Solaris |
Steven Soderbergs Adaption des SF-Romans
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Samstag, 23 Dezember 2017 |
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Kurzinhalt: Die Berichte der den außerirdischen Planeten Solaris umkreisenden und erforschenden Raumstation lassen die russische Raumfahrtbehörde befürchten, dass die dort stationierten Astronauten den Verstand verloren haben. Man schickt deshalb den Psychologen Kris Kelvin in einem Raumschiff los, um sie zu untersuchen und zu behandeln, und in weiterer Folge auch auf die Erde zurückzubringen. Nur kurz nach seiner Ankunft auf der Station erfährt Kelvin die mysteriösen Vorkommnisse, die sich an Bord zutragen, am eigenen Leib: So steht plötzlich seine Frau Khari vor ihm. Nun wäre dies für sich genommen schon seltsam genug. Besonders erschreckend daran ist jedoch, dass diese vor zehn Jahren verstorben ist. Zusammen mit den anderen Astronauten versucht Kelvin daraufhin das Geheimnis des Planeten Solaris zu ergründen… Review: ![]() Was jedoch nicht heißen soll, dass "Solaris" kein anspruchsvoller Film wäre. Der langsame Aufbau und die ruhige und stilvolle Inszenierung, die weniger auf eine Handlung als vielmehr auf eine stimmungsvolle Atmosphäre setzt, erinnern an "2001", und verstehen sich klar als Gegenentwurf zum bombastischen Science Fiction-Popcorn-Kino, das um die Jahrtausendwende die Kinoleinwand dominierte. Soderbergh mag stärker auf Gefühle setzen, vernachlässigt deshalb jedoch das Hirn noch lange nicht, und präsentiert einige Momente und Ideen, die zum Nachdenken anregen. Auch die philosophischen Aspekte sowohl der Vorlage als auch des Tarkovsky-Films werden nicht gänzlich ausgespart. Vor allem Rheyas Figur lädt zum Diskutieren ein, gerade auch im Hinblick auf die eigene Identität. Ist sie denn wirklich eine Person, ist sie sie selbst, ist sie so, wie Rheya wirklich war – oder ist sie nur das, an das sich Chris erinnert? Eben darin steckt dann jedoch zugleich mein größter Kritikpunkt, denn so Szenen wie der Schwangerschaftstest (an den sich Chris nicht erinnern kann, weil er ja nicht dabei war) geben darauf eine klare Antwort, die mir auch insofern nicht unbedingt gefällt, da es sehr metaphysisch ist, und fast schon in die Richtung eines intelligenten Designs geht. Ich kanns im Kontext eines Films akzeptieren, grundsätzlich liegt es mir aber weniger, und hätte ich deshalb wohl auch vorgezogen, wenn man diese Frage offener gelassen hätte. Davon abgesehen war jedoch alles rund um Rheya und Chris fantastisch, und das Herzstück des Films – wobei die Figuren vor allem auch dadurch, dass ihre Vorgeschichte in Rückblenden aufgerollt wird, eine Charaktertiefe erhalten, die ich persönlich in Tarkovskys Fassung vermisste. Diesem ist Soderberghs Version auch den viel rascheren Aufbau voraus. Wo der 1972er-Film viel zu viel Laufzeit auf einen ewig langen und in dieser Ausführlichkeit gänzlich unnötigen Prolog mit viel zu vielen sinnlosen (und sinnlos langen) Szenen verschwendet, ist Chris im Solaris 2002 bereits nach weniger als zehn Minuten an Bord der Raumstation. Nett fand ich zudem die Art und Weise, wie der erste Besuch von Rheya verläuft. Und auch wenn man darüber diskutieren kann, ob der Film unbedingt einen Twist brauchte (ein Stilmittel, dass nach "The Sixth Sense" ja generell etwas zu inflationär eingesetzt wurde), so fand ich ihn wenigstens nett gemacht und gut umgesetzt. Und auch das Ende hat mir hier wesentlich besser gefallen als in der Tarkovsky-Version. Das ergab für mich halt einfach mehr Sinn, und war auch emotional befriedigender. ![]() Fazit: Man kann zu den beiden Adaptionen von Stanislaw Lems SF-Roman ja stehen wie man will, aber im Vergleich zu einigen anderen US-Remakes fremdsprachiger Stoffe ist "Solaris" definitiv kein sinnloses und überflüssiges Remake. Dafür sind die Zugänge, die Tarkovsky und Soderbergh wählen, einfach zu unterschiedlich. Die alte Fassung mag dabei unbestritten der intellektuellere Film sein, trotzdem halte ich persönlich die Neuadaption für den besseren. Soderbergh versteht es, die Geschichte auf eine deutlich kürzere Laufzeit herunterzukomprimieren, ohne dabei durch die Handlung durchzuhetzen oder ein seelenloses Spektakel daraus zu machen. Auch seine Version ist immer noch ein sehr langsamer Film, der weniger auf eine Story als auf Atmosphäre setzt – wobei er auch die philosophischen Aspekte der Vorlage nicht ausspart. Jedenfalls kippe ich jedes Mal aufs Neue in die wunderschöne Stimmung des Films hinein, und nimmt mich dieser auf eine Art und Weise gefangen, wie es dem "Original" leider nie gelang. Vor allem aber schaffte es der 2002er-"Solaris" im Gegensatz zu Tarkovskys Interpretation, mich nicht nur zum Nachdenken anzuregen, sondern vor allem auch, mich emotional zu berühren. Leichte Kost ist allerdings auch die Neuverfilmung nicht, und dem einen oder anderen mag es fast schon zu gefühlsduselig sein. Mich hingegen nahm "Solaris" (2002) auch bei der Zweitsichtung wieder mit der ansprechend erzählten Geschichte rund um Trauer, Verlust, Schuld, Sühne und Wiedergutmachung, den wundervollen Bildern, der stilvollen Inszenierung, den tollen schauspielerischen Leistungen, dem gefühlvollen Soundtrack, einigen emotionalen Momenten sowie insbesondere seiner schönen Stimmung in den Bann zu ziehen. Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2002 20th Century Fox)
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