Project: Almanac |
Lahmer Found Footage-Zeitreise-Thriller
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Mittwoch, 09 Dezember 2015 |
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Kurzinhalt: David staunt nicht schlecht, als er eines Tages über alte Familienvideos stolpert, und sich darin auf einmal selbst sieht – jedoch nicht als Kind, sondern in dem Alter, in dem er jetzt ist. Wie ist das möglich? Eine erste Erklärung bietet sich an, als man im Keller die Anleitung zum Bau einer Zeitmaschine findet. Haben sie etwa eine solche tatsächlich gebaut, und sind damit in die Vergangenheit gereist? David und seine Freunde arbeiten daran, die Zeitmaschine anhand der Pläne zu konstruieren. Nach einem ersten erfolgreichen Test mit einem Spielzeugauto wagen sie den ersten Sprung in die Vergangenheit – vorerst nur für vierundzwanzig Stunden – der erfolgreich verläuft. Daraufhin schließen sie den Pakt, immer nur gemeinsam durch die Zeit zu reisen. Bei ihrem nächsten Sprung erfüllen sie sich ihrem Traum, an einem Musikfestival teilzunehmen. Ein paar weitere Sprünge dienen dann dazu, ihre Lebenssituation generell zu verbessern. Doch als David eines Tages die Regeln bricht und allein durch die Zeit reist, löst er damit eine verheerende Kettenreaktion aus… Review: ![]() Letztendlich ist die Found Footage-Thematik aber ohnehin noch das kleinste Problem des Films. Deutlich schwerer wiegt, dass er in eine klassische Zeitreisethriller-Falle tappt und mit seinen eigenen Regeln bricht, bzw. sich scheinbar nie für welche entscheiden kann. Ich bemühe mich, mich so kurz und zugleich verständlich wie möglich auszudrücken: Letztendlich hat man bei Zeitreisefilmen zwei mögliche Szenarien: a) die Geschichte ist nicht änderbar, alles was passiert ist schon immer genau so passiert, es schließt sich somit lediglich ein Kreis. Oder b) jeder Zeitsprung löst eine neue Zeitlinie aus, und wenn ich wieder in die Gegenwart zurückreise, lande ich nicht mehr dort von wo aus ich gestartet bin, sondern in der Gegenwart dieser neuen Zeitlinie. Du kannst – nein, musst – dich für einen dieser beiden Zugänge entscheiden, aber beides zugleich geht nicht, weil es einfach keinen Sinn ergibt. Und genau das ist eines der zentralen Probleme des Films: Denn die meiste Zeit über folgt man Szenario B – ansonsten könnten die Dinge ja auch nicht in bester "Butterfly Effect"-Manier zunehmend eskalieren und alles immer schlimmer werden. Was zwar wenig originell, aber grundsätzlich noch ok wäre – wenn man dies dann auch durchziehen würde. Blöd nur, dass es den gesamten Film dann eigentlich gar nicht hätte geben dürfen, weil man zwar in weiterer Folge weitestgehend dem Szenario B folgt, aber für das Familienvideo dass die gesamte Geschichte erst ins Rollen bringt, Szenario A notwendig war. Und sorry, aber so einen zentralen Fehler kann ich dem Film nicht verzeihen, denn her steckt der Teufel nicht etwa im Detail, sondern vielmehr im Grundkonzept. Und entweder, das ist den Drehbuchautoren gar nicht aufgefallen, oder es war ihnen schlicht und ergreifend wurscht. Ich kann gar nicht sagen, was davon ich schlimmer finden würde, aber gut ist jedenfalls keines von beiden. ![]() Es hilft dem Film auch nicht, dass die eskalierenden Folgen der Zeitsprünge teilweise sehr weit hergeholt und nicht logisch wirken. Es soll halt einfach immer alles mit jedem Sprung schlimmer werden, schlüssig ergeben tut sich dies aus den vorgenommenen Änderungen nur halt leider – im Gegensatz zu "Butterfly Effect" – nicht. Und auch die Protagonisten sind dem Film überwiegend keine große Hilfe, was vor allem auch für die Hauptfigur David gilt, der mich mit seiner feigen Art –was seine Avancen in Richtung Jessie betrifft – zunehmend zur Weißglut brachte. Da bezeugt sie eh schon offenkundig Interesse, und er kann sich immer noch nicht dazu durchringen, den ersten Schritt zu machen. Wie blöd kann man sein? Ach ja, und sich selbst bei einem Diebstahl zu filmen, wirkt auch nicht gerade intelligent. Dies war einer jener Momente, wo das hier willkürlich gewählte Found Footage-Konzept dem Film geschadet hat. Wenig bis gar nichts anfangen konnte ich auch mit dem klischeehaften "Es ist noch nicht vorbei!"-Ende. Das letzte wesentliche Problem des Films ist dann, dass es nach der coolen Offenbarung mit dem Familienvideo einfach viel zu lange dauert, bis sie die Zeitmaschine fertig gestellt haben und endlich zum ersten Mal in die Vergangenheit reisen. Dementsprechend fand ich das erste Drittel noch sehr langweilig. Immerhin, alles ist an "Project: Almanac" dann auch wieder nicht schlecht. Gut gefallen hat mir z.B., was die Teenager als erstes mit ihrer neu gewonnen Fähigkeit, in die Vergangenheit zu springen, anstellen. Nach einem Musikfestival (ich glaub es war Coachella, aber nagelt mich nicht fest) auf Ebay billig VIP-badges abzustauben und mit diesen dann in die Vergangenheit zu reisen, um an ihm teilnehmen zu können, war eine coole Idee, und ich glaub sofort, dass das etwas ist, was Teenager mit so einer Zeitmaschine anstellen würden. Abseits der teils viel zu verwackelten Kamera (ein weiteres typisches Found Footage-Problem) sah "Project: Almanac" zudem sehr gut aus. Und vor allem auch die Elektromagnetismus-Effektszenen waren sehr gut gemacht. Und die Besetzung besteht aus halbwegs talentierten, vor allem aber hübsch anzuschauenden jungen Menschen. Zu mehr als verhaltenem Lob kann ich mich bei diesem überwiegend missglückten Projekt aber leider nicht durchringen. Fazit: ![]() Wertung:3 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2015 Paramount Pictures)
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