Jason Bourne
Enttäuschende Fortsetzung der Bourne-Reihe Kategorie: Filme - Autor: Michael Spieler - Datum: Freitag, 12 August 2016
 
 
Jason Bourne
Originaltitel: Jason Bourne
Produktionsland/jahr: USA 2016
Bewertung:
Studio/Verleih: Universal Pictures
Regie: Paul Greengrass
Produzenten: U.a. Matt Damon & Paul Greengrass
Drehbuch: Paul Greengrass & Christopher Rouse
Filmmusik: David Buckley & John Powell
Kamera: Barry Ackroyd
Schnitt: Christopher Rouse
Genre: Action/Thriller
Kinostart Deutschland: 11. August 2016
Kinostart USA: 29. Juli 2016
Laufzeit: 123 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu Ray, DVD
Mit: Matt Damon, Tommy Lee Jones, Alicia Vikander, Julia Stiles, Vincent Cassel, Riz Ahmed u.a.


Kurzinhalt: Jahre sind vergangen, seit Jason Bourne ein geheimes Programm der CIA öffentlich machte, das auch ihn zu dem Killer gemacht hat, der er ist. Seitdem ist er untergetaucht und lebt nomadisch. Eines Tages jedoch kontaktiert ihn Nicky Parsons, die nicht aufgehört hat, Geheiminformationen zu sammeln, die sie mit Hilfe eines Hackers veröffentlichen will. Sie hat neue, persönliche Informationen, die das Black-Ops-Programm "Treadstone" in ein neues Licht rücken. Aus der Deckung gelockt, wird Bourne schnell erneut zur Zielscheibe seiner alten Arbeitgeber…

Review: Szenenbild. Nach einem schwachen "Das Bourne Vermächtnis" mit Jeremy Renner (zu dem übrigens auch ein Sequel geplant ist) – wir vergaben seinerzeit 4 bzw. 6 Punkte – versucht es noch einmal das alte Team mit Paul Greengrass am Regieruder und Matt Damon in der Titelrolle. Das Negative gleich vorweg: Leider hat Greengrass nichts dazu gelernt, bzw. hat seinen Haus- und Hofkameramann Barry Ackroyd (zuletzt "The Big Short") zu Missetaten angestiftet. Er tritt in die Fußstapfen von Oliver Wood, der die Bourne-Trilogie einfing und setzt dessen Actionfilmstil übertrieben fort. Es ist furchtbar anzusehen. Ein schrecklich nervendes Gewackel und Gezoome, das schon im Jahr 2007 10 Jahre drüber war. Vermutlich wollten sie auch damit eine visuelle Verbindung zu den Vorgängern schaffen, aber das half schon "Vermächtnis" schon nicht sonderlich. Es bleibt nicht aus, dass der Action-Agentenfilm, der den modernen Action-Agentenfilm quasi entworfen hat, voll mit Actionsequenzen steckt. So muss man neben der tatsächlichen Hektik, auch noch ihre technische Steigerung ertragen. Das macht es nicht unbedingt schwer dem Ablauf zu folgen, es macht nur schon nach kurzer Zeit keinen Spaß mehr zuzuschauen. Insbesondere, wenn die Sequenz länger andauert.

Schaut man von diesem technischen Aspekt auf die Action ist sie zwar gut choreografiert und brutal wie eh und je, sie lässt jedoch Abwechslung vermissen. Man reist in Windeseile von einer Stadt zur nächsten und erlebt dort immer wieder den ungefähr selben Ablauf. Bourne kommt an und hat x Minuten Zeit bevor er entdeckt wird. Dann wird verfolgt und nach einem Handgemenge kommt es zur Verfolgungsjagd. Nach dem dritten Mal verlässt mich da dann auch die Begeisterungsfähigkeit. Da können in Las Vegas 170 Autos geschrottet werden und der Hass auf Vincent Cassels Figur Asset (ein weiterer Superagent ohne Namen) stetig ansteigen, es hat mich nicht an den Rand des Kinosessels getrieben. In vielerlei Hinsicht spiegelt sich in "Jason Bourne" der zweite Teil der Originaltrilogie ("Die Bourne Verschwörung") wieder. Jedenfalls werden Eckpunkte der Geschichte ähnlich umgesetzt - Berlinbesuch inklusive. Das ist nur ein Grund, warum ich ihn auch nicht für sehr originell halte. Nach vier Vorgängern ist in der eigentlichen Geschichte jegliches Überraschungsmoment verflogen. Dass nach der Einstellung eines Black-Ops-Programmes gleich das nächste aus der Taufe gehoben wurde, ist eben nicht erst jetzt klar. Der eine neue "Twist" an der Sache ist am Ende nur ein schwacher Aufmacher. Er wirkt zu konstruiert und hat nur die Wirkung, dass Bourne sich überhaupt blicken lässt. Tiefer wird hier nicht gebohrt. Andererseits verknüpft man Bournes Auftauchen mit einer Geschichte um Überwachung an sich. Geheimdienste, Internetkonzerne, Hacker und ihre Verflechtungen, werden hier – recht vereinfacht, aber verständlich – zusammengebracht. In einem Szenario, dass nach Snowden nicht mehr nur den größten Paranoikern als nicht unwahrscheinlich erscheinen dürfte, wird tatsächlich versucht, dem durchschnittlichen Actionfilm-Kinogänger eine Message mitzugeben. Im einfachsten Falle hieße das, Medienkompetenz zu entwickeln und nicht alles und jedem willentlich seine Daten hinterher zu werfen. Riz Ahmed ("Nightcrawler") sieht als Aaron Kalloor wohl nicht zufällig aus wie der aktuelle CEO eines großen Konzerns, der im Netz zu Hause ist. In "Jason Bourne" geht es somit auch um die Beziehung seines Unternehmens zum Geheimdienst und der sich daraus entwickelnden Gefahr für die Bürger.

Szenenbild. Die Dialoge sind oft sehr kurz gehalten und echte Gedankengänge werden nie formuliert. Bourne bleibt charakterlich stehen, und meine Enttäuschung über diesen "Neuanfang" ist, als Fan der Trilogie, doch recht hoch. Hier war ja sogar "Das Bourne Vermächtnis" spannender, da Cross seine Entwicklung immerhin aus freien Stücken durchmacht – ganz ohne Gedächtnisverlust. Tommy Lee Jones wirkt in seiner Rolle als CIA-Direktor lustlos und scheint hier nur in Teilzeit zu schauspielern. Der Mann ist – wie Matt Damon und Alicia Vikander – Oscarpreisträger und muss hier ein derart uninspiriertes Drehbuch abarbeiten, dass es echt keine Freude macht. Alicia Vikander ("Ex Machina") selbst, gibt sich als Jüngste im Team sichtlich Mühe, und ihre teils ambivalente Rolle ist noch mit das Interessanteste. Leider wird ihre Figur am Ende doch nur von Ehrgeiz getrieben. Alle anderen sind irgendwie nur menschliches Füllmaterial, damit Bourne Etappenziele hat. Das trifft insbesondere auf Vinzenz Kiefer ("Alarm für Cobra 11") als Hacker/Whistleblower Christian Dassault, aber auch auf Julia Stiles' Nicky zu. Nicky und Bourne sind übrigens die beiden einzigen Figuren aus früheren Teilen, alle anderen Gesichter sind neu. Kein Edward Norton, keine Joan Allen, kein David Strathairn, keine Donna Murphy, kein Scott Glenn.

Fazit: "Jason Bourne" hat keine wirklich greifende Erklärung für die Frage nach dem "Warum?". Als einzelner Gedanke bleibt nur die Erkenntnis, dass sich selbst nach dem öffentlichen Auffliegen von Regierungsprogrammen, recht wenig ändert. Nach einer gewissen Ruhephase und ein paar Personalwechseln wird an selber Stelle einfach weiter gemacht und der nächste Angriffspunkt für mehr Überwachung gesucht. Dazu brauchte es nicht unbedingt einen weiteren Bourne-Film, aber schaden wird er wohl auch nicht. Wer Fan der Originale (oder von Matt Damon als Bourne) ist, kann hier schon ohne Bedenken ins Kino gehen. Es fehlen nur leider echte Überraschungen und ein Ausbrechen aus seiner Geradlinigkeit.

Wertung:5 von 10 Punkten
Michael Spieler
(Bilder © 2016 Universal Pictures)


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Weiterführende Links:
"Jason Bourne" - Gewinnspiel
Review zu "Das Bourne Vermächtnis"





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