Love, Simon |
Coming of Age/Coming Out-Dramedy
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Donnerstag, 28 Juni 2018 |
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Kurzinhalt: Simon Spier ist ein ganz gewöhnlicher Teenager, mit einer eigenen kleinen Clique guter Freunde, mit denen er Dinge unternimmt, auf Partys geht, und daran arbeitet, das Abschlussjahr an der High School so gut als möglich über die Bühne zu bringen. Er selbst sieht da jedoch eine große Tatsache, die ihn von den anderen unterscheidet: Er ist homosexuell. Etwas, dass er nicht nur vor seinem Schulkollegen, sondern auch seinen Freunden und seiner Familie geheim hält. Warum, weiß er selbst nicht genau; letztendlich hält er es für eine Kombination aus "Geht euch nichts an" (immerhin haben heterosexuelle Menschen ja auch kein Coming Out) und seiner Angst vor Veränderungen: Er will, dass alles – seine Familie, seine Freunde – so bleibt, wie es ist. Erst wenn er aufs College geht möchte er sich outen, und in eine neue Lebensphase starten. Die Nachricht eines anderen noch nicht geouteten homosexuellen an seiner Schule regt ihn jedoch dazu an, mit diesem in Kontakt zu treten. Schon bald entsteht zwischen den beiden, ohne dass sie die Identität des anderen kennen würden, zarte Bande. Dann jedoch entdeckt ein Klassenkamerad zufällig sein Geheimnis – woraufhin Simons Leben aus dem Ruder zu laufen beginnt… Review: ![]() Eben deshalb sind Filme wie "Love, Simon" so wichtig: Denn während immer noch viel zu viele homosexuelle Liebesgeschichten tragisch enden, gesteht Greg Berlantis Film seinem Protagonisten ein Happy End zu. Etwas, das selbst heutzutage, wo Unterhaltung mit nicht-heterosexuellen Charakteren zunehmend in Mode kommt (und, ganz ehrlich: Zeit war's!), noch viel zu selten vorkommt (was u.a. auch für einen ganz bestimmten, hochgefeierten Film gilt, dessen Namen ich aus Spoilergründen nicht erwähnen will). Eben darin sehe ich dann auch eine der größten Stärken des Films. "Love, Simon" will homosexuellen jungen Menschen Mut machen, sagt ihnen, dass es ok ist, dass sie ok sind, dass alles gut ausgehen wird, und es auch für sie ein Happy End geben kann. Eine Aussage, die ich für ungemein wichtig halte (und zugleich macht es mich unendlich traurig, dass wir diese Message heutzutage überhaupt noch zu brauchen scheinen). Doch "Love, Simon" thematisiert nicht nur homosexuelle, sondern auch Online-Beziehungen. Simon und sein über weite Strecken des Films unbekannter Gesprächspartner tauschen sich über E-Mails aus, und empfinden dabei schon bald Gefühle füreinander. Auch was das betrifft, ist der Film sehr zeitgemäß – wobei er nicht nur die positiven Aspekte moderner Technologie beleuchtet, sondern sich auch ihren Schattenseiten widmet. Klar haben sich Neuigkeiten auch zu unserer Schulzeit rasch herumgesprochen. Und Mobbing ist ohnehin kein neues Phänomen. Aber die modernen Technologien wie WhatsApp-artige Gruppen für SchülerInnen einer Klasse oder Schule bieten einerseits für letzteres eine neue Angriffsfläche, und sorgen zudem dafür, dass sich Neuigkeiten wie Simons erzwungenes Coming Out in Sekundenschnelle und wie ein Lauffeuer in der gesamten Schule verbreiten. Zumindest diese Probleme hatte meine Generation noch nicht. ![]() Fazit: Der Tag wird kommen, an dem zumindest ein angemessener Anteil der Fülle an romantischer Komödien, welche die Filmindustrie Jahr für Jahr auf den Markt loslässt, nicht-heteronormative Romanzen behandeln, ohne die Homo- oder Bisexualität der Figuren zu einem Thema zu machen – doch dieser Tag ist nicht heute. Zumindest aber ist "Love, Simon" definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Die Queer-Repräsentanz in Film und Fernsehen mag in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben, doch nach wie vor ist ihnen nur selten ein Happy End beschienen. Zumindest das macht "Love, Simon" richtig. Zudem wäre es insofern verlogen, ihm aus der Thematisierung von Simons Homosexualität einen Strick zu drehen, als Coming Outs selbst in unserer heutigen, zum Glück langsam toleranter werdenden Gesellschaft ja nach wie vor für viele eine große Sache sind. Umso mehr, als die Pubertät ja generell schon von Unsicherheit geprägt ist. Insofern ist es letztendlich richtig, wichtig und gut, dass "Love, Simon" neben einer klassischen Romanze eben auch Simons Coming Out ins Zentrum rückt, und trotz aller Angst und aller Dramatik eine positive, aufmunternde und erhebende Message verbreitet, die hoffentlich all jenen, die sich in einer ähnlichen Situation wiederfinden wie Simon, Mut machen wird, zu sich und ihrer eigenen Sexualität zu stehen. Aber auch für alle, die dieses entweder schon hinter sich haben, oder aber aufgrund ihrer Heterosexualität keinen Bedarf an einem eben solchen hatten, sollten von diesem gleichermaßen witzigen, charmanten und berührenden Film bestens unterhalten werden. Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2018 20th Century Fox)
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