Rogue One - A Star Wars Story |
Gelungene Generalprobe der "Star Wars-Stories"
Kategorie:
Filme -
Autor: J.A. Schmock | C. Siegel - Datum:
Samstag, 17 Dezember 2016 |
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Kurzinhalt: Als kleines Kind musste Jyn Erso hilflos mitansehen, wie ihr Vater vom Imperium entführt wurde, um ihnen bei einem wichtigen Waffenprojekt zu helfen. Seither hielt sie sich versteckt, nahm eine neue Identität an, und kam immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt – weshalb sie zur Zeit eine Strafe auf der Gefängniseinrichtung in den Ringen von Kafrene verbüßt. Aus dieser wird sie dann schließlich von einer Gruppe Rebellen befreit, die ihre Hilfe brauchen: Jyn ist eine alte Bekannte von Saw Gerrera, der sich mit den Rebellen zuletzt überworfen hat. Nun ist die Allianz jedoch auf seine Hilfe angewiesen. Jyn soll mit ihm sprechen und ihn davon überzeugen, wieder zu den Rebellen zurückzukehren. Doch während ihres Besuchs auf Jedha überschlagen sich die Ereignisse: Jyn erfährt, dass ihr Vater Galen dem Imperium dabei geholfen hat, eine mächtige Waffe zu bauen, die Todesstern genannt wird, und die über genug Feuerkraft verfügt, um ganze Planeten zu vernichten. Ein erster Test findet dann auch genau auf Jedha statt. Zugleich erhält sie von ihrem Vater eine Nachricht, dass dieser einen Konstruktionsfehler in der Station versteckt hat, der diese verwundbar macht. Doch damit ein Angriff auf den Todesstern Erfolg haben kann, müssen die Rebellen die Baupläne aus dem imperialen Datenzentrum auf dem Planeten Scarif stehlen… Review von Jan Arne Schmock: ![]() Es gibt bei genauem Hinsehen auch ein paar logische Probleme, was Entfernungen und Aufenthaltsorte angeht. Ohne groß zu spoilern, gibt es z.B. eine Abfolge von Szenen, in der Jyn in viel zu kurzer Zeit, eine viel zu komplizierte Strecke zurücklegt und dabei noch Cassian überholt, ohne mit ihm zusammenzutreffen. Natürlich ist das Alles trotzdem auf einem sehr sehr hohen Niveau. Die Effekte sind auch in 3D über jeden Zweifel erhaben und die Actionszenen reißen schon ordentlich mit. Die fünf weiteren, recht unterschiedlichen Charaktere aus Jyn Ersos "Bande", sind ein weiteres Highlight von "Rogue One". Auch wenn wir nur wenig Hintergrundinformationen zu den einzelnen Figuren bekommen, sind sowohl die beiden freischaffenden Assassinen Chirrut Îmwe (Donnie Yen) und sein Beschützer Baze Malbus (Wen Jiang) vom Planeten Jedha eine Bereicherung für die Gruppe, als auch der Rebellen-Spion Cassian Andor (Diego Luna) und sein umprogrammierter imperialer Droide K-2SO (Alan Tudyk). Ihre sehr gut definierten Fähigkeiten geben ihnen allen Zweck. Die beiden Paarungen passen auch vom ersten Moment an super zusammen. Man nimmt ihnen ab, dass sie jeweils schon sehr viel Zeit zusammen verbracht haben. Der übergelaufene imperiale Pilot Bodhi Rook (Riz Ahmed), bekommt auch sehr viel und Entscheidendes zu tun. Niemand ist hier überflüssig. Es ist ein wirklich gutes Zeichen dieser Zeit, wie hier gecastet wurde. Eine so diverse Truppe hätte früher aus sechs aufgepumpten Militärtypen bestanden. Sieht man von Alan Tudyk hinter der digitalen Maske des Androiden K-2SO ab, gibt es keinen typischen "weiße & männliche"-Helden und das ist sehr erfrischend. Man kann über Disney und die Marketingmaschinerie, hinter der Lucasfilm-Übernahme, lästern wie man will und das sollte man auch. Aber unter der Leitung von Kathleen Kennedy ist dies nun bereits der zweite und ganz sicher erfolgreiche Film, der zeigt, dass alle Menschen glaubhaft zu zentralen Figuren eines Actionblockbusters werden können. Schon dafür lohnt es sich "Rogue One" zu feiern. ![]() Fazit: "Rogue One" ist fast ein klassischer Bankraubfilm im Star-Wars-Universum mit tollen Effekten, klasse Darstellern (inklusive Droide) und Darth Vader als Darth Vader. Es ist ein Mantel- und Degenstück mit zwielichtig motivierten Charakteren. Er schreckt nicht davor zurück, zu zeigen, wie Krieg auch vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis Narben hinterlässt und absolutes Chaos verbreitet. Wertung:8 von 10 Turbolasern
Jan Arne Schmock
Review von Christian Siegel: Ich persönlich war von "Das Erwachen der Macht" ja nicht ganz so begeistert wie die meisten anderen – was sich irgendwie auch schon bei den Trailern abgezeichnet hatte, die mich nie so recht ansprechen konnten, und "Episode VII" immer eher wie einen Fanfilm wirken ließen. Ganz anders jene zu "Rogue One". Vor allem der erste konnte mir verdammt gut gefallen, und ließ bei mir – trotz des Verzichts auf bekannte Gesichter – von der ersten Sekunde an echtes "Star Wars"-Feeling aufkommen. Ein Eindruck, den auch der Film letztendlich bestätigt hat. Auf den ersten Blick mögen sich die beiden dabei insofern sehr ähnlich sein, als sie beide stark auf die OT und deren Liebhaber abzielen, und in erster Linie bestrebt sind, klassisches "Star Wars"-Feeling zu verbreiten. Was jedoch in einem Film, der dreißig Jahre nach der Original-Trilogie angesiedelt ist, irgendwie verkrampft wirkte, fühlt sich in einem Film, der unmittelbar von "Eine neue Hoffnung" spielt, gleich deutlich stimmiger und natürlicher an. Dies betrifft sowohl die ganze Atmosphäre, das Setting rund um die kleine Rebellenallianz die in David gegen Goliath-Manier gegen das Imperium antritt, den Auftritt des Todessterns, als auch die zahlreichen Anspielungen auf die klassische Trilogie, die sich hier wiederfinden. Wo mich diese bei "Das Erwachen der Macht" gerade auch in dieser Menge eher gestört und mich regelmäßig aus dem Film gerissen haben, und zugleich sehr verkrampft und konstruiert wirkten, habe ich die ganzen Referenzen und Easter Eggs – von denen sich für Fans zahlreiche entdecken lassen, wobei ich natürlich nichts davon hier schon vorwegnehmen will – hier nun vielmehr abgefeiert. Generell war mein persönlicher Eindruck, dass sich "Rogue One" wieder stärker gezielt an die Fans richtet, als zu versuchen, ein Massenpublikum anzusprechen. Ich persönlich fühlte mich im Film jedenfalls wie zu Hause, und habe gerade auch diese Rückkehr in die Ära der Original-Trilogie sehr genossen. ![]() Seine größte Stärke war für mich dabei das Setting unmittelbar vor "Eine neue Hoffnung", in den "Rogue One" dann quasi direkt überleitet. Die Original-Trilogie war ja sehr auf eine begrenzte Anzahl an Figuren fokussiert, und erzählte in erster Linie von Luke Skywalkers Werdegang. Die Rebellion an sich bot da eher nur die Kulisse für seine persönliche Entwicklung. Hier rücken die unbesungenen Helden der Rebellenallianz nun in den Mittelpunkt des Geschehens, und wird vor allem der Preis des Krieges viel deutlicher vermittelt, als dies in der diesbezüglich recht verhaltenen Original-Trilogie der Fall war. Ich will und werde natürlich nichts Genaueres verraten, aber es sollte wohl keine große Überraschung sein, wenn ich sage, dass nicht alle Helden das Ende des Films erleben werden. Dies war für mich eine weitere wesentliche Stärke, die für mich viel zum Gelingen von "Rogue One" beitrug: Da wir ein völlig neues Figurenensemble serviert bekommen, konnte man sich tatsächlich nicht sicher darüber sein, wer Überleben und wer Sterben würde (während man wohl selbst bei der Erstsichtung der Original-Trilogie z.B. ein Ableben von Han, Leia und vor allem Luke wohl doch eher ausschließen durfte). Dies allein machte "Rogue One" für mich sehr interessant und spannend, und vermittelt auch die Ausweglosigkeit, oder zumindest die Unausgeglichenheit, des Kampfes der Rebellen gegen das Imperium deutlich besser und einschneidender, als dies die Original-Trilogie je vermochte. Sehr interessant fand ich auch das Figurenensemble. Dieses mag zwar – vermeintlich um mehr potentielle Todesopfer zu haben – schon fast etwas zu groß sein, weshalb manche von ihnen auf mich jetzt nicht unbedingt den größten Eindruck hinterließen. Zumal nur Jyn Erso eine echte Hintergrundgeschichte bekommt, und wir über die Vergangenheit der anderen überwiegend im dunklen bleiben. Dennoch wurden hier ein paar nette, interessante Charaktere erschaffen, die das "Star Wars"-Universum für mich durchaus bereichern. ![]() Was sich wie schon bei "Das Erwachen der Macht" wieder überaus positiv bemerkbar macht, sind die vermehrten praktischen Effekte. CGI schien mir weitestgehend vermeidet worden zu sein, was insbesondere für die Außerirdischen betrifft, die hier – meinem Empfinden nach ausschließlich – wieder über Masken umgesetzt wurden. Auch bei K-S2O schien es sich um eine animatronische Puppe zu handeln – oder aber, die CGI ist mittlerweile wirklich so gut, dass sie bei mechanischen Objekten nicht mehr als solche zu erkennen ist. Letzteres ist auf jeden Fall mal was die Aufnahmen von Raumschiffen betrifft der Fall. Ich kann mir nämlich eigentlich nicht vorstellen, dass man bei Rogue One tatsächlich – und vor allem ausschließlich – mit echten Modellen gearbeitet hat, die Weltraumszenen sahen für mich aber eben genau so aus. Was das betrifft war das Effektfeuerwerk welches der Film zum Finale entbrennt jedenfalls wirklich beeindruckend, und schon allein wegen ihr würde ich allen den Besuch einer IMAX 3D-Vorstellung empfehlen. Auch Gareth Edwards Regie hat mir wieder einmal sehr zugesagt, wobei an dieser Stelle auch gleich erwähnt sei, dass mir sowohl "Monsters" als auch der schon deutlich umstrittenere "Godzilla" sehr gut gefallen konnten – mir scheint sein Stil also halt einfach zu liegen. Jedenfalls präsentiert er auch diesmal wieder das eine oder andere beeindruckende Bild, das mir noch länger im Gedächtnis bleiben wird. Auch die Besetzung sticht sehr positiv hervor. In Felicity Jones bin ich ja generell ein klein wenig verschossen. Aber auch die restliche Besetzung ist sehr hochkarätig, wobei für mich vora llem noch Mads Mikkelsen hervorstach. Aber auch Ben Mendelssohn, Diego Luna, Riz Ahmed, und Donnie Yen konnten mir in ihren jeweiligen Rollen sehr gut gefallen. Einzig Forest Whitaker hat mich aufgrund einer bestimmten Entscheidung, wie er die Rolle anlegt, nicht zu 100%ig überzeugt. Was dafür aber auf jeden Fall positiv hervorsticht ist die Diversität der Besetzung. Was das betrifft, dürfen sich andere Filme und Franchises an "Rogue One" gerne ein Beispiel nehmen. ![]() Bei aller Begeisterung, ein paar Kritikpunkte gibt es aber natürlich auch. Wie zuvor schon angesprochen hinterließen nicht alle Figuren bei mir einen bleibenden Eindruck, und insgesamt hätte der eine oder andere Charaktermoment zwischendurch, wo wir noch etwas mehr über sie und ihre Vorgeschichte erfahren hätten, nicht geschadet. Generell schläft der Film, nach dem packenden und stimmungsvollen Einstieg rund um Galens Entführung, ein bisschen ein, und braucht wieder etwas, um in Fahrt zu kommen. So schön es grundsätzlich auch ist, in diesem Film viele verschiedene Planeten und damit auch Umgebungen zu besuchen, was ihn sehr abwechslungsreich macht, so wirkte er dennoch teilweise etwas sprunghaft und zerfahren. Vor allem auch beim Finale fand ich den Schnitt dann nicht optimal, und wurde meines Erachtens zu oft zwischen den verschiedenen Schauplätzen hin- und hergeschwenkt, anstatt lang genug an einem Ort zu bleiben, um sich so richtig im Geschehen fallen lassen zu können. Dies mag den modernen Sehgewohnheiten geschuldet sein, wo man meint, spätestens nach einer Minute den Schauplatz wechseln zu müssen, es war aber einer jener Aspekte, wo sich "Rogue One" nicht wirklich klassisch anfühlte, und ich generell noch Verbesserungsbedarf gesehen hätte. Generell ist der Film zugegebenermaßen sehr vorhersehbar, was wohl einzelne Momente ("Stardust") als auch die Entwicklung der Geschichte an sich betrifft. Darunter leidet mitunter die emotionale Wirkung einzelner Szenen, da man als Zuschauer halt schon irgendwie darauf gefasst ist. Und auch wenn der auflockernde Humor insgesamt sehr wichtig war, damit das Geschehen nicht zu düster ist, wirkte der eine oder andere Gag etwas aufgesetzt. Hier meinte ich, die Reshoots zu bemerken – ob ich ohne Kenntnis eben dieser den gleichen Eindruck hätte, lässt sich aber natürlich schwer sagen. Für mich persönlich kein Kritikpunkt, aber ein gut gemeintes Wort der Warnung: Man sollte sich gerade auch zum Ende hin auf eine ordentliche Dosis Pathos einstellen. Und auch wenn es grundsätzlich ja eh sehr gut gemacht war, so muss ich dennoch sagen, ein ganz bestimmter Spezialeffekt hat mich nicht 100%ig überzeugt. So weit, so etwas tatsächlich derart realistisch abzubilden, dass es neben echten Darstellern 100%ig lebensecht wirkt, ist man einfach noch nicht. Zugegebenermaßen wüsste ich aber auch selbst nicht, wie man das sonst hätte umsetzen sollen. Fazit: ![]() Auch produktionstechnisch hat mich "Rogue One" mehr beeindruckt als "Das Erwachen der Macht". Vor allem die Raumschlacht am Ende war ungemein spektakulär, und vor allem derartig gut getrickst, dass ich teilweise den Eindruck hatte, die hätten wirkliche Modelle verwendet. Generell profitiert der Film, wie schon "Episode VII" wieder enorm davon, dass stärker auf praktische Effekte und Masken gesetzt und die CGI sporadischer verwendet wird – und diese sich zudem seit der Prequel-Trilogie enorm weiterentwickelt hat. Lediglich ein ganz bestimmter Effekt hat mich nicht 100%ig überzeugt; ich finde, gar so weit ist die Tricktechnik dann doch noch nicht (was vielleicht auch nicht einmal so schlecht ist). Zudem wirkt der Film teilweise etwas zerfahren, und verliert vor allem auch nach dem tollen, stimmungsvollen und emotionalen Einstieg nicht nur an Fokus, sondern auch an Tempo. Zudem ist der Film sehr vorhersehbar, was die emotionale Wirkung einiger späterer Szenen reduziert. Und vor allem auch beim Finale fand ich den Schnitt nicht optimal, da mir persönlich zu oft zwischen den einzelnen Handlungsschauplätzen hin- und hergeschwenkt wurde, als länger an einer Stelle zu verweilen. Insgesamt hat mich "Rogue One" aber sehr gut unterhalten. Ich mochte die Geschichte, die Figuren, die zahlreichen Anspielungen sowohl auf die Original- als auch die Prequel-Trilogie – womit sich der Film auch als wunderbares Bindeglied zwischen beiden erweist – und ganz einfach auch das Setting, da wir genau genommen von der eigentlichen Rebellion oder auch der Unterdrückung der Galaxis durch das Imperium selbst in der OT nicht viel mitbekamen. So gesehen schließt "Rogue One" damit, mehr noch als mit der Erbeutung der Pläne des Todessterns, eine große und wichtige Lücke. Die letzten wesentlichen Stärken waren für mich dann die Inszenierung von Gareth Edwards, der mit einigen wunderschönen Bildern aufwartet, sowie der tolle Score von Michael Giacchino, dem es meines Erachtens besser gelang als selbst John Williams bei "Episode VII", einerseits die klassischen Filme zu zitieren und andererseits aber auch etwas neues zu schaffen. Im Gegensatz zu "Das Erwachen der Macht" konnte "Rogue One" meine Erwartungen jedenfalls voll und ganz erfüllen, und nach dieser gelungenen Generalprobe freue ich mich jetzt eigentlich auf die kommenden "Star Wars"-Stories schon mehr als auf die weiteren Episoden der neuen Trilogie. Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2016 Walt Disney Pictures)
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