Der seidene Faden |
Portrait einer dysfunktionalen Beziehung
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Dienstag, 27 Februar 2018 |
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Kurzinhalt: Gerade erst hat sich der angesehene Modedesigner Reynolds Woodcock mit Hilfe seiner ihm immer treu zur Seite stehenden Schwester von seiner jüngsten Muse getrennt, da sticht ihm schon die nächste hübsche junge Dame ins Auge. Alma arbeitet als Kellnerin in einem Lokal, und hält sich selbst für alles andere als attraktiv. Insofern kann sie ihr Glück gar nicht fassen, als sich dieser berühmte und reiche Designer für sie zu interessieren scheint. Und anfänglich wähnt sie sich auch noch wie im Paradies. Wunderschöne Kleider, ein großes Haus, die Verehrung durch Reynolds. Mit der Zeit schlägt ihre Stimmung jedoch um, fühlt sich ihr neues Leben doch zunehmend wie ein Käfig an. Reynolds hat strenge Regeln, auf deren Einhaltung er pocht, und scheint sie auch nie als gleichwertige Partnerin zu akzeptieren. Aber auch Reynolds wirkt zunehmend unglücklich. In diesem Strudel des Elends gefangen, scheinen die beiden unweigerlich auf das Ende ihre Beziehung zuzusteuern – ehe Alma eines Tages beschließt, zu handeln… Review: ![]() Mit der Zeit habe ich jedoch immer besser in "Der seidene Faden" hineingefunden, und zum Ende hin gelang es ihm dann zunehmend, mich für sich einzunehmen und zu faszinieren. Als Schlüsselstelle erwies sich dabei das von Alma geplante Abendessen, welches längst nicht so verläuft, wie sie sich das erhofft hat, und wo die bis dahin von beiden verborgenen Gefühle und Gedanken endlich an die Oberfläche kommen. Für mich war dies zugleich der stärkste Moment des Films, was jedoch nicht heißen soll, dass mir der Rest nicht gefallen konnte, ganz im Gegenteil. Denn gerade auch die weitere Entwicklung fand ich enorm interessant. Insbesondere ein späteres, gemeinsames Dinner sticht dabei hervor. Ich mag Reynolds Verhalten an dieser Stelle nicht nachvollziehen können, fand es aber eben deshalb irgendwie sehr faszinierend. Man kann über ihre dysfunktionale Beziehung sagen und davon halten was man mag, aber einerseits schafft es Alma auf ihre Art und Weise, sich zu einer gleichwertigen Partnerin zu machen, und andererseits scheinen die beiden mit diesem Arrangement glücklich zu sein. Und wenn dem so ist, wer bin ich, ihnen dies zu verleiden, auch wenn ich mir persönlich so eine Beziehung nicht vorstellen könnte? Leben und leben lassen. Was den Film ebenfalls auszeichnet, sind die hervorragenden schauspielerischen Leistungen. Von Daniel Day-Lewis (vermeintlich in seiner Abschiedsvorstellung) erwartet man sich mittlerweile ja auch gar nichts anderes mehr; umso beachtlicher ist jedoch, wie es Vicky Krieps gelingt, mit ihm mitzuhalten. Und auch die Regie von Paul Thomas Anderson, der den Film wieder einmal sehr stilvoll und mit ruhiger Hand inszeniert, ist wieder einmal über jeden Zweifel erhaben. Letztendlich steht und fällt der Film wohl damit, ob man mit der hier vorgestellten Beziehung etwas anfangen kann, oder nicht. Und nach anfänglichen Schwierigkeiten war das bei mir eben durchaus der Fall. Fazit: ![]() Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2018 Universal Pictures International)
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