Lady Bird |
Phantastische Coming of Age-Story von Greta Gerwig
Kategorie:
Filme -
Autor: B. Schwarzkopf | C. Siegel - Datum:
Donnerstag, 01 März 2018 |
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Kurzinhalt: Sacramento, Kalifornien, im Jahr 2002: Christine MacPherson, die darauf besteht, von allen Lady Bird genannt zu werden, ist siebzehn Jahre jung, und geht auf eine katholische High School. Ihr Abschlussjahr an eben dieser gestaltet sich dabei durchaus turbulent. Sie findet neue Freunde, zerstreitet sich jedoch zugleich mit ihrer ältesten und treusten Freundin Julie. Mit Danny erlebt sie ihre erste große Liebe, ehe sie sich in den aufregenden Kyle, der in einer Band spielt, verschaut. Und mit ihrer Bewerbung fürs College stellt sie die Weichen für ihre Zukunft. Ohne ihrer Mutter etwas davon zu erzählen, bewirbt sie sich nicht nur an einem örtlichen College, sondern auch in New York. Als ihre Mutter dies herausfindet, hängt der Haussegen schief. In all dem Trubel versucht Lady Bird, so wie jeder Mensch in dem Alter, zu sich selbst zu finden… Review von Bettina Schwarzkopf: ![]() Bei den Charakteren des Films bin ich, insbesondere was die Namensgeberin und ihre Mutter anbelangen, zwiegespalten. Natürlich ist das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter nicht immer so, wie es uns die Werbung vorgaukeln will. Allerdings finde ich es auch merkwürdig, dass in der einen Sekunde die richtig großen Fetzen fliegen und in der nächsten sich beide freudig in den Armen liegen, weil das ideale Sonntagskleid gefunden wurde. Es wirkt auf mich teilweise sehr übertrieben. Dennoch wächst man an und mit Lady Bird und ihrer Mutter Marion. Das liegt natürlich an der großartigen schauspielerischen Leistung von Saoirse Ronan ("Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten", "Abbitte") und Laurie Metcalf ("Roseanne", "The Big Bang Theory"). Beide verkörpern ihren Charakter so unglaublich überzeugend, dass es wiederum schwerfällt, trotz der überzeichneten und zugespitzten Auseinandersetzungen sie nicht zu mögen. Und letztlich geht es auch um die facettenreiche Liebesgeschichte zwischen Mutter und Tochter. Ebenfalls beeindruckt bin ich von der visuellen Inszenierung der Geschichte. Greta Gerwig hat sich mit Sam Levy einen idealen Partner für die Kameraführung ausgesucht, um ihre Vision wahr werden zu lassen. In diesem Zusammenhang gibt es zwar keine experimentellen Kamerawinkel oder besonderen Special Effects. Es ist eine ausschließlich klare Kameraführung, welche von den unterschiedlichen Lichtverhältnissen profitiert und damit die Gemütslage der einzelnen Szenen zu unterstützen weiß. Die Musik, komponiert von Jon Brion, begünstigt diesen positiven Eindruck und hilft ebenso den Film mögen zu wollen. Nach 95 Minuten alltäglicher Probleme zwischen Mutter und Tochter wartet noch ein nettes Video zum Entstehungsprozess von "Lady Bird". Zum einen ist es natürlich eine Beweihräucherung aller teilnehmenden Personen, aber auf der anderen Seite erfährt der Zuschauer, wie der Name der irischen Hauptdarstellerin wirklich ausgesprochen wird und welche Ereignisse im Film auf wahren Begebenheiten basieren und an welchen Stellen etwas für Hollywood hinzugedichtet wurde. Fazit: "Lady Bird" porträtiert auf vielschichtige Weise das Leben eines Teenagers, der nicht wirklich in die Welt von Sacramento hineinpassen möchte. Ein Leben voller kultureller Höhepunkte soll es für Lady Bird werden, doch der eigentliche Höhepunkt im Film selbst bleibt aus. Das exzentrische Mädchen steht in ständigem Streit mit der Mutter, die eigentlich auf ihre anstrengende Art nur versucht dem Kind die Realität vor Augen zu führen. Am Ende ist es aber die Liebe zwischen Mutter und Tochter, die den Film sehenswert macht und über die leidigen Auseinandersetzungen hinwegsehen lässt. Wertung:6 von 10 Punkten
Bettina Schwarzkopf
Review von Christian Siegel: ![]() Solche Coming of Age-Filme wie "Lady Bird" sind immer eine gewisse Gratwanderung. Auf der einen Seite müssen sie individuell genug sein, um nicht einfach wie der x-te Aufguss desselben Films zu wirken, zugleich jedoch auch noch so allgemein sein, dass sich der Zuschauer bis zu einem gewissen Grad mit der Hauptfigur – egal welchen Geschlechts – identifizieren kann. Eben dies gelang Greta Gerwig im Falle von "Lady Bird" grandios. Sie erzählt die spezifische Geschichte dieser jungen Frau, sowohl was ihr Umfeld, ihren Umgang, ihre Eltern, ihre Schule, ihre Freunde und so weiter betrifft. Und doch finden sich da und dort diese kleinen Details und universellen Momente, die es zumindest in meinem Fall (obwohl ich nie eine junge Frau war) geschafft haben, mich "abzuholen" und an meine eigene Jugend zu erinnern. Zugegeben, die ganz großen dramatischen Höhepunkte mögen "Lady Bird" fehlen; aber auch das fand ich letztendlich irgendwie schön und passend. Die Handlung plätschert gemächlich vor sich hin, und erzählt unaufgeregt und dadurch irgendwie lebensecht vom Erwachsenwerden. Der Film ist dabei von Anfang bis Ende unterhaltsam, bietet zwischendurch immer wieder sowohl amüsante als auch berührende Momente, und gerade auch durch die behutsame Inszenierung, welche auf übertriebene Dramaturgie verzichtet baute sich im Verlauf des Films eine emotionale Wirkung auf, die dafür sorgte, dass ich bei der Montage am Ende die Tränen zurückhalten musste. Insgesamt ist "Lady Bird" einfach ein durch und durch schöner Film, fantastisch geschauspielert, und von Regie-Debütantin Greta Gerwig mit derart sicherer Hand inszeniert, dass man sich nur wünschen kann, sie in Zukunft noch öfter hinter der Kamera zu erleben. Fazit: ![]() Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2018 Universal Pictures International)
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