Star Wars - Episode VIII: Die letzten Jedi |
Unsere Meinung zur nicht unumstrittenen Fortsetzung
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Samstag, 16 Dezember 2017 |
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Spoiler-Hinweis: Das nachfolgende Review ist, soweit es "Die letzten Jedi" betrifft, spoilerfrei, geht jedoch auf Entwicklungen aus dem Vorgänger "Das Erwachen der Macht" ein. Kurzinhalt: Zwar ist es dem Widerstand gelungen, die Starkiller-Basis zu zerstören, jedoch ist die Neue Ordnung den Rebellen bis zu ihrem Stützpunkt auf D'Qar gefolgt. Nach einer hastigen Evakuierung heften sich die Kreuzer der Neuen Ordnung an die Fersen der Rebellen. Ein Sprung in den Hyperraum würde insofern nicht helfen, als die Neue Ordnung einen Weg gefunden hat, um die Flotte selbst dort zu verfolgen. Die kleine Flotte des Widerstands sucht daher ihr Heil in der Flucht, allerdings wird ihnen in wenigen Stunden der Treibstoff ausgehen. Poe Dameron, der wieder aus dem Koma erwachte Finn sowie die Technikerin Rose Tico, halten jedoch nichts davon, einfach so auf das unvermeidliche Ende zu warten und auf ein Wunder zu hoffen. Sie setzen einen Plan in Gang, um das Hyperraum-Tracking-System der Neuen Ordnung auszuschalten. Doch dafür müssen sie zuerst eine Code-Knacker besorgen, und sich danach in die Höhle des Löwen begeben. Währenddessen hat Rey auf Ahch-To Luke Skywalker gefunden. Sie bittet ihn einerseits darum, sie auszubilden, und andererseits, zum Widerstand zurückzukehren und den Kampf gegen die Neue Ordnung aufzunehmen. Doch Luke hat sich von der Macht abgewendet… Review: ![]() Wenden wir uns jedoch zuerst jenen Kritikpunkten zu, die ich teile. Hier ist zuerst einmal der Humor zu nennen, der einerseits wieder einmal größtenteils nicht meinen Geschmack traf, und mir vor allem in der ersten halben Stunde zu dominant war. Gags wie Lukes Reaktion als Rey ihm das Lichtschwert hinstreckt wirkten mir zu aufgesetzt, und teilweise wähnte ich mich in einer Komödie bzw. einer Parodie wie "Spaceballs", statt in einem "Star Wars"-Film. Das Gelächter im Kinosaal zeigt zwar, dass nicht alle meine Meinung teilen, aber in den meisten Fällen konnte ich in eben dieses nicht einstimmen; kurioserweise fand ich stattdessen Dinge witzig, die bei anderen nicht so ankamen, und lachte dann meistens allein. Nicht, dass es unfreiwillig komisch gewesen wäre, aber z.B. das mit dem Abschaum der Galaxis fand ich – im Gegensatz zum Großteil des Publikums mit dem ich den Film sah – lustig. Insgesamt war mir der Humor jedoch eben vor allem zu Beginn zu übermächtig, weshalb ich diese Kritik durchaus nachvollziehen kann. Fast noch schwerer wiegt, dass der Film definitiv zu lang ist. Und zwar nicht zu lang im Sinne von zu ausgedehnt, sondern aufgrund von einigen völlig unnötigen Subplots, welche die Handlung nur unnötig aufhalten. Den Ausflug nach Canto Bight hätte man z.B. völlig spritzen können, wenn man einfach Rose die entsprechenden Codeknacker-Fähigkeiten gegeben (und damit zugleich auch noch ihre Figur aufgewertet) hätte. Ich verstehe, warum Johnson den Teil drin haben und was er dem Zuschauer dabei sagen wollte, aber aus Storytelling-Sicht war's ein ziemlicher Fehlgriff. Einige mögen argumentieren, dass man diese Szenen brauchte um das Ende vorzubereiten, aber auch da würde ich widersprechen. Nicht nur hätte die letzte Szene ohne Kontext auch funktioniert, ich bin sogar der Ansicht, dass es so besser funktioniert hätte. Insofern wünschte ich wirklich, man hätte diesen kompletten Subplot hinausgestrichen und so genau jene 15-20 Minuten eingespart, die der Film die Geduld des Zuschauers über Gebühr beansprucht. ![]() Ein Kritikpunkt, den "Die letzten Jedi" mit "Das Erwachen der Macht" teilt, sind die Parallelen zur alten Trilogie. Während sich Episode VII in erster Linie an "Eine neue Hoffnung" bediente, werden von Rian Johnson diesmal nun quasi "Das Imperium schlägt zurück" und "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" in einem Aufwasch verwurstet. Ich nenne hier dezidiert und bewusst nur die Szenen/Themen aus der Original-Trilogie, die in "Die letzten Jedi" – mal in abgewandelter und mal in derart deutlicher Form, dass man schon fast von einem Remake sprechen könnte, wiederverwertet wurden, aber diese waren u.a. die Schlacht von Hoth, die Flucht der Rebellen von einem Planeten, die Jedi-Ausbildung durch einen zurückgezogen lebenden Meister, die Höhle mit der dunklen Seite der Macht, der Verrat, die Thronraum-Szenen, der Flug durch den Schacht des zweiten Todessterns… und ich bin mir sicher, hier sogar noch das eine oder andere schon wieder vergessen zu haben. Und vor allem auch das grundsätzliche Setting ist natürlich 1:1 von der OT geklaut, und eben dies empfinde ich eben auch als Rückschritt für die Saga. Nach dem Fall der Republik in der PT und der Rebellion gegen das Imperium in der OT wäre mir für die ST eine durch die Neue Ordnung bedrohte Republik, und wie man diese verteidigen muss, vom Setup her lieber gewesen. Weil es etwas anderes/neues gewesen wäre, weil ich es zu verkrampft finde, wie man die OT hier mit dem David gegen Goliath-Kampf des Widerstands gegen die Neue Ordnung kopiert, vor allem aber, weil man damit den Sieg von Luke, Leia und Han aus der Original-Trilogie für wertlos erklärt. Wozu haben die Rebellen gekämpft und sind so viele von ihnen gestorben, wenn die weit, weit entfernte Galaxis dreißig Jahre später immer noch von einem bösen, unterjochenden Imperium – nur halt unter neuem Namen – regiert wird? Und, ganz ehrlich: Dass die Republik allein mit der Zerstörung ihres Hauptquartiers nun auf einmal Geschichte sein soll, will mir auch nicht einleuchten. Und kommt mir jetzt nicht mit "Das wird mit den Romanen und Comics erklärt". Eine Filmreihe muss für sich stehen können, und nicht aus Erklärungen aus Zusatzliteratur angewiesen sein, basta. Jedenfalls fühle ich mich (als alter EU-Hase) bei der Sequel-Trilogie auch nach Episode VIII nach wie vor nicht wirklich heimisch. ![]() Jedenfalls hätten wir damit nach der ausführlichen Kritik nun endlich die Brücke zu den – meines Erachtens (weil auch das kann man teilweise anders sehen) positiven Aspekten geschlagen, die auch dafür sorgen, dass mir "Die letzten Jedi" wesentlich besser gefallen hat als der Vorgänger. Am besten fand ich dabei alles rund um Luke und Rey. Ich weiß, dass viele Han den Vorzug geben, ihn für den cooleren und interessanteren Charakter halten, aber ich persönlich war halt immer schon "Team Luke". Insofern habe ich mich über das lang erwartete, in "Das Erwachen der Macht" nur angeteaserte (und in dieser Form dort enttäuschend-frustrierenden) Wiedersehen ungemein gefreut. Und das nicht nur im Hinblick auf Luke Skywalker bzw. den von mir ebenfalls sehr geschätzten Mark Hamill (der hier mit einer phantastischen Leistung besticht, die seine Arbeit für die Original-Trilogie bei weitem übertrifft, und schon dort fand ich ihn toll), sondern auch dessen deutscher Stimme Hans-Georg Panczak, welcher der Hauptgrund ist, warum ich mir die Original-Trilogie auch heutzutage immer noch gelegentlich gerne in der deutschen Version ansehe, und auch bei meinem Kinobesuch von "Die letzten Jedi" der Synchronfassung den Vorzug gab. Doch es sind nicht nur die darstellerische Leistung von Hamill und die stimmliche Performance von Panczak, sondern auch die Entwicklung von Luke selbst. Eben diese zählt wohl zu den kontroversesten Aspekten des Films, und ich kann es voll und ganz nachvollziehen. Vor allem eine ganz bestimmte Szene sticht hier hervor, und hat die Figur für viele ruiniert. Ich selbst konnte es aber nicht nur als einen kurzen Moment der Schwäche akzeptieren und anerkennen, sondern fand, dass man Luke dadurch eine ungeheure Tragik verlieh. Der gescheiterte Meister, der sich – von sich selbst enttäuscht – von der Welt zurückzieht und sich von der Macht abwendet. Letzteres hebt ich dann, so sehr seine Entwicklung auch an Yoda erinnern mag (vor allem natürlich das Eremiten-Dasein), von diesem ab. Denn während dieser auf Luke quasi wartete, um durch ihn den Imperator doch noch zu besiegen, hat Luke praktisch mit der Welt abgeschlossen. Rey zwingt ihn nun dazu, sich dieser zu stellen, und Verantwortung zu übernehmen. Ihre gemeinsamen Szenen zählten für mich zu den Höhepunkten des Films. ![]() Neben dem Wiedersehen mit Luke und Leia stachen aber auch die Geschichten rund um die neuen Figuren für mich hervor, die hier allesamt teilweise durchaus interessante Entwicklungen durchlaufen dürfen. Poe Dameron darf z.B. nicht nur endlich so richtig sein Pilotengeschick, sondern auch seine Hitzköpfigkeit unter Beweis stellen, die zudem angenehm ambivalent betrachtet wird. Mit Ben konnte ich hier ebenfalls schon deutlich mehr anfangen als noch beim Vorgänger. Zwar wirken seine Wutausbrüche auf mich nach wie vor etwas albern, aber Adam Driver bringt die innere Zerrissenheit und Gequältheit seiner Figur sehr gut rüber, und insgesamt stellt man mit der Figur in "Die letzten Jedi" ein paar interessante Dinge an. Rey stellt quasi seinen Gegenpol dar, und erweist sich wie schon beim Vorgänger als das Herz und die Seele der neuen Trilogie. Einzig mit Finn schien sich Rian Johnson etwas schwer zu tun, weshalb er ihn kurzerhand mit dem Neuzugang Rose zusammentat, die ihn jedoch schon bald aussticht, und wesentlich mehr Eindruck hinterlässt. Nicht zuletzt auch mit einer Aktion am Ende, und ihrer Begründung dafür. Ansonsten sticht von den neu hinzugekommenen Figuren in erster Linie noch Laura Dern als Vizegeneral Holdo hervor, die sich auf andere Art und Weise entwickelt, als man das im ersten Moment vielleicht vermuten mag. Einzig Domhhall Gleeson tut mir nach wie vor leid, da ich ihn einerseits nach wie vor in der Rolle fehlbesetzt halte, und man ihn generell auch hier wieder eher zur Witzfigur degradiert. Echte Bedrohlichkeit strahlt er jedenfalls nie aus – das bleibt einzig Kylo und Snoke überlassen. Auch die Inszenierung durch Rian Johnson stach für mich positiv hervor. Zwar sah auch "Das Erachten der Macht" schon gut aus, letztendlich finde ich aber, dass sich die Disney-"Star Wars"-Filme soweit es die Optik betrifft von Film zu Film steigern. "Rogue One" hatte ein paar echt wunderschöne Bilder zu bieten, und "Die letzten Jedi" setzte nun mit zahlreichen visuell imposanten Momenten hier noch einmal eins drauf. Da war so manches Bild darunter, das mir noch länger in Erinnerung bleiben wird. ![]() Fazit: Nach dem massenkompatiblen "Erwachen der Macht", wo man mir persönlich zu sehr auf Nummer sicher gegangen war, und einen "Star Wars"-Film von der Stange präsentierte (was viele begeisterte, mich persönlich aber nicht so recht ansprechen wollte) kehrt "Die letzten Jedi" wieder zum "Autorenkino" zurück – und scheint nun die Gemüter ähnlich zu spalten wie die Prequel-Trilogie. So manchen Kritikpunkt teile ich da durchaus. Der Humor war – insbesondere in der ersten halben Stunde – zu übermächtig, wirkte teilweise aufgesetzt, und hat vor allen Dingen bei mir auch leider größtenteils nicht gezündet. Mit dem Setup des Films tat ich mir sowohl im größeren (die kleine Widerstandsgruppe gegen die übermächtige Neue Ordnung – was ist mit der Republik geschehen?) als auch im kleineren (die Flotte, die stundenlang vor den feindlichen Schiffen davonfliegt) Rahmen schwer. Die eine oder andere offen bleibende Frage ist etwas unbefriedigend. Auch in "Die letzten Jedi" gab es wieder zu viele Szenen, die an frühere "Star Wars"-Filme – vor allem die Episoden V und VI – erinnerten. Vor allem aber ist der Film zweifellos zu und unnötig lang, wobei sich vor allem alles rund um den Besuch auf Canto Bight als überaus entbehrlicher und überflüssiger Abstecher erweist. Und doch überwiegen für mich ganz klar die positiven Aspekte. Wie z.B. dass Rian Johnson im Vergleich zu J. J. Abrams einige mutige Entscheidungen trifft, und dabei auch das Risiko eingeht, den einen oder anderen Fan vor den Kopf zu stoßen. Optisch ist der Film ungemein imposant und bietet so manches einprägsame, wunderschöne Bild, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Dem gesamten Film haftet zudem eine nette Schwere an, die mir sehr gut gefallen konnte – und steht damit auch im starken Widerspruch zu Abrams luftig-lockerer Popcorn-Unterhaltung. John Williams' Soundtrack hat mir – trotz des neuerlichen Mangels an markanten neuen Themen und dem etwas inflationären Einsatz des Macht-Leitmotives – ebenfalls wieder wesentlich besser gefallen als bei "Episode VII". Die Figuren aus der neuen Trilogie profitieren davon, dass man mit ihnen mittlerweile vertraut sind, und dürfen zudem die eine oder andere interessante Entwicklung mitmachen. Das (bedauerlicherweise letzte) Wiedersehen mit Leia hat mir ebenfalls sehr gut gefallen, wobei ihr Johnson so manchen Moment beschert, der hervorstach. Wobei ihre Szenen zugegebenermaßen teilweise auch durch Carrie Fishers Tod zusätzliche Bedeutung und Gewicht erhalten. ![]() Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2017 Walt Disney Motion Picture Studios)
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