Creepy |
"Meine teuflischen Nachbarn" auf hirnamputiert
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 14 Oktober 2016 |
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Kurzinhalt: Detective Takakura hat einen psychopathischen Serienmörder zur Strecke gebracht. Bei seiner Verlegung gelingt es ihm, sich loszureißen und eine Geisel zu nehmen. Bevor er zur Strecke gebracht wird, tötet er diese, und verletzte Takakura schwer. Nachdem seine Genesung abgeschlossen ist, quittiert dieser den Dienst bei der Polizei, um fortan an einer Uni Kriminalpsychologie zu unterrichten. Auch davon abgesehen ist der neue Job ein Neuanfang, zieht er doch mit seiner Frau in ein neues Haus. Ihre Versuche, sich in der Nachbarschaft freundlich vorzustellen, sind jedoch zu Beginn nicht gerade von Erfolg gekrönt, und vor allem auch ihr zurückgezogen lebender Nachbar bereitet seiner Frau schon bald sorgen. In seiner neuen Arbeit wird Takakura schließlich zufällig auf einen ungelösten Fall aufmerksam: So verschwand vor etwa drei Jahren eine Familie von einem Tag auf den nächsten spurlos. Normalerweise wäre dies kein Grund, ein Verbrechen anzunehmen, doch ließen sie ihre junge Tochter zurück, weshalb man davon ausgeht, dass sie ermordet wurden. Vom Fall fasziniert, beginnt Takakura, in seiner Freizeit Ermittlungen anzustellen – und hegt schon bald einen schrecklichen Verdacht, was seinen neuen Nachbar betrifft… Review: ![]() Leider steckt die unfreiwillige Komik fast gänzlich im Drehbuch, was es mir unmöglich macht, den Film weiter zu besprechen, ohne auf Spoiler einzugehen. Wenn ihr ohnehin nicht vor habt, ihn euch jemals anzusehen, ihr euch aus Spoilern nichts macht, oder halt einfach eure Neugier größer ist, dann wünsche ich euch noch viel Spaß mit meinem Review. Ansonsten rate ich dazu, erst beim Fazit weiterzulesen. Insgesamt muss ich jedenfalls festhalten, dass ich einen durchaus ernsten und gelungenen Thriller erwartet hatte, und dem Film auch eine echte Chance gegeben hatte. Und der Einstieg, rund um den Angriff auf Takakura, war ja auch noch recht vielversprechend. Zwar gab es genau genommen schon früh die ersten Warnzeichen, zu Beginn dachte ich mir da aber noch nicht viel dabei. Man nehme z.B. den – ernst gemeinten – Kommentar Takakuras während seiner Vorlesung, dass es drei Arten von Psychopathen gebe: Die organisierten, die unorganisierten – und die, die man nicht einordnen kann. In seiner beruflichen Laufbahn sind ihm dabei immer nur die letzteren untergekommen. Öhm, ja. Könnte das vielleicht heißen, dass die Einteilung generell Quatsch ist? Zudem kann man erst im weiteren Verlauf der Geschichte erkennen, wie verdammt konstruiert das Ganze ist. So wird Takakura ja nur deshalb auf den Fall aufmerksam, weil er zufällig in einer Lehrpause zum Bildschirm eines Kollegen rüberschaut. Dort sucht er sich dann zudem von allen Punkten mit offenen Fällen just diesen einen aus, bei dem sich dann am Ende herausstellt, dass er zufälligerweise genau nebenan vom Täter eingezogen ist. Das allein ist schon derart an den Haaren herbeigezogen, dass sich selbst die Autoren des "Star Trek"-Reboots (ihr wisst schon, die "wir lassen Kirk einfach mal just auf jenem Planeten aussetzen, auf dem auch Spock schon wartet, und ihn dann noch dazu völlig zufällig in die gleiche Höhle stolpern) dafür schämen würden. ![]() Echt jetzt? Das ist allerdings noch gar nichts gegen die Idiotie, welche die Polizei in weiterer Folge beweist. So setzt Takakura seinen jungen, ehemaligen Kollegen auf seinen Nachbarn an, und weiht ihn auch in dessen Verdacht ein, dass es sich dabei um den besagten Täter handeln könnte (absolut großartig ja auch der Moment, wo er völlig schockiert feststellt: "Der Aufbau meines Hauses mit seinem Haus ist genau der gleiche wie bei der verschwundenen Familie damals!" – auch das war für einen Lacher gut). Dieser findet daraufhin heraus, dass Nishino nicht der ist, der er vorgibt zu sein. Was nun? Weiht er ihn etwa in diese Erkenntnis ein? Gibt er das an irgendwelche Kollegen oder seine Vorgesetzten weiter? Aber nein. Vielmehr fährt er völlig allein zum Haus, um mit dem verdächtigen Nachbarn zu reden. Kopf -> Tisch. Gut, ok, das mag man jetzt vielleicht noch auf jugendlichen Leichtsinn, Unerfahrenheit und Naivität schieben. Was jedoch, so frage ich euch, ist dann die Entschuldigung von Takakuras ehemaligen, dienstälteren Chefs? Als sie nämlich gegen Ende hin zu zweit zum Haus fahren – wo Takakura natürlich zuerst in sein eigenes Haus läuft, um nach seiner Frau zu suchen – geht dieser ebenfalls ganz allein in des Nachbars Hütte (ernsthaft, irgendjemand muss dringend das Wort "Verstärkung" ins japanische übersetzen!). Genau das war dann auch der Punkt, wo ich mich umgedreht und das in verzweifeltem Lachen erstickte "Ich kann nicht mehr!" von mir gegeben habe. Bereits zuvor gab's die "tolle" Szene, wo der Täter der Tochter seiner aktuellen Opfer-Familie eine geladene Pistole in die Hand gibt und ihr aufträgt, ihre Mutter zu erschießen. Macht sie zwar immerhin eh nicht. Ihn erschießt sie aber leider auch nicht. Was man vielleicht noch aufs Stockholm-Syndrom hätte schieben können, wenn sie nicht ganz am Ende als Takakura ihn dann – endlich! – erschoss außer sich vor Freude gewesen wäre. Tja, das hättest du auch schon früher und einfacher haben können, Mädel. Dann wäre auch deine Mum immer noch am Leben. ![]() Fazit: "Creepy" wird mir und meinen /slash-Freunden – so wie der letztjährige "The Pack" – zweifellos noch lange in Erinnerung bleiben, wenn auch nicht unbedingt in guter. Einen gewissen Unterhaltungswert kann ich ihm zwar aufgrund der unfreiwilligen Komik nicht absprechen, da diese ja aber eben, wie die Bezeichnung schon sagt, nicht beabsichtigt war, tue ich mir ein bisschen schwer damit, ihm diese anzurechnen. Zumal es teilweise wirklich etwas hatte von "Ich lache, um nicht weinen zu müssen". Dabei begann der Film ja eigentlich noch recht vielversprechend, fiel dann aber leider von Minute zu Minute zunehmend ineinander zusammen, bis nur mehr ein Trümmerhaufen übrig blieb, den einzig Kurosawas Regie und die Darsteller – insbesondere Teruyuki Kagawa – unbeschadet überstanden. Kein guter Film - aber immerhin (unfreiwillig) unterhaltsam, und in seiner unbeschreiblichen, zum Himmel schreienden Dummheit teils zum Brüllen komisch. So einen Blödsinn habe ich jedenfalls schon lange nicht mehr gesehen. Wertung:3 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2016 Shochiku Company)
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