Die Nacht der lebenden Toten |
Wegweisend – aber nicht makellos
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Dienstag, 02 Oktober 2018 |
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Kurzinhalt: Barbra besucht mit ihrem Bruder Johnny das Grab ihres Vaters, als plötzlich ein anderer Mann mit blassem Gesicht auf die beiden zukommt. Zwischen diesem und Johnny kommt es schließlich zu einem Gerangel, woraufhin Johnny gegen einen Grabstein fällt und das Bewusstsein verliert. Daraufhin wendet sich der Angreifer Barbra zu. Diese flüchtet sich in ein nahegelegenes Haus, wo sie auf Ben trifft. Da die langsam schlurfenden, blassen Menschen die sie verfolgen immer zahlreicher werden, beginnt Ben damit, das Haus zu barrikadieren. Kurz darauf stellt sich heraus, dass sich fünf Leute im Keller des Hauses verschanzt hatten: Das junge Pärchen Tom und Judy, sowie das Ehepaar Harry und Helen und deren junge Tochter Karen. Als sie einen Fernseher finden und es ihnen gelingt, diesen in Betrieb zu nehmen, bekommen sie langsam einen Eindruck der furchterregenden Ereignisse, die sich außerhalb des Hauses abspielen: Die Toten erwachen wieder zum Leben, und haben Appetit auf frisches Menschenfleisch. Mit jener Minute wird die Anzahl der lebenden Toten, die das Haus umstellen, zahlreicher. In dieser angespannten Situation gehen die Wogen auch innerhalb des Hauses zunehmend hoch… Review: ![]() Wobei George A. Romero in "Night of the Livind Dead" erstmal nur den Grundstein legte, und die Formel in weiterer Folge bei "Dawn of the Dead" perfektionierte. So wird der Begriff "Zombie" hier noch mit keinem Wort erwähnt; vielmehr ist von "Ghouls" die Rede. Diese sind auch noch nicht ganz so hirntot wie ihre Nachfolger. So hantieren die Ghuls mit einfachen Werkzeugen wie Steinen oder Tischbeinen, und setzen diese zum Angriff ein. Die Grundlagen sind hier aber schon vorhanden: Es handelt sich um (kürzlich verstorbene) Untote, die wieder zum Leben erweckt wurden, und nun, ohne nennenswerte Gehirnfunktion, von ihrem Instinkt nach frischem Menschenfleisch angetrieben werden. Ihre Bedrohlichkeit beziehen sie dabei in erster Linie aus ihrer Masse. Denn wenn mal eine große Gruppe von ihnen ein Haus umstellt und unaufhaltsam versucht, sich Zutritt zu verschaffen, ist trotz ihrer langsamen Bewegungen guter Rat teuer. In eben diesem Setup sehe ich dann auch die nächste, zentrale Stärke des Films. Solche Belagerungsszenarien mit Menschen, die auf engstem, kleinem Raum zusammengepfercht werden, während draußen irgendeine Art und Bedrohung lauert, sind – richtig umgesetzt – ja immer sehr reizvoll, und was das betrifft macht George A. Romero hier wirklich so ziemlich alles richtig. Die zunehmend angespannte Stimmung im Haus fand ich dann letztendlich auch wesentlich spannender (und bedrohlicher), als das Geschehen außerhalb. Was ebenfalls hervorsticht, ist der teilweise dokumentarische Ansatz, den "Night of the Living Dead" verfolgt. Die Umsetzung steht diesem zwar teilweise im Weg (dazu gleich mehr), aber vom Grundgedanken her ist die Idee, dem Geschehen hier durch die Newsberichte mehr Plausibilität zu verleihen (ähnlich, wie dies Jahrzehnten zuvor dem berühmten Radio-Hörspiel von Orson Welles gelang), genial. Zumal man so trotz des schmalen Budgets auch einen kleinen Einblick in die Ereignisse außerhalb des Hauses erhielt, und sich das Geschehen rund um Barbra, Ben & Co. somit nur als kleines Puzzlestück eines wesentlich größeren Bildes offenbarte. ![]() Jedoch, die Wertung macht es schon deutlich: Trotz allen Lobs und dem unbestreitbaren, wegweisenden Charakter des Films, tue ich mir schwer, ihn – getrennt von seinem Einfluss, rein als für sich stehendes filmisches Werk betrachtet – als Meisterwerk zu klassifizieren. Einer meiner wesentlichen Kritikpunkte ist dabei Barbra. So positiv der Film bei der Behandlung der Rassenthematik auch hervorstechen mag, so problematisch erweist er sich, wenn es um die Darstellung der Frauen geht. Diese sind nämlich generell eine Hürde, völlig hysterisch, und mit der Situation überfordert. Vor allem die Darstellung des weiblichen Aushängeschilds des Films, Barbra, geht mir regelmäßig gegen den Strich. Schock in allen Ehren, aber derart nutz- und hilflos hätte man sie nun wirklich nicht darstellen müssen. Und die anderen Frauen hinterlassen ohnehin von vornherein nicht wirklich Eindruck. Die schauspielerischen Leistungen sind ebenfalls etwas durchwachsen. Während Duane Jones mit seiner charismatischen Performance besticht, Karl Hardman seinen abscheulichen Konkurrenten sehr überzeugend spielt, und ich Judith O'Dea für Barbra auch keinen Vorwurf machen kann (letztendlich spielt sie ja nur, was geschrieben war), ist Keith Wayne nun wahrlich nicht der beste Schauspieler der Welt. Er wirkt leider völlig teilnahmslos und so, als würde er seinen Text von einem außerhalb des Bildes verborgenen Schild ablesen. Das niedrige Budget wird zwar grundsätzlich recht gut umschifft, macht sich aber zumindest an einer Stelle ordentlich bemerkbar: Den zuvor erwähnten Newsberichten. Der Film heißt ja "Night of the Living Dead" und spielt auch überwiegend während einer einzigen Nacht. Dementsprechend müsste es in den Liveaufnahmen von Wissenschaftlern, Militär und Miliz ebenfalls stockdunkel sein. Stattdessen ist leider viel zu offensichtlich, dass diese Szenen unter Tags aufgenommen wurden. Ein weiteres Problem ist das teils dämliche Verhalten der Protagonisten. Vor allem jene Szene, wo Tom irrtümlich Benzin verschüttet, dieses dann anzündet und kurz darauf das Auto mit dem sie fliehen wollten in Flammen steht, animiert mich bei jeder Sichtung aufs Neue zum ungläubigen Kopfschütteln. Der größte Knackpunkt ist aber: So sehr ich den Film auf intellektueller Ebene als wegweisenden Genrefilm anerkennen kann, so gelang er es dennoch bei all meinen bisherigen Sichtungen nicht, mich wirklich zu packen, erschrecken oder gar zu verstören. Und damit scheitert "Night of the Living Dead" aus meiner Sicht leider bei einer zentralen Anforderung an das Genre. Fazit: ![]() Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Splendid Film)
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