und dem damit einhergehenden Trauma – verstehen sollte. Unter diesem Aspekt kann ich dann auch mit dem "unlogischen" Ende leben. Darüber hinaus besticht der Film mit sehr guten schauspielerischen Leistungen, insbesondere von Karl Markovics und Nadia Alexander, den interessanten und ungewöhnlichen Hauptfiguren, der mitreißenden Geschichte, der teils düsteren Entwicklung, einigen starken Szenen, sowie der allgemein hohen Produktionsqualität. Zugegeben, den starken narrativen Bruch nach der ersten Viertelstunde muss man erst mal verdauen, und wer mit den Figuren nicht kann, wird mit dem Rest des Films nicht viel anfangen können. Mich hat "The Dark" aber überwiegend faszinierend, mitgerissen, berührt und vor allem auch immer wieder mal verstört. Genre-Feinschmecker die nach Horrorfutter abseits der üblichen Muster suchen, sei dieser Ausflug in die kanadischen Wälder aber wärmstens empfohlen. Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2018 Dor Film)
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