Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind |
Auftakt zum fünfteiligen "Harry Potter"-Prequel
Kategorie:
Filme -
Autor: M. Spieler | C. Siegel - Datum:
Dienstag, 22 November 2016 |
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Kurzinhalt: Der Zauberer Newt Scamander hat ein Faible für fantastische Tierwesen jeglicher Art, und sammelt diese in seinem magischen Koffer, der innen deutlich größer ist als außen. Nach einem bedauerlichen Zwischenfall nach drei Jahren aus Hogwarts hinausgeworfen, möchte er seine werten Hexen und Zauberer davon überzeugen, dass diese nicht etwa gefährlich, sondern vielmehr missverstanden sind – und hat sich dem Artenschutz bedrohter magischer Tierwesen verschrieben. Im Jahr 1926 verschlägt es ihn aus eben diesem Grund nach New York, wo die Lage zwischen Zauberern und gewöhnlichen Menschen, von den Amerikanern No-Majs genannt, zunehmend angespannt ist. Hasspredigerinnen hetzen die Menschen auf, warnen vor und machen Stimmung gegen magisch begabte, deren Existenz sich ein Großteil der Bevölkerung nach wie vor nicht bewusst ist. Inmitten dieses Hexenkessels entkommen drei Kreaturen aus Newts Koffer, woraufhin er von der – eigentlich vom Dienst suspendierten – Aurorin Tina Goldstein gefangen wird. Auch deren Schwester Queenie sowie der Muggle bzw. No-Maj Kowalski werden in die Angelegenheit verwickelt. Gemeinsam versuchen sie, die entkommenen Tierwesen wieder einzufangen… Review von Michael Spieler: ![]() Ihm zur Seite stellt J.K. Rowling, die nicht nur das fiktive Lehrbuch verfasste, sondern auch das Drehbuch zum Film, einen Muggel namens Jacob gespielt von Dan Fogler, der schon etliche TV-Nebenrollen hatte und z.B. in drei Folgen von "Hannibal" eine Rolle spielt. Wenig begeistert von Scamanders Verhalten in der Öffentlichkeit, setzt Porpentina Goldstein (Katherine Waterston, "Inherent Vice") vom MACUSA (Magischer Kongress der USA) zunächst alles daran, ihn dazu zu benutzen, eigene Probleme zu bewältigen. Ihre Schwester Queenie ist eine außergewöhnlich begabte Legilimens und findet sofort Gefallen an Scamanders No-Maj-Begleiter. Sie wird von Alison Sudol ("Transparent") verkörpert, die auch unter ihrem Musikerinnennamen "A Fine Frenzy" bekannt ist. Kommen wir also zum Film an sich. Der Regisseur ist David Yates und je nachdem, wie einem die letzten vier Harry-Potter-Filme gefielen, kann man sich hier auf einen ähnlichen Stil einstellen. "Phantastische Tierwesen..." ist bis zur Halbzeit leider recht langweilig. Das große Geheimnis des Films wird schon in den ersten Augenblicken verraten und soll vielleicht auch gar keines sein. Hätte man das anders angegangen, könnte man als eingeweihtes Publikum am Ende einfach mehr staunen. Vermutlich wurde aber die Entscheidung getroffen, dass auch ein völlig unbekümmertes Publikum, ohne vorherigen Kontakt zur Magischen Welt von J.K. Rowling, einsteigen können soll. Die erste Halbzeit wird damit aufgebraucht, magische Tierwesen einzufangen und in ihrer Vielzahl vorzustellen. Das ist zwar teilweise ganz süß, aber auch recht eintönig. Der Höhepunkt ist dann für mich erreicht, wenn schon das Gleiche – zugegeben sehr niedliche – Tierwesen zweimal gejagt werden muss. Damit wird die Filmlänge nur künstlich nach oben geschraubt, aber eben nicht sinnvoll gefüllt. ![]() Die Einbettung in die bestehende Welt geschah hier nur als Lippenbekenntnis. D.h. bekannte Orte und Personen wurden nur erwähnt, werden jedoch nicht besucht, oder treten nicht auf. Das kann und wird sich, wenn man auf der aufgenommenen Route bleibt, in den nächsten Filmen noch ändern. Ich würde mir für den nächsten Teil mehr wünschen, dass die Vorstellung von Tierwesen, sich auch im Film auszahlt. Ihre jeweiligen Fähigkeiten wurden durch den Ausbruch zwar zur Schau gestellt, hatten aber keine Konsequenz, außer den Protagonisten Kopfschmerzen zu bereiten. Nur Zwei der Tierwesen haben dann noch einen entscheidenden Beitrag zur Handlung zu leisten. Alle anderen (an die zehn Arten) füllen nur kostbare Zeit auf der Leinwand. Das war in "Harry Potter" noch anders. Jedes Tierwesen hatte in einem Film und den folgenden eine entscheidende Rolle zu spielen. Sei es der Hippogreif oder die Thestrale. Vielleicht werden wir später sehen, wie ihre Fähigkeiten noch nützlich sind, hier wurde sehr viel vorgestellt. Das hat fast was von "Suicide Squad", bei dem die Zeit für die Vorstellung der ganzen Gruppe draufgeht. Andererseits sind die paar wenigen spannenden Teile dann auch spannend. Leider hackt Yates (und sein Cutter Mark Day) durch einen seltsamen Schnitt diese Szenen immer irgendwie ab. Wo er in epischer breite Paarungstänze von wild gewordenen Erumpent aufführt, fehlt bei der Action und in wahrhaft dramatischen Szenen dann die Zeit und man hetzt zum Ende. Schade, aber insgesamt doch ganz nett. Fazit: "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" ist der Versuch eines Neuanfangs und als solcher, zumindest in der Besetzung und den Grundideen, solide. Die Ausführung zerfasert dann allerdings in alle Himmelsrichtungen und springt auf zu viele Tangenten. Auf Dinge, die mir als Zuschauer mit Vorwissen wichtig wären, wird nicht eingegangen, oder sie werden zu schnell abgehandelt. Das frustriert dann einfach. Wertung:7 von 10 Punkten
Michael Spieler
Review von Christian Siegel: ![]() Der Vergleich mit "Der Hobbit" drängt sich dabei nicht nur durch den Prequel-Charakter beider Filme auf – denen zugleich gemein ist, (bislang) nur über eine sehr zarte Verknüpfung zu den "Vorgängern" zu verfügen – sondern auch durch den Eindruck, dass die Story mit dem was davor kam nicht mithalten kann. Nun war ich zugegebenermaßen generell noch nicht der größte Fan der ersten beiden Potter-Filme, dies lag aber weniger an der Geschichte – der es mit den offenen Fragen rund um Harry Potter, seinem Schicksal, und dem über ihm schwebenden drohenden Schatten Voldemorts rasch gelang, mein Interesse zu wecken – oder gar an den Figuren (insbesondere das wunderbare Trio sowie der von Anfang an interessante Professor Snape), sondern dem überaus kindlichen und kindgerechten Ton. "Der Herr der Ringe" war Erwachsenen-Fantasy. "Harry Potter", in den ersten beiden Teilen, noch ein Kindermärchen. "Phantastische Tierwesen" ist nun zum überwiegenden Teil diesen ersten beiden Filmen der Reihe ähnlicher, und präsentiert einige Szenen, die in erster Linie für Kinder gedacht scheinen – zieht dies dann aber nicht einmal konsequent durch. Während der Abspann über die Leinwand flimmerte, fragte ich mich somit unweigerlich, wer denn eigentlich die Zielgruppe für "Phantastische Tierwesen..." darstellt. Für jene, die mit den "Harry Potter"-Filmen aufgewachsen ist, ist er viel zu kindisch; zugleich kommt er vermeintlich um rund 10 Jahre zu früh, als dass diese mittlerweile ihre eigenen Kinder ins Kino bringen könnten und mit ihnen in die Welt von Harry Potter einzutauchen. Andererseits gibt es im weiteren Verlauf aber auch ein paar Momente, die sich definitiv eher an Erwachsene richten, und die ich persönlich für kleinere Kinder als viel zu gruselig, düster und teils auch traurig erachte (die FSK 6-Freigabe halte ich für einen Witz). ![]() Was die Stärken des Films betrifft, sticht in erster Linie die Besetzung ins Auge. Eddie Redmayne zeigt als Newt Scamander eine phantastische Leistung, die mich sogar seine völlig überzogene Performance aus "Jupiter Ascending" vergeben und vergessen ließ. Fast noch mehr begeistert war ich allerdings von Dan Fogler, der als Jacob Kowalski die mit Abstand warmherzigste – und tragischste – Figur des Films zum Leben erweckt, und für mich auch dessen Herz und Seele bildete. Colin Farrell gefiel mir als Percival Graves ebenfalls gut – so sehr, dass ich eine bestimmte Wendung doch etwas bedauerte. Katherine Waterston, die ich in den letzten Jahren sehr zu schätzen gelernt habe, blieb hingegen zumindest mal bei ihrem ersten Auftritt als Porpetina Goldstein etwas blass. Sie zeigt zwar grundsätzlich ebenfalls seine sehr gute Leistung, wobei sich vor allem auch in ihrem Gesicht immer wieder die verschiedensten Emotionen ihrer Figur sehr schön widerspiegeln – aber sie bekam hier erstmal noch nicht viel zu tun. Da hatte selbst Alison Sudol als ihre Schwester mehr Eindruck hinterlassen. Ezra Miller wiederum machte seine Sache zwar grundsätzlich sehr gut, litt jedoch unter einer recht restriktiven Rolle. Aus dem Rest des Ensembles stach für mich dann in erster Linie noch Samantha Morton hervor, die ihre religiöse Fanatikerin mit erschreckender Natürlichkeit zum Besten gibt. Womit wir schon beim nächsten großen Punkt wären: Auch in "Phantastische Tierwesen..." ist Joanne K. Rowlings großes soziales Gewissen und Engagement wieder spürbar, und zeigt sich in der Thematisierung so wichtiger und vielschichtiger Themen wie Intoleranz und Fremdenhass, der Gleichberechtigung bei der Eheschließung, der Todesstrafe, sowie insbesondere natürlich dem Schutz bedrohter Tierarten. Bei David Yates' Regie fällt auf, dass er sich das Herunterspielen bestimmter dramatischer Momente abgewöhnt hat, und mit deutlich mehr Pathos inszeniert. Und James Newton Howard mausert sich schön langsam zu einem meiner absoluten Lieblings-Filmmusikkomponisten, und steuert einen zauberhaften Score bei. Fazit: ![]() Wertung:5 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2016 Warner Bros.)
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