Fantastic Four |
Missratener Superhelden-Reboot-Versuch
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Samstag, 05 Dezember 2015 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
![]()
Kurzinhalt: Seit ihrer Kindheit arbeiten Wissenschafts-Nerd Reed Richards und sein Freund Ben Grimm an einer Möglichkeit, ein Tor zu einer anderen Dimension zu öffnen, und Gegenstände dorthin zu teleportieren. Bereits an der Highschool haben sie dann mit einem ersten Projekt insofern erfolgreich, als es ihnen gelingt, ein Spielzeugauto hinüberzuschicken – woran es allerdings noch hapert, ist, den Gegenstand auch wieder zurückzuholen. Während sich die meisten von ihrem Projekt wenig begeistert zeigen und einen Trick vermuten, macht ihre Arbeit Dr. Franklin Storm auf sich aufmerksam, dessen Team das gleiche Ziel verfolgt. Er nimmt daraufhin Reed Richards in eben dieses auf, während Ben Grimm zurückbleibt. Reed lernt daraufhin die Wissenschaftler Sue Storm, Johnny Storm und Victor Von Doom kennen. Gemeinsam arbeiten sie daran, seine Theorien in die Ansätze der anderen einzuarbeiten. Wenige Monate später, als ein erfolgreicher erster Test zum Greifen nah erscheint, verlieren die Geldgeber dann schließlich die Geduld, und ziehen die Reißleine. Und das gerade zu einem Zeitpunkt, als man kurz vor dem großen Durchbruch stand. Nach ein paar Bier zu viel beschließt man, den Selbstversuch zu wagen, und so allen zu beweisen, dass ihre Maschine funktioniert. Und so begeben sich Reed Richards, Johnny Storm, Victor Von Doom und der extra dafür ins Labor geholte Ben Grimm in die Kapseln, um sich in eine andere Dimension transportieren lassen – mit ungeahnten Folgen… Review: ![]() Als ein grottenschlechtes Review auf das nächste folgte, war mir klar: Den muss ich sehen! Nicht etwa, weil ich annahm, sie würden falsch liegen (wie dies meines Erachtens z.B. bei "Terminator: Genisys" der Fall war, dessen schlechte Kritiken ich nach wie vor nicht nachvollziehen kann), sondern weil es manchmal halt einfach nicht reicht, von einer filmischen Katastrophe nur zu hören – manchmal muss man sich halt einfach selbst ein Bild davon machen. Doch leider, im Gegensatz zu "Terminator: Genisys", kann ich den Kritikern diesmal nur voll und ganz recht geben. "Fantastic Four" ist einer jener Filme, die so schlecht sind, dass man gar nicht weiß, wo man mit seiner Kritik denn eigentlich anfangen soll. Natürlich hatte ich im Vorfeld bereits von den Problemen rund um die Produktion des Films gehört, den Gerüchten rund um Josh Tranks angeblich unprofessionellem Verhalten, den schockierten Reaktionen seitens 20th Century Fox, und wie man danach durch Nachdrehs versuchte, den Film doch noch zu retten (auch wenn ich den Eindruck habe, dass die mehr schadeten, als dass sie geholfen hätten; aber dazu gleich noch), aber um ehrlich zu sein kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieser Film im Prinzip schon vom vornherein – also dem Grundkonzept her – zum Scheitern verurteilt war. Zuerst einmal: Wie zur Hölle konnte man Sue Storm zurückbleiben lassen? So nett, positiv und lobenswert es auch ist, dass sie mit Michael B. Jordan etwas Vielfalt in die Besetzung gebracht haben, aber wenn es um die Gleichstellung der Geschlechter geht, haben sie ja wohl mal völlig versagt. Gerade, dass sie sich während die Männer in die große weite Welt reisen und einen echten Männerjob erledigen, nicht zu Hause am Herd steht und für ihre Rückkehr das Essen vorbereitet. ![]() Sogar noch schlimmer als solche Blödheiten sind jedoch das Erzähltempo und die Struktur des Films. So dauert es bei "Fantastic Four" einfach viel viel viel viel viel zu lange, bis die Dinge endlich mal in Bewegung kommen. Die meiste Zeit wird für das Setup verschwendet – während die Folgen daraus dann wiederum viel zu schnell abgehandelt werden. Zwar hatte ich beim Film keine Stoppuhr laufen, aber meinem Eindruck nach war bis zu jenem Zeitpunkt als sie sich endlich in die Apparatur begaben um dorthin zu gehen, wo erst ein Spielzeugauto zuvor gewesen ist (und ernsthaft, bin ich der einzige, der erwartet hatte, dass sie während ihrer Reise auf dieses stolpern würden?) eine gute Hälfte des Films auch schon wieder rum. Das damit einhergehende Problem liegt wohl auf der Hand: So wie mit allen Superhelden-Ursprungs-Geschichten ist jener Punkt, wo sie endlich ihre Kräfte bekommen, üblicherweise genau der Punkt, wo es endlich interessant zu werden beginnt. Von der Tatsache, dass wir erst vor 10 Jahren eine – wenn auch unterschiedliche – Ursprungs-Geschichte zu den "Fantastic Four" bekamen, und somit zumindest mal mit ihren Kräften bzw. ihrer Transformation soweit vertraut sind (lediglich Dr. Doom überrascht hier ein wenig), mal ganz abgesehen. Noch schlimmer als die Tatsache, wie lang es dauert, bis sie ihre Kräfte endlich erhalten ist jedoch, dass "Fantastic Four" in weiterer Folge mit diesen nichts (interessantes) macht. Sagt über die Tim Story-"Fantastic Four"-Filme was ihr wollt; und ich stimme zu, dass der erste gerade mal durchschnittlich und der zweite ziemlich mies war, aber zumindest haben sie etwas daraus gemacht, dass die Figuren ihre Kräfte bekamen, und damit, wie sie darauf reagieren, und mit ihnen umgehen. Vor allem was das Ding und seine Transformation betrifft, machten die Tim Story-Filme – vor allem auch im direkten Vergleich – einen tollen Job. ![]() Generell ist der letzte Teil des Films (ich kann es nicht guten Gewissens einen dritten Akt nennen; dazu kommen wir gleich noch) ein völliges Schlamassel, und extrem enttäuschend. So bezeichnend wie vernichtend: Kate Maras lächerlich offensichtliche Perücke ist noch das geringste seiner Probleme. Es beginnt schon bei der Idee, dass das Ding für das US-Militär in Kriegsgebieten eingesetzt wird – eine Idee die vielleicht sogar interessant hätte sein können, hätte es mich nicht viel zu sehr an "Watchmen" erinnert (ernsthaft, ich rechnete bei diesen Szenen die ganze Zeit damit, dass sie Wagners Walkürenritt einspielen). Dann fangen sie endlich Reed Richards (mit Hilfe von Sue's Mustererkennungsfähigkeiten – von denen man einfach wusste, dass die im weiteren Verlauf des Films noch mal nützlich werden würden, so eindeutig wie sie zuvor angesprochen wurden), und kurz darauf taucht auch schon Dr. Doom auf. Nicht etwa, weil es der logische Schluss dessen wäre, was zuvor kam, es in irgendeiner Art und Weise Sinn ergeben würde, oder man darauf hingearbeitet hätte. Sondern nur, weil er das natürlich muss, damit die Vier einen Endgegner haben. Warum steht er genau dort (hat er etwa die ganze Zeit an eben dieser Stelle darauf gewartet, bis endlich jemand auftaucht?), was will er, worin liegt seine Motivation? Keinen Tau. Ist ja auch nicht so wichtig, oder? Hauptsache, es kracht endlich. Aber genau da sind wir schon beim nächsten Punkt: Die Action bzw. der Showdown selbst sind ebenfalls ungemein enttäuschend. Sie kämpfen ein bisschen miteinander, dann erkennen die Fantastischen Vier, dass sie ihn nicht einzeln, sondern nur gemeinsam besiegen können, in dem sie zusammenarbeiten, und ehe du's dich versiehst, ist es auch schon wieder vorbei. Nach einer derart langen Einleitung nur einen derart kurzen Payoff zu bieten, ist einfach nur eine Farce. ![]() Statt das Geld in Nachdrehs zu investieren und an ihm im Schneideraum herumzuspielen, wären sie mal besser beraten gewesen, etwas mehr Geld in die Spezialeffekte zu investieren. Zugegeben, die Dehneffekte bei Reed Richards sehen mehr als ordentlich aus, und es gibt nicht viel dass man mit einer unsichtbaren Frau falsch machen kann. Mit dem Ding, wiederum, ist es schon eine ganz andere Sache. Seine Animation fühlt sich irgendwie unfertig an, und erinnerte mich an einige Einstellungen aus "X-Men – Origins: Wolverine", die bei mir einen ähnlichen Eindruck erweckten; nämlich so, als hätte man an einer Stelle seitens des Studios beschlossen, die Reißleine zu ziehen und nicht noch mehr Geld die Toilette hinunterzuspülen. Wirklich besser macht das den Film halt nur letztendlich auch nicht. Fast noch schlimmer als das Ding fand ich jedoch die Umsetzung der menschlichen Fackel. Die war einfach nur ein flammender Blob aus Feuer, mit ein paar schwarzen Löchern darin, welche die Augen und den Mund symbolisieren sollten. Grauenhaft! Und auch wenn man meinen könnte, ich hätte mich mittlerweile lang genug über dieses Machwerk ausgelassen, so wäre eine Besprechung von "Fantastic Four" nicht komplett, ohne noch kurz auf diesen einen Militärtypen (sorry, hab seinen Namen vergessen) da einzugehen, dessen einzige Charaktereigenschaft das ständige, nervige und laute Kaugummikauen zu sein. Das war so nervtötend dass ich am liebsten in die Leinwand gesprungen und ihm eine verpasst hätte. Zumal ich es auch ungemein ablenkend fand, und mich ständig aus dem Film hinausriss. So ziemlich das einzige ansatzweise rettende Element an dieser filmischen Katastrophe sind die Schauspieler. Das titelspendende Quartett – Teller, Mara, Jordan und Bell – waren alle in Ordnung bis ziemlich gut. Man merkt, dass sie es wirklich versuchten – aber wenn du halt nur Scheiße zum Arbeiten bekommst, bist du letztendlich immer im Arsch, egal wie sehr du dich bemühst. Es hilft auch nicht, dass – so gut sie individuell gesehen auch gewesen sein mögen – irgendwie allesamt keine richtige Chemie vor der Kamera hatten. Weder spürte ich die langjährige, tief empfundene Freundschaft zwischen Reed und Ben, noch einen vermeintlichen Funkenflug zwischen Sue und Reed. Und Kebbell's Performance passte dann überhaupt perfekt zum restlichen Film. Selbst ein in den Tim Story-Filmen auf Sparflamme köchelnder Julian MacMahon verströmte ungleich größeres Charisma und Bedrohlichkeit, als es Kebbell hier jemals gelingt. Andererseits, angesichts der ganzen anderen Probleme des Films war das letztendlich auch schon wurscht. Fazit: ![]() Wertung:2 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2015 Constantin Film)
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zum Film im SpacePub! Weiterführende Links: Advents-SPECiAL 2015
Kommentar schreiben
|