Creepy
"Meine teuflischen Nachbarn" auf hirnamputiert Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 14 Oktober 2016
 
Halloween-SPECiAL

 
Creepy
Originaltitel: Kurîpî: Itsuwari no rinjin
Produktionsland/jahr: Japan 2016
Bewertung:
Studio/Verleih: Shochiku Company
Regie: Kiyoshi Kurosawa
Produzenten: keine Angabe
Drehbuch: Kiyoshi Kurosawa & Chihiro Ikeda, nach dem Roman von Yutaka Maekawa
Filmmusik: Yuri Habuka
Kamera: keine Angabe
Schnitt: keine Angabe
Genre: Thriller
Kinostart Deutschland: Noch nicht bekannt
Kinostart Japan: 18. Juni 2016
Laufzeit: 130 Minuten
Altersfreigabe: Noch nicht eingestuft
Trailer: YouTube
Kaufen: Noch nicht erhältlich
Mit: Hidetoshi Nishijima, Yûko Takeuchi, Toru Baba, Ryôko Fujino, Masahiro Higashide, Teruyuki Kagawa, Haruna Kawaguchi u.a.


Kurzinhalt: Detective Takakura hat einen psychopathischen Serienmörder zur Strecke gebracht. Bei seiner Verlegung gelingt es ihm, sich loszureißen und eine Geisel zu nehmen. Bevor er zur Strecke gebracht wird, tötet er diese, und verletzte Takakura schwer. Nachdem seine Genesung abgeschlossen ist, quittiert dieser den Dienst bei der Polizei, um fortan an einer Uni Kriminalpsychologie zu unterrichten. Auch davon abgesehen ist der neue Job ein Neuanfang, zieht er doch mit seiner Frau in ein neues Haus. Ihre Versuche, sich in der Nachbarschaft freundlich vorzustellen, sind jedoch zu Beginn nicht gerade von Erfolg gekrönt, und vor allem auch ihr zurückgezogen lebender Nachbar bereitet seiner Frau schon bald sorgen. In seiner neuen Arbeit wird Takakura schließlich zufällig auf einen ungelösten Fall aufmerksam: So verschwand vor etwa drei Jahren eine Familie von einem Tag auf den nächsten spurlos. Normalerweise wäre dies kein Grund, ein Verbrechen anzunehmen, doch ließen sie ihre junge Tochter zurück, weshalb man davon ausgeht, dass sie ermordet wurden. Vom Fall fasziniert, beginnt Takakura, in seiner Freizeit Ermittlungen anzustellen – und hegt schon bald einen schrecklichen Verdacht, was seinen neuen Nachbar betrifft…

Review: Szenenbild. "Creepy" war der diesjährige "The Pack" des /slash Filmfestivals: Ein Film, der für das, wie ernst er sich nimmt, viel zu blöd ist – und aus dem sich daraus ergebenden Widerspruch immerhin eine unfreiwillige Komik bezieht, die ihm einen gewissen Unterhaltungswert verleiht. Neben "The Pack" kam mir dabei vor allem auch "Prisoners" im Sinn, kam "Creepy" doch bei den Kritikern überwiegend sehr gut an – nur, dass ich mich in seinem Fall nicht ganz so allein fühle. Denn: Nachdem ich mich lange Zeit zurückgehalten hatte, erreichte der Film dann schließlich ein derartiges Ausmaß an Blödheit, dass ich es nicht mehr aushielt, mich zu meiner Begleitung umdrehte und meinte "Ich kann nicht mehr!" und in verzweifeltes Gelächter ausbrach. Die Antwort: "Das haben wir uns schon vor einer halben Stunde gedacht." Am Ende kamen wir alle überein, dass das mit Abstand der unfreiwillig lustigste Film des diesjährigen Festivals war. Wobei dies dem Film natürlich nur bedingt anzurechnen ist, da unbeabsichtigt, und es darüber hinaus ein ständiges Hin- und her zwischen "Soll ich jetzt lachen, oder doch eher weinen?" war. Davon, dass er mit über zwei Stunden viel zu lange dauert, und sich vor allem zum Ende hin ungemein zu ziehen begann, ganz zu schweigen.

Leider steckt die unfreiwillige Komik fast gänzlich im Drehbuch, was es mir unmöglich macht, den Film weiter zu besprechen, ohne auf Spoiler einzugehen. Wenn ihr ohnehin nicht vor habt, ihn euch jemals anzusehen, ihr euch aus Spoilern nichts macht, oder halt einfach eure Neugier größer ist, dann wünsche ich euch noch viel Spaß mit meinem Review. Ansonsten rate ich dazu, erst beim Fazit weiterzulesen. Insgesamt muss ich jedenfalls festhalten, dass ich einen durchaus ernsten und gelungenen Thriller erwartet hatte, und dem Film auch eine echte Chance gegeben hatte. Und der Einstieg, rund um den Angriff auf Takakura, war ja auch noch recht vielversprechend. Zwar gab es genau genommen schon früh die ersten Warnzeichen, zu Beginn dachte ich mir da aber noch nicht viel dabei. Man nehme z.B. den – ernst gemeinten – Kommentar Takakuras während seiner Vorlesung, dass es drei Arten von Psychopathen gebe: Die organisierten, die unorganisierten – und die, die man nicht einordnen kann. In seiner beruflichen Laufbahn sind ihm dabei immer nur die letzteren untergekommen. Öhm, ja. Könnte das vielleicht heißen, dass die Einteilung generell Quatsch ist? Zudem kann man erst im weiteren Verlauf der Geschichte erkennen, wie verdammt konstruiert das Ganze ist. So wird Takakura ja nur deshalb auf den Fall aufmerksam, weil er zufällig in einer Lehrpause zum Bildschirm eines Kollegen rüberschaut. Dort sucht er sich dann zudem von allen Punkten mit offenen Fällen just diesen einen aus, bei dem sich dann am Ende herausstellt, dass er zufälligerweise genau nebenan vom Täter eingezogen ist. Das allein ist schon derart an den Haaren herbeigezogen, dass sich selbst die Autoren des "Star Trek"-Reboots (ihr wisst schon, die "wir lassen Kirk einfach mal just auf jenem Planeten aussetzen, auf dem auch Spock schon wartet, und ihn dann noch dazu völlig zufällig in die gleiche Höhle stolpern) dafür schämen würden.

Szenenbild. Das erste Mal, dass ich nicht einfach nur die Augen verdrehte, sondern nicht mehr wusste, ob ich nun Lachen oder doch lieber den Kopf schütteln soll, war dann bei der Befragung der überlebenden Tochter der verschwundenen Familie. Mal ganz abgesehen davon, dass Takakura dabei auf derart aggressive Art und Weise mit dem traumatisierten Opfer umspringt, dass ich ernsthaft bezweifle, dass er jemals ein erfolgreiches Studium abgeschlossen hat, welches auch nur im Entferntesten etwas mit Psychologie zu tun hat, war die Erkenntnisfolge einfach so lächerlich. Da erinnert sich die Tochter auf einmal daran, dass ihre Mutter manchmal verstohlen telefoniert hätte, so als wollte sie nicht, dass ihr jemand zuhört, bzw. dass jemand mitbekommt, was sie da macht. Ob sie vielleicht mit dem Täter telefoniert hat? Jetzt wo sie darüber nachdenkt, ihr Vater verhielt sich zu der Zeit auch etwas seltsam. Und er war auch oft am Telefon. Hat er vielleicht mit der gleichen Person geredet?!?! Und dann ist da noch ihr Bruder, der zu der Zeit damit begonnen hat Alkohol zu trinken, obwohl er dafür noch zu jung war und sich somit selber keinen besorgen konnte. Und ja, jetzt wo sie so darüber nachdenkt, ist sie sich sicher, dass ihm der Alkohol von der gleichen Person gekauft wurde, mit der ihre Eltern telefoniert haben!!!

Echt jetzt?

Das ist allerdings noch gar nichts gegen die Idiotie, welche die Polizei in weiterer Folge beweist. So setzt Takakura seinen jungen, ehemaligen Kollegen auf seinen Nachbarn an, und weiht ihn auch in dessen Verdacht ein, dass es sich dabei um den besagten Täter handeln könnte (absolut großartig ja auch der Moment, wo er völlig schockiert feststellt: "Der Aufbau meines Hauses mit seinem Haus ist genau der gleiche wie bei der verschwundenen Familie damals!" – auch das war für einen Lacher gut). Dieser findet daraufhin heraus, dass Nishino nicht der ist, der er vorgibt zu sein. Was nun? Weiht er ihn etwa in diese Erkenntnis ein? Gibt er das an irgendwelche Kollegen oder seine Vorgesetzten weiter? Aber nein. Vielmehr fährt er völlig allein zum Haus, um mit dem verdächtigen Nachbarn zu reden. Kopf -> Tisch. Gut, ok, das mag man jetzt vielleicht noch auf jugendlichen Leichtsinn, Unerfahrenheit und Naivität schieben. Was jedoch, so frage ich euch, ist dann die Entschuldigung von Takakuras ehemaligen, dienstälteren Chefs? Als sie nämlich gegen Ende hin zu zweit zum Haus fahren – wo Takakura natürlich zuerst in sein eigenes Haus läuft, um nach seiner Frau zu suchen – geht dieser ebenfalls ganz allein in des Nachbars Hütte (ernsthaft, irgendjemand muss dringend das Wort "Verstärkung" ins japanische übersetzen!). Genau das war dann auch der Punkt, wo ich mich umgedreht und das in verzweifeltem Lachen erstickte "Ich kann nicht mehr!" von mir gegeben habe. Bereits zuvor gab's die "tolle" Szene, wo der Täter der Tochter seiner aktuellen Opfer-Familie eine geladene Pistole in die Hand gibt und ihr aufträgt, ihre Mutter zu erschießen. Macht sie zwar immerhin eh nicht. Ihn erschießt sie aber leider auch nicht. Was man vielleicht noch aufs Stockholm-Syndrom hätte schieben können, wenn sie nicht ganz am Ende als Takakura ihn dann – endlich! – erschoss außer sich vor Freude gewesen wäre. Tja, das hättest du auch schon früher und einfacher haben können, Mädel. Dann wäre auch deine Mum immer noch am Leben.

Szenenbild. Das ganze Finale schaffte es dann zudem, gleichermaßen absurd, vorhersehbar und ungemein langweilig zu sein. Am Ende kümmerte es mich auch einfach nicht mehr die Bohne, ob Nishino nun davon kommt, oder er doch noch zur Strecke gebracht wird. Der Film, die Handlung, und alle Beteiligten darin, waren mir einfach nur mehr egal. Immerhin gab's zum Ende hin mit der eindeutigen Autofahrt vor Bluescreen (in dem nur Wolken zu sehen waren – haben die sich etwa eines der fliegenden Autos von Harry Potter ausgeliehen?) nochmal eine zum Schreien (unfreiwillig) komische Szene. Der Fairness halber sei zudem gesagt, dass Regisseur Kiyoshi Kurosawa noch am wenigsten für das Debakel hier kann. Hätte er besser mal ein ernstes Wörtchen mit Drehbuch-Coautor Kiyoshi Kurosawa gewechselt! Um das Review aber mit ein bisschen – ernsthaftem – Lob abzuschließen: Die Regie konnte sich überwiegend sehen lassen, und hätte ich die Story nicht zunehmend so lächerlich gefunden, hätte ich die eine oder andere Szene zweifellos auch spannend gefunden. Und vor allem auch den Schauspielern ist kein Vorwurf zu machen, wobei insbesondere Teruyuki Kagawa hervorstach. Hilft mir halt nur alles nichts, wenn ich die Handlung einfach nur doof finde.

Fazit: "Creepy" wird mir und meinen /slash-Freunden – so wie der letztjährige "The Pack" – zweifellos noch lange in Erinnerung bleiben, wenn auch nicht unbedingt in guter. Einen gewissen Unterhaltungswert kann ich ihm zwar aufgrund der unfreiwilligen Komik nicht absprechen, da diese ja aber eben, wie die Bezeichnung schon sagt, nicht beabsichtigt war, tue ich mir ein bisschen schwer damit, ihm diese anzurechnen. Zumal es teilweise wirklich etwas hatte von "Ich lache, um nicht weinen zu müssen". Dabei begann der Film ja eigentlich noch recht vielversprechend, fiel dann aber leider von Minute zu Minute zunehmend ineinander zusammen, bis nur mehr ein Trümmerhaufen übrig blieb, den einzig Kurosawas Regie und die Darsteller – insbesondere Teruyuki Kagawa – unbeschadet überstanden. Kein guter Film - aber immerhin (unfreiwillig) unterhaltsam, und in seiner unbeschreiblichen, zum Himmel schreienden Dummheit teils zum Brüllen komisch. So einen Blödsinn habe ich jedenfalls schon lange nicht mehr gesehen.

Wertung:3 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2016 Shochiku Company)


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Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2016





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