Humanoid |
Optisch nettes, ansonsten schwächelndes SF-B-Movie
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Mittwoch, 24 Mai 2017 |
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Kurzinhalt: Im Jahr 2307 hat der nukleare Winter die Erde fest im Griff. Die wenigen Überlebenden des dritten Weltkriegs leben überwiegend unter der Erde, und haben mechanische Sklaven, sogenannte Humanoids, erschaffen, die für sie niedere Dienste und/oder gefährliche Arbeiten erledigen. Eines Tages kommt es jedoch zu einer Revolte, und ein paar der Humanoids fliehen in die Eiswüste. Der Ex-Soldat Bishop, der lang als entsprechender Jäger tätig war, wird eines Tages wieder in den aktiven Dienst zurückzuholen, um den gefährlichsten von ihnen aus dem Verkehr zu ziehen: Ash. Bishop führt eine Gruppe abgehärteter Soldaten an, und begibt sich ins die gesamte Erde umschließende ewige Eis, um ihn aufzuspüren und auszuschalten… Review: ![]() Auftritt "Humanoid", der im Original "2307: Winter's Dream" heißt und bei uns den Zusatztitel "Der letzte Kampf der Menschheit" erhalten hat. Das Backcover verspricht vollmundig eine Mischung aus "Max Max" und "Blade Runner" – und damit entschieden zu viel. Zwar nicht ganz so billig und trashig wie z.B. "Starship Rising", ist "Humanoid" nichtsdestotrotz eindeutig dem B-Movie-Bereich zuzuordnen, denen heutzutage zudem leider überwiegend der Charme ihrer Vertreter aus den 80ern und 90ern fehlt. Was wohl daran liegen dürfte, dass selbst die B-Movies heutzutage zumindest vom (digital farb-überarbeiteten) Look moderner Blockbuster kaum mehr zu unterscheiden ist, in allen anderen Bereichen (Quantität und Qualität der Effekte, Sets, Casting, Schauspielerische Leistungen, Drehbuch) den Vergleich jedoch sehr wohl scheuen müssen. Dadurch entsteht eine Diskrepanz zwischen der visuellen Präsentation und den restlichen Aspekten, der doch recht misstönend ist – und unter dem die B-Movies von einst eben nicht gelitten haben. "Humanoid" ist da keine Ausnahme. Vor allem das Drehbuch sticht als einer der Schwachpunkte des Films hervor. Die Ausgangssituation ist alles andere als originell, die Dialoge sind abwechselnd unfreiwillig komisch ("I guess hell finally froze over") und zum Haare raufen ("I love the taste of black blood soup in the morning"), und vor allem der pseudophilosophische Voice Over-Kommentar zieht den Film ordentlich – und unnötig – herunter, und ließen mich abwechselnd laut lachen, fremdschämen, schmerzerfüllt zusammenkrümmen und verzweifelt die Hände über den Kopf zusammenschlagen. Hätte sich Drehbuchautor und Regisseur Joey Curtis den geschenkt, wäre schon viel gewonnen gewesen. ![]() Schauspieltechnisch darf man sich ebenfalls nicht zu viel erwarten. Hauptdarsteller Paul Sidhu bekommt zwar immerhin den Vermerk "bemüht" ins Mitteilungsheft geschrieben, verfügt jedoch nicht über die nötige Präsenz bzw. das Charisma, um den Film zu tragen. Branden Coles schlägt sich etwas besser, wirklich hervorstechen tut jedoch nur Arielle Holmes, die ich bereits aus dem Viennale-Film "Heaven Knows What" kannte. Dort konnte sich mich zwar noch wesentlich mehr begeistern als hier, und zugegebenermaßen hilft es ihr, dass sie die einzige wirklich hervorstechende Rolle bekommt. Dennoch stach immerhin sie halbwegs positiv hervor. Insgesamt fand ich es aber doch ziemlich schade, dass der Cast praktisch ausschließlich aus No-Names besteht, die zudem teilweise auch recht laienhaft agieren. Ja selbst die Chance, den kurzen Auftritt von Cage dafür zu benutzen, um zumindest ein bekanntes Gesicht zu präsentieren (Michael Ironside, der ja gern mal in billigeren SF-Produktionen mitspielt, wäre für die Rolle ja eigentlich prädestiniert gewesen), lässt "Humanoids" leider ungenutzt verstreichen. Das konnten die B-Movies der 80er und 90er entschieden besser. Last but not least bietet "Humanoid" einige unfreiwillig komische Elemente, welche die Trash-Toleranz des Zuschauers fordern dürften. So sehen die muskelbepackten, grau bemalten Humanoids in ihren weißen Unterhosen eher witzig aus, den Handshake fand ich auch eher zum Brüllen, und auch einzelne Szenen luden mich zumindest mal zum Schmunzeln ein, z.B. wenn Bishop eine Eiswand besteigt und die musikalische Untermalung so tut als wäre das der heroischste und bad-assigste Akt ever. ![]() Fazit: Inhaltlich bietet "Humanoid" nichts Neues, und generell wirkt der Film hie und da wie aus Versatzstücken, anderer, bekannterer und leider auch deutlich besserer Werke zusammengestoppelt. Die tolle Optik des Films inklusive beeindruckender Landschaftsaufnahmen mag über den Low-Budget-Charakter hinwegtäuschen können, nicht jedoch die ganzen anderen Aspekte der Produktion, wobei insbesondere die laienhaften schauspielerischen Leistungen negativ hervorstechen. Schade auch, dass es nicht gelungen ist, den Film durch einen kleinen Gastauftritt eines bekannten Darstellers (die Rolle von Cage hätte sich dafür ganz besonders angeboten) nochmal ein bisschen aufzuwerten. Und vor allem beim Drehbuch, insbesondere den Dialogen, gilt es Abstriche zu machen, wobei vor allem die Voice Over-Kommentare teilweise an meinen Nerven zehrten. Jedoch: Insgesamt ist der Film recht schön geschossen, und auch wenn die Handlung nicht neu sein mag, so ist sie zumindest solide. Insgesamt ist "Humanoid" weder ein Highlight noch ein Geheimtipp; wer jedoch so wie ich einen Hang zum Genre hat und dabei auch seinen billigen B-Movie-Vertretern gegenüber aufgeschlossen ist, kann ruhig mal einen Blick riskieren – wobei vor allem Leute mit hoher Trash-Toleranz auf ihre Kosten kommen sollten. Wertung:4 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2017 Ascot Elite Home Entertainment)
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