Raw |
Wird dem Skandalfilm-Hype nur bedingt gerecht
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 27 Oktober 2017 |
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Kurzinhalt: Justine folgt ihrer älteren Schwester Alexia an die medizinische Universität von Paris. Das Aufnahmeritual, dass dort für neue StudentInnen abgehalten wird, verstört sie jedoch: Wird sie doch dazu gezwungen, das rohe Herz einer Maus zu essen. Das allein wäre schon schlimm und grauslich genug, aber zu allem Überfluss ist Justine auch noch strikte Vegetarierin. Trotzdem gibt sie, nicht zuletzt auf Drängen von Alexia, dem Druck der Gruppe nach. Schon bald beginnt sie diese Entscheidung zu bereuen. Nicht nur wegen des heftigen Ausschlags, den sie als allergische Reaktion auf den Konsum des frischen Fleischs entwickelt, sondern auch, weil sie nun nichts anderes mehr Essen kann. Ihr Körper verzehrt sich geradezu nach rohem Fleisch – und das nicht nur von Tieren, sondern vor allem auch von Menschen… Review: ![]() Am Positivsten stachen für mich die schauspielerischen Leistungen hervor. Insbesondere die Performance der Hauptdarstellerin Garance Marillier war beachtlich, spielt sich doch den Zwang unter dem sie zunehmend leidet, und den damit einhergehenden inneren Zwiespalt, sehr eindringlich. Es gab zudem wie schon erwähnt den einen oder anderen Moment, der auch mich nicht kalt gelassen hat, wie eben die bereits angesprochene Szene, als sich Justine zum ersten Mal an Menschenfleisch probiert (die zudem in einem herrlich schwarzhumorigen Moment mündete). Und die Thematik an sich war schon auch interessant, wobei Justines "Fleischeslust" natürlich auch als Analogie auf alle möglichen zwanghaften Dränge verstanden werden kann, und nicht nur auf Kannibalismus. Und elegant inszeniert war "Raw" auch; durch die teils wunderschönen Bilder im Vergleich mit dem doch eher abstoßenden Inhalt ergabt sich stellenweise ein schöner Kontrast. Jedoch: Wirklich gefangen nahm mich der Film leider nie. Dies mag unter anderem daran liegen, dass mir der Film teilweise – u.a. was die Zustände an der Uni betrifft – zu übertrieben dargestellt schien, und ich mich daher nie so ganz auf ihn einlassen konnte (zumindest hoffe ich sehr, dass die Darstellung des Mobbings dort nicht der Realität entspricht, weil sonst kommen da ja nur Psychopathen raus). Ich fand ihn zudem nur leidlich spannend und abseits vereinzelter Momente doch eher harmlos und wenig erschreckend. Marine de Vans "In My Skin" hat eine ähnliche Thematik, wie ich finde, um einiges eindringlicher erzählt. Vor allem aber wars bei mir der Twist am Ende, der viel verhaut hat. Dabei handelt es sich weniger um eine klassische überraschende und/oder schockierende Wendung, sondern eher um eine Offenbarung – die ich persönlich aber so dämlich, lächerlich und damit unfreiwillig komisch fand, dass ich mich echt zusammenreißen musste, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Und ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass das nicht die Reaktion war, die Julia Ducournau – sei es im Hinblick auf das Ende, oder auch den Film generell – provozieren wollte. Fazit: ![]() Wertung:5 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2017 Universal Pictures)
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