The Witch |
Eine Horrorgeschichte aus dem 17. Jahrhundert
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 20 Mai 2016 |
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Kurzinhalt: Neuengland um 1630: Nachdem William an der dortigen Kirche Kritik geübt hat, werden er und seine Familie aus ihrem Dorf verbannt. Daraufhin versuchen sie, sich in einer Farm, die nahe eines finsteren Waldes liegt, allein durchzuschlagen. Doch irgendwie scheint ihre neue Existenz verflucht zu sein. Ihre Ernte bringt kaum etwas ein, und eines Tages verschwindet dann plötzlich auch noch ihr jüngster Sohn, noch ein kleines Baby, spurlos. Treiben finstere Mächte im nahegelegenen Wald ihr Unwesen? Wurden sie etwa von Gott verflucht? Oder befindet sich der Teufel vielleicht direkt unter ihnen? In ihrer Verzweiflung suchen die gottesfürchtigen Christen nach einer Erklärung für ihre missliche Lage – und hegen schon bald einen schrecklichen Verdacht… Review von Christian Siegel: ![]() Jedenfalls ist es definitiv nicht so, dass ich jene, die mit ihm nichts anfangen konnten, nicht verstehen könnte. Er ist zweifellos ein sehr eigener und teils ungewöhnlicher Film. Schon allein mit dem Setting im 17. Jahrhundert setzt er sich klar und deutlich ab – was sich neben der damaligen, sehr christlich-religiös geprägten Gesellschaftsordnung u.a. auch in der teils altertümlichen Sprache zeigt (zumindest in der Originalfassung; die Synchronisation kann ich nicht beurteilen). Insofern kann ich verstehen, wenn man mit diesen extrem gläubigen Figuren nichts anfangen kann und sich ihnen daher nicht verbunden fühlt (wobei ich persönlich als Atheist im Kontext des Films kein Problem hatte). Auch die christlich-religiöse Thematik muss man aushalten (können), wobei das natürlich genauso gut für klassische Exorzisten-Filme gilt. Nachdem ich in jüngeren Jahren hier sehr skeptisch war, sehe ich es heutzutage etwas lockerer. Ich meine, wenn ich im Kontext eines Films an Vampire, Werwölfe, Zombies, Geister und andere Monster glauben kann, sollte es mir auch möglich sein, an Hexen, Dämonen, den Teufel, und vielleicht sogar Gott zu glauben. Womit wir auch schon beim letzten Punkt sind: Die Hexen-Thematik ist aufgrund der damaligen Verfolgung zweifellos eine extrem schwierige und vorbelastete. Wer es nicht schafft, den historisch-grausamen Kontext auszublenden, wird es mit "The Witch" sicherlich sehr schwer haben. Aber, auch hier wieder, der Film erzählt eine fiktive Geschichte, weshalb ich es in diesem Fall akzeptieren konnte. Zumal sich aus meiner Sicht im weiteren Verlauf einige überaus interessante und faszinierende (psychologische) Interpretationen anbieten, die weit von einer schlichten Legitimation der damaligen Hysterie entfernt sind. Aber dafür müsste ich spoilern. ![]() Und dann ist da noch das – nicht minder umstrittene – Ende. Auch hier wieder: Ich will ja nicht spoilern, weshalb ich nicht zu viel verraten kann. Für mich hat es prima funktioniert und für einen erhebenden (höhö; wer den Film gesehen hat, wird den Witz verstehen) Ausklang gesorgt. Ich verstehe aber auch jeden, auf den das irgendwie störend, aufgesetzt oder gar lächerlich wirkte. Ohne zu viel zu verraten sei jedoch noch erwähnt, dass das Ende doch recht stark eine übernatürliche Erklärung für die Ereignisse andeutet. Dies etwas offener zu halten, wäre zwar auch mir lieber gewesen, aber einerseits gibt es erste recht eindeutige Szenen in diese Richtung bereits nach wenigen Minuten (es kommt somit also nicht völlig aus dem Nichts), und andererseits ließe sich mit gutem Willen selbst das Ende auch noch mit Wahnvorstellungen und/oder eine Psychose erklären. Sprich: Wer unbedingt an eine psychologische, bodenständige Erklärung glauben will, kann das auch. Insofern hat mir das Ende ziemlich gut gefallen. Was hoffentlich selbst bei den Kritikern des Films über jeden Zweifel erhaben sein sollte, sind die schauspielerischen Leistungen. Die aus "Game of Thrones" bekannte Kate Dickie sowie ihr Film-Ehemann Ralph Ineson stechen dabei zwar durchaus hervor, die beeindruckendsten Leistungen kommen aber vermutlich von den jungen Darstellern. Bei Harvey Scrimshaw sticht vor allem ein Moment hervor, mit dem selbst deutlich erfahrenere Schauspieler ihre liebe Mühe gehabt hätten. In erster Linie gehört der Film aber Anya-Taylor Joy mit einer grandiosen, zentralen Performance, die sie als neuen, jungen Star am Schauspiel-Himmel etabliert. Was für mich ebenfalls hervorstach, war die Inszenierung von Robert Eggers, die nicht nur mit der dichten, düsteren Atmosphäre besticht, sondern zudem die Trostlosigkeit der Handlung auch perfekt in den tristen Landschaftsaufnahmen widerspiegeln lässt. Und auch die Musik von Mark Korven – die an einer Stelle recht deutlich "2001: Odyssee im Weltraum" zitiert – trägt viel zur bedrückenden Stimmung bei. Fazit: ![]() Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2016 UPI)
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