Flucht ins 23. Jahrhundert |
Review zum SF-Klassiker mit Michael York
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Donnerstag, 01 Dezember 2016 |
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Kurzinhalt: Auf dem ersten Blick scheint das Leben im Jahr 2274 recht idyllisch: Die Menschen leben in großen Kuppeln und scheinen weder medizinische noch finanzielle Sorgen zu haben. Allerdings hat die Sache auch einen Haken: Wenn sie das dreißigste Lebensalter erreichten, beginnt der in ihre Hand eingebaute Kristall rot zu leuchten, und signalisiert damit, dass sie am Karussell teilnehmen müssen. Dabei handelt es sich um eine Art Lotterie, in der einige wenige auserkoren werden, um wiederbelebt zu werden – der Rest findet den Tod. Immer wieder gibt es jene, die sich mit ihrem Schicksal nicht abfinden wollen und die Flucht antreten. Logan ist einer jener Menschen, Sandmänner genannt, die losgeschickt werden, um sie einzufangen oder zu terminieren. Dann jedoch erfährt er nicht nur, dass die Karussell-Lotterie Lug und Trug ist und niemand wiedergeboren wird, sondern sein Kristall beginnt auf einmal rot zu leuchten, obwohl er noch sechs Jahre Restlebenszeit haben sollte. Der die Gesellschaft kontrollierende Computer will, dass er sich verdeckt unter die Rebellen schleicht und den Standort einer sagenumwobenen Zuflucht herausfindet. Hin- und hergerissen zwischen seiner Loyalität gegenüber dem System und seinen immer größer werdenden Zweifeln, ist es dann letztendlich die Liebe zu einer jungen Frau, Jessica, die ihn endgültig die Seiten wechseln lässt… Review: ![]() Auch in anderen Belangen – Frisuren, Set-Design, Kostüme, Soundtrack (Jerry Goldsmith, wie in der Frühphase seiner Filmkarriere gewohnt mit starkem Synthesizer-Einschlag) – offenbart sich "Logan's Run" eindeutig als Kind seiner Zeit. In anderen Belangen wiederum erscheint er überraschend prophetisch, was insbesondere für den "Circuit" gilt, der etwas von Tinder mit eingebauter Beamfunktion hat. Noch weit entfernt sind wir hingegen zum Glück von einer Gesellschaft, die den Tod im Alter von 30 Jahren vorschreibt (sonst könnte ich diese Zeilen auch nicht mehr verfassen). Eine so erschreckende wie interessante Idee, wobei ich gestehen muss dass diese insofern ein bisschen an Faszination verloren hat, als ich die Verknüpfung von Lebenszeit und Vermögen wie sie im ansonsten etwas durchwachsenen "In Time" präsentiert wurde (den ich wie mir grad bewusst wird bei Gelegenheit auch mal besprechen sollte) der Darstellung hier doch noch einen Tick vorziehe. Dennoch ist diese Idee auch heute noch zweifellos erschreckend. Sehr interessant und erhellend fand ich auch, wie sich Logans Sicht der Dinge im Verlauf des Films verändert. Zuerst macht er sich zusammen mit seinem Sandmann-Kollegen Francis schon fast einen Spaß daraus, die "Runner" zu jagen; fast wirkt es so, als wäre es für sie ein Spiel. Dies ändert sich jedoch schlagartig, als es ihn selbst betrifft und er sich plötzlich auf der anderen Seite der Medaille wiederfindet. Sein "It's different now, because it's me!" mag zwar schon fast wieder zu plakativ und aufgesetzt gewesen sein, sei aber insofern verziehen, als ich diesen Punkt für sich genommen sehr interessant fand: Denn letztendlich kann man eben eine Situation nur dann so richtig nachvollziehen und fair bewerten, wenn man beide Seiten kennt. Eine Lektion, die wir nach Möglichkeit in allen Bereich des Lebens verinnerlichen sollten. ![]() Womit wir auch schon den Bogen zu den nicht ganz so gelungenen Aspekten geschlagen hätten. Neben den gerade erwähnten Punkten ist hier in erster Linie das letzte Drittel des Films in seiner Gesamtheit zu nennen. Zwar nicht schlecht und immer noch mit einigen interessanten Offenbarungen und gelungenen Momenten (wie z.B. wenn Logan und Jessica zum ersten Mal Grabsteine erblicken), schläft der Film aber sobald Jessica und Logan die Kuppel verlassen haben, meinem Empfinden nach doch ein bisschen ein. Hier nahm man sich doch etwas zu viel Zeit damit, dem Zuschauer einzuhämmern, dass sich die Menschen grundlos in diesen Kuppeln eingesperrt haben. Im ersten Moment ein echter Aha-Moment, der jedoch rasch an Reiz verliert. Für mich war das in etwa so, als wenn wir nach dem großen Twist am Ende des Films George Taylor und Nova noch eine halbe Stunde lang dabei zugesehen hätten, wie sie eine Sightseeing-Tour auf dem Planeten der Affen machen. In dem Moment, wo man die überwucherte Erde sieht und der Blick auf das Washington Moment fällt, ist im Prinzip alles gesagt, was es dazu zu sagen gibt. Stattdessen walzt man es in den darauffolgenden Minuten (u.a. mit der Lincoln-Statue) unnötig aus. Das Gespräch mit dem alten Mann hätte man ebenfalls deutlich kürzen können, und der letzte Kampf zwischen Logan und Francis war nur bedingt spannend, teils etwas seltsam umgesetzt, und vor allem längst nicht so dramatisch wie von den Machern gedacht. Und auch wenn ich den Grund hinter der Art und Weise, wie der Film letztendlich endet, verstehen und nachvollziehen kann – brauchen wir nicht alle hin und wieder etwas Hoffnung und Optimismus, statt auch im Film vermittelt zu bekommen, dass wir ohnehin nichts verändern können? – aber die Kettenreaktion, mit der dies geschieht, erschien mir einfach nicht plausibel. Da hätte man sich etwas Anderes/Besseres einfallen lassen sollen. Fazit: ![]() Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1976 MGM)
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