Der Exorzist |
Der meistüberschätzte Horrorfilm aller Zeiten?
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Montag, 03 Oktober 2016 |
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Kurzinhalt: Die Schauspielerin Chris MacNeil zieht ihre Töchter nach der Scheidung von ihrem Mann alleine groß. Ihre jüngste, zwölf Jahre alte Tochter Regan bereitet ihr zuletzt jedoch einiges an Kopfzerbrechen. So beginnt sie zunehmend zu fluchen, und verhält sich teilweise ungewohnt aggressiv, frech und unzivilisiert – so pinkelt sie z.B. während eines Dinnerbesuchs munter auf den Teppich. Anfänglich versuchen die Ärzte dies mit der Pubertät, danach mit einer psychischen Störung, zu erklären. Dann überraschen sie Chris jedoch mit einem neuen Verdacht: Was, wenn Regan von einem Dämon besessen ist? Daraufhin wendet sich Chris an Father Karras, der Regan daraufhin besucht und tatsächlich Hinweise auf dämonische Besessenheit feststellt. Gemeinsam mit dem diesbezüglich erfahrenen Priester Merrin versuchen die beiden daraufhin, Regan mit Hilfe eines Exorzismus von den Dämonen, die von ihr Besitz ergriffen haben, zu befreien… Review: ![]() Scherz beiseite: Als ich mir "Der Exorzist" vor etwas mehr als 10 Jahren zum ersten Mal angeschaut hatte, damals noch mit seinem Ruf als "beängstigendster Film aller Zeiten" im Hinterkopf, war ich zwar einerseits enttäuscht, schloss aber zugleich nicht aus, dass eben dieser Ruf bei mir eine Erwartungshaltung auslöste, welche meinen Eindruck des Films verzerrte. Deshalb beschloss ich, ihm nun noch einmal eine Chance zu geben, mit dem Wissen ob meiner damaligen Enttäuschung im Hinterkopf – perfekte Voraussetzungen also, um mich doch noch positiv zu überraschen. Pustekuchen! Sorry, ich fand den auch bei der Zweitsichtung genauso langweilig und harmlos wie beim ersten Mal. Was daran furchterregend sein soll, erschließt sich mir jedenfalls nicht. Schon allein der Einstieg hat mich – wie schon bei der Erstsichtung – wieder irritiert. Was genau Pater Merrin an seinem Fund bei der Ausgrabung eigentlich so verstört, war mir jedenfalls auch mit Kenntnis des restlichen Films im Hinterkopf nicht bewusst. Aus meiner Sicht war das schon mal die erste Stelle, wo man die Schere hätte ansetzen sollen. Auch alles rund um Pater Karras und seine Mutter hätte man, wenn schon nicht rausstreichen (immerhin ist es ja später für so manche Aussage des Dämons von Bedeutung) so zumindest deutlich kürzen sollen. Generell ist der Schnitt in der ersten Hälfte teilweise recht seltsam, und springt teils recht willkürlich zwischen den einzelnen Handlungssträngen hin- und her. Nicht zuletzt aufgrund der ausgedehnten Charakterszenen und so manchen überflüssigen Momenten entwickelt sich die Geschichte für meinen Geschmack auch viel zu langsam. Es dauert schon mal sehr lange, ehe der Dämon denn überhaupt vollständig von Regan Besitz ergreift, geschweige denn, bis der Exorzismus dann endlich einmal beginnt. ![]() Etwas irritierend finde ich darüber hinaus, dass in der Rolle von Pater Merrin Max von Sydow besetzt und dann künstlich gealtert wurde. Warum nicht gleich einen älteren Schauspieler nehmen? Kritisch sehe ich auch die körperliche Verhandlung von Regal. Hätten wir auch in der zweiten Hälfte des Films immer noch ein junges, unschuldiges Mädchen gesehen, hätten viele Szenen vielleicht stärker gewirkt, da es zwischen ihrem Aussehen und ihren Worten und Taten einen Kontrast gegeben hätte. Außerdem war angesichts ihrer physischen Veränderung für mich unverständlich, wie Pater Karras ursprünglich was ihre Besessenheit betrifft skeptisch sein konnte. Man sollte meinen, ein Blick genügt, um diese zu bestätigen bzw. zu beweisen. Der größte Knackpunkt ist aber zweifellos, dass ich "Der Exorzist" einfach nicht gruselig, geschweige denn beängstigend, fand – und das keine einzige Sekunde lang. Gänzlich blind gegenüber seinen – auch aus meiner Sicht durchaus vorhandenen – Stärken bin ich jedoch auch nicht. So sind die schauspielerischen Leistungen durch die Bank gut (wenn auch in der Rolle des Pater Karras ein Schauspieler eines ähnlichen Kalibers wie Max von Sydow – wie wäre es z.B. mit einem jungen Robert de Niro gewesen? – nicht geschadet hätte). Die Effekte sind durch die Bank gut gemacht und sehen selbst heute noch überzeugend aus. Gleiches gilt für Regans Dämonen-Makeup. Bei aller Fadesse gibt es doch ein paar Momente, die in Erinnerung bleiben, wie z.B. wenn Regan die Stiegen herunterkrabbelt, oder sie über dem Bett zu schweben beginnt. An der Titelmelodie von Mike Oldfield, die leider nur am Anfang und am Ende gespielt wird, habe ich ebenfalls nicht das Geringste auszusetzen. Auch wenn ich persönlich der Meinung bin, dass es William Friedkin nicht gelang, eine dichte, packende Atmosphäre aufzubauen, und spendiert er – mit Unterstützung seines Kameramanns Owen Roizman – doch zumindest die eine oder andere nette Einstellung. Positiv auch, dass der Film anders ausgegangen ist, als ich das ursprünglich vermutet hätte. Und generell vermochte "Der Exorzist" nach dem ellenlangen Einstieg mit dem Beginn des Exorzismus dann, wenn schon nicht zu beängstigen so doch zumindest zu unterhalten. Ändert nur halt leider auch nichts dran, dass ich die 90 Minuten zuvor überwiegend einschläfernd fand. Fazit: ![]() Wertung:3 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1973 Warner Bros.)
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