Hacksaw Ridge - Die Entscheidung |
Doppelreview zum Kriegsdrama von Mel Gibson
Kategorie:
Filme -
Autor: C. Siegel | M. Spieler - Datum:
Freitag, 27 Januar 2017 |
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Kurzinhalt: Der zweite Weltkrieg ist in vollem Gange, und praktisch all seine Freunde – und auch sein Bruder – sind zur Armee gegangen, um ihren Teil zu leisten, um die Deutschen und Japaner zu besiegen. Dem möchte Desmond T. Doss nicht nachstehen. Allerdings verbittet es ihm seine religiöse Überzeugung ausdrücklich, eine Waffe in die Hand zu nehmen und ein Leben auszulöschen – selbst wenn es sich dabei um jenes des Feindes handelt, oder es darum geht, das eigene zu verteidigen. Mit seiner entsprechenden Einstellung eckt Doss rasch an, und auch seine Kameraden sind anfangs über den Rekruten alles andere als erfreut. Mit Hilfe seines Vaters, einem dekorierten Veteranen des Ersten Weltkriegs, gelingt es ihm jedoch, eine entsprechende Anhörung zu gewinnen und zum Militärdienst antreten zu dürfen. An der Front, genauer gesagt der Hochebene Hacksaw Ridge, wird der Sanitäter dann schließlich mit dem Grauen des Krieges konfrontiert… Review: ![]() Zugegeben: Subtil geht anders. "Hacksaw Ridge" trieft nur so vor Pathos. Zudem ist die Darstellung teilweise doch etwas übertrieben, und auch nicht unproblematisch. So wird Desmond T. Doss, dessen Heldentat zweifellos Anerkennung verdient, wie ein Heiliger gefeiert, während ihn zuvor verachten Kameraden und Vorgesetzten blöd dreinschauend ihren Irrtum eingestehen. Auch die Darstellung der japanischen Soldaten ist alles andere als unproblematisch (auch wenn Gibson mit der Szene im Tunnel diesbezüglich zumindest Schadensbegrenzung leistet). Und zugegebenermaßen braucht der Film ein bisschen, um Fahrt aufzunehmen, und hätte man in der ersten Hälfte doch da und dort kürzen können, ohne wesentliches zu verlieren, und den Film so auf gesäßfreundlich(er)e und leicht verdauliche zwei Stunden zurechtstutzen können. Aber: Trotz aller – berechtigter – Kritikpunkte fand ich "Hacksaw Ridge", nach dem er etwas gemächliche Einstieg überwunden war, durchgängig unterhaltsam. Und vor allem bei der Schlacht an der titelspendenden Hacksaw Ridge dreht der Film dann so richtig auf. Wie schon andere Regisseure vor ihm nimmt sich Mel Gibson kein Blatt vor die Kamera, wenn es darum geht, die Gräuel des Krieges in aller blutig-splatterigen Deutlichkeit zu zeigen. Da werden Soldaten verbrannt, Gesichter weggeschossen, fliegen gleich mehrere Gliedmaßen durch die Luft. Ich bin nun wahrlich nicht zimperlich, aber die hier gezeigte Gewalt ließ selbst mir teilweise den Atem stocken. Man kann Gibson vorwerfen, Doss als Heiligen zu inszenieren, aber der Krieg selbst wird von ihm nicht im Geringsten verherrlicht oder verharmlost. Zugegeben, zum Ende hin wurde es dann zwar selbst mir des Pathos zu viel (z.B. wenn er an Gott betet, noch einen mehr retten zu können – wo ich an die letzte Szene aus "Schindlers Liste" zurückdenken musste), und vor allem auch bei der Frodo-Gedächtnis-Szene, wo Doss über allem schwebt. Doch wo mich der Pathos bei anderen Filmen auch schon mal mächtig gestört hat, konnte ich hier damit leben, einfach da es Gibson gelungen ist, mich an Bord zu holen, und ich im Film drin war. Wenn das bei euch nicht der Fall sein sollte, werdet ihr ihn wohl deutlich kritischer sehen. Fazit: ![]() Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
Review von Michael Spieler: Der Pazifist zieht in den Krieg. Um seinem Land zu dienen und möglichst viele Verwundete im Feld zu retten. Ein Konzept, dass nach einem spannenden und aufwühlenden Film klingt und für die erste Hälfte auch genau das ist. Doss, gespielt von Andrew Garfield muss den Widerstand seines Vaters, den seiner Ausbilder, seiner Kameraden und der Army selbst überwinden. Dieser Kampf und Wille zu helfen, ohne seine Ideale zu verraten, wird von einer Messiasgeschichte abgelöst, wie sie wohl nur Mal Gibson hat so umsetzen können. Der Krieg wird in keiner Weise differenziert dargestellt. Doss war im Pazifik im Einsatz und Hacksaw Ridge ist eine Klippe auf Okinawa, die die Army im wahrsten Sinne erklimmen musste. Daher der Filmtitel. Der Feind, also die Japaner, werden als gottlose Wilde dargestellt, die der von Gott gegebenen Kraft des Sanitäters Doss, bei der Rettung seiner Kameraden, nicht in die Quere kommen. Ich will weder seine Leistung noch seine Überzeugungen in Frage stellen. Doch die Art und Weise, wie Gibson den Kampf und alles Folgende inszeniert ist für mich nur schwer ertragbar. Im gröbsten Kampfgeschehen, wenn die Körperteile nur so fliegen und alle wahnsinnig werden, spielt Heldenmusik. Das gipfelt in einer jesusgleichen Aufbahrung des Helden mit göttlichem Sonnenschein, dass die Zeitlupenszenerie durchflutet. Gibson hat nach 10 Jahren Pause nichts an seinem Stil geändert. Alles hat diesen christlichen Anstrich, der verhindert, dass daraus ein guter Film wird. Der Patriot und Pazifist wird zum Kriegshelden und es spielt Heldenmusik zu Tod und Zerstörung. ![]() Fazit: Ungefiltert kann ich "Hacksaw Ridge" niemandem empfehlen. Selbst in der übersättigten Kategorie der Kriegsfilme verschwindet er weit hinter seinen Vorgängern. Der Anfang, der Konflikt mit der Army und der Familie ist philosophisch interessant, daher versagt "Hacksaw Ridge" nicht völlig. Wertung:4 von 10 Punkten
Michael Spieler
(Bilder © 2017 Universum Film)
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