Arrival |
Science Fiction-Nahrung für Herz und Hirn
Kategorie:
Filme -
Autor: C. Siegel | M. Spieler - Datum:
Donnerstag, 24 November 2016 |
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Kurzinhalt: An zwölf scheinbar willkürlich rund um die Erdkugel verteilten Standorten erscheinen plötzlich mysteriöse Artefakte, die außerirdischen Ursprungs zu sein scheinen. Nachdem die ersten Versuche des Militärs, mit den Aliens in Kontakt zu treten, erfolglos verlaufen, wendet sich Colonel Weber an die Linguistin Dr. Louise Banks, um ihre Sprache zu entschlüsseln und eine Kommunikation zu ermöglichen. Besonders interessiert ist man natürlich an der Frage, wieso die Außerirdischen auf unseren Planeten gekommen sind, und was genau sie von uns wollen. Zu Beginn verlaufen die Arbeiten eher schleppend; dann jedoch gelingt Louise der Durchbruch. Doch die übersetzte Nachricht der Außerirdischen klingt unheilverkündend… Review von Christian Siegel: ![]() Entgegen des Eindrucks, den der irreführende Trailer erweckt, handelt es sich bei "Arrival" um intelligente Hard-SF, die weniger mit "Independence Day" gemein hat als mit z.B. "Contact" (zu dem sich auch inhaltlich ein paar Überschneidungen ergeben) und "Interstellar". Diesen dreien ist nicht nur eine etwas bodenständigere, nachdenklichere und wissenschaftlichere Herangehensweise an das Science Fiction-Genre gemein, sondern auch, dass sie sich trotz allem nicht damit begnügen, nur das Hirn anzusprechen, sondern auch ordentlich Futter fürs Herz bieten – und dabei (eine interessante Parallele!) jeweils eine Eltern-Kind-Beziehung in den Mittelpunkt stellen. Genauer möchte ich dann aber auf die Handlung eigentlich auch nicht mehr eingehen. Ich selbst sah ihn wie gesagt sehr unvorbereitet, und möchte auch allen Lesern meines Reviews die gleiche Möglichkeit geben. Neben dieser Familiengeschichte steht aber natürlich in erster Linie der Erstkontakt mit Außerirdischen im Fokus. Ähnlich wie "Contact" fußt das ganze dabei auf einem festeren wissenschaftlichen Fundament, als das im Bereich des Genres sonst oft der Fall ist. So steht hier dann auch mit einer Linguistin eine eher ungewöhnliche Filmheldin im Mittelpunkt des Geschehens. Schon allein das lässt "Arrival" aus der Masse an SF-Filmen hervorstechen. Zudem hat sich auch eine ordentliche Portion Gesellschaftskritik eingeschlichen, was unseren Umgang mit dem Unbekannten und Fremden betrifft. Generell fand ich die Story phantastisch, und ungemein fesselnd. Lange Zeit hatte ich keine Ahnung, wohin sich das Ganze bewegen wird – bis zur grandiosen, gänsehauterzeugenden und bewegenden Wendung, die für einen ungemein emotionalen Abschluss sorgte. Zumindest für mich; ich kann mir nämlich durchaus vorstellen, dass es einigen – wie schon bei "Interstellar" – etwas zu phantastisch und metaphysisch sein könnte (wobei man in einem Gespräch zuvor den Grundstein legt; mir persönlich reichte das). Mich hat das Finale jedenfalls umgehauen, und emotional sehr berührt. ![]() Fazit: Meine ohnehin schon hohen Erwartungen wurden von "Arrival" letztendlich sogar noch einmal übertroffen. Dabei ist zu erwähnen, dass Dennis Villeneuves jüngster Film halt nun mal genau auf meiner Wellenlänge liegt: Intelligente Science Fiction, die jedoch nicht nur den Kopf, sondern auch sehr stark das Herz anspricht. Angefangen vom wissenschaftlich plausible Zugang zum schwierigen Erstkontakt mit außerirdischen Lebewesen, über den kritischen Blick auf bestimmte negative Tendenzen der Menschheit, bis hin zum grandiosen und berührenden Finale, das mir Gänsehaut bescherte, konnte mich die Handlung des Films absolut begeistern. Darüber hinaus ist diese visuell überaus bestechend erzählt, und phantastisch geschauspielert, wobei vor allem Amy Adams mit einer phänomenalen Performance besticht, die ihrem großen schauspielerischen Talent endlich einmal wieder gerecht wird. Der ungewöhnliche Score von Johann Johannsson sowie der phantastische Einsatz des großartigen "On the Nature of Daylight" runden das überaus positive Gesamtbild dann schließlich ab. Insgesamt halte ich "Arrival" für ein moderndes Meisterwerk der Science Fiction-Unterhaltung, dass man sich als Fan des Genres nicht entgehen lassen darf. Unglaublich fesselnd, absolut atemberaubend und einfach nur umwerfend, ist "Arrival" für mich als SF-Geek nicht weniger als der Film des Jahres. Wertung:10 von 10 Punkten
Christian Siegel
Review von Michael Spieler: ![]() "Arrival" basiert auf der Science-Fiction-Kurzgeschichte "Story of Your Life" von Ted Chiang. Er beschäftigt sich in ihr mit der Hypothese zu linguistischer Relativität, die besagt, dass allein die Struktur einer Sprache die Wahrnehmung, oder Weltanschauung, formt und sie sich somit von Sprache zu Sprache stark unterscheidet. Was genau seine erfundene Konzeptsprache in jemandem auslöst, der sie versteht und schreiben kann, ist zentraler Punkt der Geschichte und des Films. Denis Villeneuve ist der Regisseur von "Arrival". Er hat zuletzt "Sicario" mit Emily Blunt verfilmt und wird uns nächstes Jahr mit "Blade Runner 2049" hoffentlich wieder positiv überraschen. In "Arrival" channelt er ein wenig Gareth Edwards ("Godzilla") und Mike Cahill ("Another Earth"). Obwohl mir das schon alles sehr gefällt, werde ich das Gefühl nicht los, dass sich der Film zu sehr in seiner eigenen Cleverness suhlt. Er ist introvertiert und wirklich "alien" im eigentlichen Wortsinne, aber ich kann verstehen, wenn er seine Zuschauer auf halber Strecke verliert. Dies ist keine leichte Actionkost, wie der etwas absichtlich schnell geschnittene Trailer vermuten lassen könnte. Er ist das genaue Gegenteil. In gewisser Weise ist er wie "Interstellar", nur mit weniger Budget. In "Interstellar" ging es nicht vordergründig um Raumfahrt, die war nur das Vehikel für die Geschichte. Es ging um Väter und Töchter. ![]() Fazit: Für alle Genrefans ist "Arrival" sicher ein Muss in diesem Winter. Obwohl ich nach wie vor gegen einen weiteren "Blade Runner"-Film bin, glaube ich inzwischen, dass Villeneuve – wie kein anderer – das Zeug dazu hat, das gut umzusetzen. Wertung:8 von 10 Punkten
Michael Spieler
(Bilder © 2016 Sony Pictures)
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