Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 2
Gelungenes Finale der YA-Filmreihe Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 03 Dezember 2015
 
Advents-SPECiAL

 
Mockingjay 2
Originaltitel: The Hunger Games: Mockingjay - Part 2
Produktionsland/jahr: USA 2015
Bewertung:
Studio/Verleih: Lionsgate/StudioCanal
Regie: Francis Lawrence
Produzenten: U.a. Nina Jacobson, Jon Kilik & Suzanne Collins
Drehbuch: Peter Craig & Danny Strong, nach dem Roman von Suzanne Collins
Filmmusik: James Newton Howard
Kamera: Jo Willems
Schnitt: Alan Edward Bell & Mark Yoshikawa
Genre: Science Fiction/Drama
Kinostart Deutschland: 19. November 2015
Kinostart USA: 18. November 2015
Laufzeit: 137 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, Blu-Ray 3D, DVD, Soundtrack, Romanvorlage
Mit: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Woody Harrelson, Donald Sutherland, Julianne Moore, Philip Seymour Hoffman, Natalie Dormer, Sam Claflin, Jena Malone, Jeffrey Wright, Stanley Tucci, Willow Shields, Paula Malcomson u.a.


Kurzinhalt: Nach dem Angriff durch Peeta auf ihr Leben ist Katniss erschüttert. Während man versucht, seine Konditionierung zu brechen, ist Katniss nun noch entschlossener als jemals zuvor, sich an Präsident Snow zu rächen, ihn zu stürzen, und seinem Leben ein Ende zu setzen. Gegen den Befehl von Präsidentin Snow – die der Ansicht ist, dass sie ihnen als die Truppen motivierendes Maskottchen in der Basis mehr helfen kann – begibt sie sich an die Frontlinie, wo sie und Gale letztendlich aber erst recht Teil von Coins Propagandamaschinerie werden. Auch Peeta schließt sich ihnen letztendlich an, obwohl deutlich wird, dass er seine Konditionierung immer noch nicht ganz überwunden hat. Der Trupp geht nun, den eigentlichen Kämpfen nachfolgend, durch das Kapitol, und hält dabei nach jenen tödlichen Fallen Ausschau, die Präsident Snow von den Spielmachern der Hungerspiele dort einrichten ließ. Als ihr Kommandant bei einem Angriff getötet wird, überträgt er das Kommando an Katniss – die dadurch Gelegenheit erhält, ihre ursprünglich geplante Mission durchzuziehen, und die Gruppe zu Snows Palast zu führen. Doch der Weg dorthin ist mit zahlreichen Gefahren gepflastert…

Review: Szenenbild. Rollen wir noch einmal kurz auf: Trotz Wackel-Cam und zu hektischem Schnitt fand ich den ersten Teil der Reihe sehr gelungen; er war der intimste und in gewisser Weise wohl auch mitreißendste der ersten drei. "Catching Fire" – den ich, wie ich soeben bemerken musste, hier nie gereviewt habe (es gibt lediglich eine Kurzeinschätzung im Zuge meines FilmRückblicks; ev. hole ich Versäumtes ja bei Gelegenheit noch nach) – sah ich dann in etwa auf dem gleichen Niveau, wenn auch mit anderen Stärken und Schwächen. So fand ich die näheren Einblicke in die Dystopie sehr interessant – während die Hungerspiele selbst IMHO an die ersten nicht mehr herangekommen sind. "Mockingjay – Teil 1" war dann zwar immer noch gut, fiel im Vergleich zu den ersten beiden aber doch merklich ab, da der Film ein zweistündiges Vorspiel ist, ohne je so richtig zur Sache zu kommen. Als erster Akt eines abschließenden dreistündigen Epos der Reihe hätte er super funktionieren können, aber so litt er unter der – rein kommerziell getriebenen –Entscheidung, den letzten Band der Trilogie in zwei Teile aufzusplitten, um doppelt abcashen zu können.

Etwas, dass leider auch "Mockingjay Teil 2" immer noch ein wenig plagt. So war ich doch ziemlich überrascht, wie lang es auch beim abschließenden Teil der Reihe dauert, bis die Handlung so richtig in Fahrt kommt. Denn angesichts der Tatsache, dass der erste Teil im Prinzip auch schon nur reine Vorbereitungsarbeit aufs Finale war, hätte ich eigentlich gedacht, dass es diesmal praktisch von Beginn an zur Sache geht: Teil 1 hat quasi den ersten Akt dieses epischen Zweiteilers erledigt und dem großen Finale den Weg geebnet, jetzt stürzen wir uns mitten ins Getümmel. Falsch gedacht! Vielmehr folgt auch der zweite Teil wieder einer klassischen dreiaktigen Struktur, und nimmt sich im ersten Drittel – neuerlich – ausreichend Zeit, um das Finale vorzubereiten. Weshalb ich mir nun rückblickend noch viel mehr als nach meiner Sichtung von Teil 1 bezüglich diesem die Sinnfrage stelle. Ich habe die Romane bislang nicht gelesen und kann daher a) keinen Vergleich anstellen und b) diesbezüglich keine fundierte Aussage treffen, aber "Mockingjay" vermittelte mir in seiner Gesamtheit den Eindruck, den Roman Seite für Seite verfilmt zu haben. Jene, denen in den ersten beiden Filmen zu viel von den Büchern ausgelassen wurde, wird’s freuen. Und auch ich erlebe es immer wieder, dass bei Filmadaptionen dann just Momente, die ich ganz besonders mochte, auf der Strecke bleiben. Dennoch ist Film nun mal ein anderes Medium als Bücher, dass andere Anforderungen an Erzähltempo, Dramaturgie etc. legt. Wie heißt es so schön: "Papier ist geduldig" – und auch wenn sich dies dem Sinn nach auf etwas anderes bezieht, so kann man es durchaus auch so interpretieren, dass ein Roman ruhig schon mal gemächlicher vonstattengehen darf. Bei einem Film erwarte ich mir aber, dass er doch schneller Mal zum Punkt kommt.

Szenenbild. Eben dies war leider auch bei "Mockingjay – Teil 2" nicht der Fall; vieles ist zu ausgedehnt, und vor allem im ersten Drittel geht kaum mal etwas weiter. Hätte man Teil 1 um 45 Minuten und Teil 2 um eine halbe Stunde gekürzt und insgesamt ein episches dreistündiges Finale daraus gemacht, hätte "Mockingjay" der beste Film der Reihe werden können. So bleiben leider beide Teile dramaturgisch hinter ihren Möglichkeiten zurück. Selbst wenn man jetzt meint, meine veranschlagte halbe Stunde ist zu viel des Guten – mindestens 15 Minuten weniger hätten "Mockingjay – Teil 2" wirklich gut getan. Schon allein die ganzen Newsmeldungen während sie da in dem Hochhaus hocken brachten den Film völlig zum Stillstand. Ab ca. der Hälfte wird es dann zwar besser; da hätte ich dann auch die Schere nicht mehr angesetzt. Aber vor allem auch im ersten Drittel gibt es einiges an Speck, den man hätte wegschneiden können. Um meine Kritik (zumindest, was den spoilerfreien Teil betriff) abzuschließen: Liam Hemsworth war hier sogar noch einmal uncharismatischer, blasser, farbloser und uninteressanter als in den ersten drei Filmen. Und das für YA-Stoffe scheinbar unvermeidliche Liebesdreieck hätte ich auch wieder einmal nicht gebraucht. Zumal dieses auch komplett anders ausgegangen ist, als ich das angenommen hatte. Da habe ich scheinbar einiges falsch verstanden bzw. interpretiert, und muss mir die Reihe wohl unter diesem Gesichtspunkt noch einmal anschauen.

Trotz dieser Kritikpunkte gelingt es "Mockingjay – Teil 2" letztendlich in meinen Augen dann aber – knapp aber doch – an die ersten beiden Filme der Reihe anzuknüpfen. Dies verdankt er in erster Linie der letzten Stunde, die uns ein packendes und hochdramatisches Finale der Geschichte mit zahlreichen Höhepunkten beschert. Da waren ein paar ungemein starke Momente dabei. Mein persönlicher Wendepunkt war dabei der Einstieg in die Kanalisation. Zuerst Katniss Gedanken während der Wache, ihr Gespräch mit Peeta, und dann der ungemein packende Angriff der Mutanten, der mich im positiven Sinne an "Aliens" erinnert hat – bereits davor gab es vereinzelte Höhepunkte (alles rund um Johanna Mason, Katniss Rede in Distrikt 2, die Umarmung von Katniss und Prim, Katniss Ankunft an der Front, die Ölfalle…), aber das war für mich der Punkt, ab dem es "Mockingjay Teil 2" so richtig gelungen ist, mich zu packen und teilweise auch zu bewegen. Ich will nicht behaupten, dass er ab dieser Stelle auch wirklich alles 100%ig richtig macht und sich überhaupt keinen Fehler mehr erlaubt. Aber die positiven Aspekte überwogen bei weitem. Was den ganzen Film über besticht, ist die schauspielerische Leistung von Jennifer Lawrence. Nun kannte ich sie ja bereits vor "Die Tribute von Panem", und hielt sie für eines der vielversprechendsten Jungtalente Hollywoods. Ein Eindruck, den sie in weiterer Folge unter anderem auch bei dieser Reihe immer wieder voll und ganz bestätigen sollte. Auch in "Mockingjay – Teil 2" zeigt sie eine bestechende, ungemein gefühlvolle Performance, ist sie das Herz und die Seele des Films. Neben so ziemlich allem rund ums Finale stach dabei für mich vor allem die Szene in der Kanalisation nach dem Angriff der Mutanten hervor. Aber auch abseits solch großer Gesten weiß ihre immer engagierte schauspielerische Leistung zu gefallen.

Szenenbild. Vom Rest der Besetzung sticht diesmal in erster Linie noch Josh Hutcherson heraus, der im Vergleich zu Liam Hemsworth die deutlich interessantere und vielschichtigere Rolle bekommt, und mit dieser auch etwas anzufangen weiß. Donald Sutherland hat mich als Präsident Snow ebenfalls wieder überzeugt, und strahlt mit seiner Ruhe, Arroganz und Selbstsicherheit bis zuletzt eine enorme Bedrohlichkeit aus. Julianne Moore bekommt vergleichsweise wenig zu tun, ist jedoch eine stete Präsenz im Hintergrund, und kostet die wenigen Highlight-Szenen, die ihr spendiert werden, voll und ganz aus. Philip Seymour Hoffman war – angesichts der Tatsache, dass er während der Dreharbeiten verstorben ist – präsenter, als ich das im Vorfeld vermutet hatte; dass der Film aufgrund seines Todes umgeschrieben werden musste meinte ich am ehesten an einer Stelle zu bemerken (wobei, auch hier wieder, ich kenne den Roman nicht, vielleicht war das mit dem Brief dort ja genauso), was insofern schade ist, als dass a) es wie die Schlüsselstelle für seine Figur wirkte und b) er davon abgesehen leider nicht viel zu tun bekam. Dennoch habe ich mich über seinen letzten Auftritt durchaus gefreut. Aus dem Rest der mittlerweile langen Besetzungsliste, die im letzten Teil u.a. auch die Genre-Veteranen Michelle Forbes und Gwendoline Christie umfasst, seien darüber hinaus noch die überragende Jena Malone sowie Natalie Dormer hervorgehoben. Der Rest macht seine Sache anständig, ohne mir dabei – positiv oder negativ – sonderlich aufzufallen.

Wo "Mockingjay – Teil 2" für mich dann insbesondere hervorstach, war die Handlung. Ich will und werde hier noch nicht groß spoilern (dazu kommen wir gleich noch), aber mir gefiel einerseits der eine oder andere dramaturgische Höhepunkt, der uns auch so manch tragisch-erschütternde Wendung bescherte, die ich in diesem Film so nicht erwartet hätte. Generell geht es im abschließenden Teil der Reihe nicht gerade zimperlich zu – und angesichts der Tatsache, dass ich hier über eine Filmreihe rede, in der bereits im ersten Film Kinder und Jugendliche in Todesspielen aufeinander gehetzt wurden, will das etwas heißen. Neben meinem Herz wurde von "Mockingjay Teil 2" – und das hat mich am meisten und positivsten überrascht – aber auch mein Hirn angesprochen. Im Gegensatz zu vielen glosen Blockbustern hat die gesamte Reihe, und insbesondere auch deren abschließender Teil, nämlich ganz offensichtlich etwas zu sagen. Besonders gut gefallen konnte mir dabei einerseits die warnende Message davor, den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben, und ein Übel durch ein anderes zu ersetzen. Hier deutete man kurzfristig eine nie enden wollende Spirale an, und macht deutlich, dass man auch wenn der Kampf endlich vorüber ist immer noch wachsam bleiben muss. In erster Linie gehörte "Mockingjay – Teil 2" aber Katniss Everdeen, und vermittelte über sie eine ermutigend-motivierende Message, was die Bekämpfung des Systems sowie den Kampf für mehr Selbstbestimmung betrifft. In meinem Review zu "Mockingjay – Teil 1" hatte ich ja meine Beobachtung geteilt, dass Katniss auch dort letztendlich immer noch nur eine Marionette war – und meiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass die Reihe dies im letzten Teil thematisieren wird. Eben dies war hier der Fall. So wie die Rebellen im großen Rahmen gegen die Unterdrückung durch das Kapitol kämpfen, kämpft auch Katniss um ihre persönliche Freiheit. Anfangs noch mit mäßigem Erfolg – selbst Gesten wie die klare Befehlsverweigerung zu Beginn, als sie sich den Soldaten an der Front anschließt, werden instrumentalisiert. Doch mit zunehmender Laufzeit setzt sie sich immer mehr durch – eine Entwicklung, die schließlich in einem letzten, alles entscheidenden Pfeil kulminiert, der das sie unterdrückende und ihre persönliche Freiheit einschränkende System mitten ins Herz trifft.

Szenenbild. Francis Lawrence Inszenierung ist gewohnt kompetent. Seit "Catching Fire" hat er dankenswerterweise die shaky cam & hektische Schnitt-Anfänge seines Vorgängers Gary Ross zunehmend hinter sich gelassen, und "Mockingjay – Teil 2" ist wohl von der Inszenierung der Action her der übersichtlichste, und kann mit einigen beeindruckenden längeren Einstellungen (wobei wir hier eher von 5-10 Sekunden als 1-2 Minuten reden) aufwarten, die den Fluss der Action beibehalten, als ihn im Viertelsekundentakt zu unterbrechen. Ich will es ja immer noch nicht verschreien, aber ich denke zunehmend, dass dieser grausliche Trend der letzten Jahre, was die unübersichtliche Action betrifft, der Vergangenheit angehören könnte. Mein persönliches Highlight der actionreicheren Szenen war für mich dabei ganz klar die bereits angesprochene Szene in der Kanalisation mit den Mutanten, die ungemein packend und mitreißend war, und wo man sich einige Horror-Anleihen nahm. Auch die emotionalen Höhepunkte inszeniert er sehr behände, wobei er da und dort – was vor allem für die allerletzte Szene gilt – schon fast über das Ziel hinauszuschießen droht. Die Effekte sind makellos. Vor allem aber den Soundtrack von James Newton Howard möchte ich noch gesondert hervorheben. Nachdem sich dieser in meinen Ohren im Verlauf der Filme ohnehin schon zunehmend steigerte, präsentiert er hier nun den symphonischsten, eingängigsten, emotionalsten und insgesamt besten Score der Reihe, der mich teilweise an "Der Herr der Ringe" im Allgemeinen und "Die Rückkehr des Königs" im Speziellen erinnerte. Und ja, das ist absolut als Kompliment gemeint.

Ab hier hagelt es Spoiler! Wer den Film noch nicht gesehen hat, sollte erst beim Fazit weiterlesen!

Angesichts einiger hochdramatischer und teils kontroverser Szenen in der letzten halben Stunde möchte ich nun noch auf einige Momente etwas genauer eingehen. Generell zum Ausgang des Geschehens: Einige mögen sich einen anderen, noch düsteren Abschluss – sprich, eine sich selbst opfernde Katniss – gewünscht haben. Aus meiner Sicht hätte dies jedoch zu dieser Reihe nicht gepasst. Wie weiter oben schon angesprochen, ist "Die Tribute von Panem" für mich letztendlich eine Empowerment-Fantasy, und möchte eine positive Aussage über Selbstbestimmung und den Kampf gegen ein repressives System vermitteln. Katniss' Tod hätte diese Message ruiniert, und gerade auch in diesem Film wo sie zum ersten Mal ihr Leben selbst in die Hand genommen und ihr Schicksal selbst bestimmt hat, wäre ihr Tod von der Aussage her fatal gewesen. Zumal sie für die Befreiung Panems ohnehin einen hohen persönlichen Preis zahlt. Die Szenen mit den Menschenmassen vor dem Kapitol, und wie diese bombardiert werden, waren ja schon schlimm und eindringlich genug. Aber dass Katniss dort dann auch noch ihre junge Schwester verliert – auf diese tragische Wendung war ich nun wirklich nicht gefasst. Das hat mich eiskalt erwischt, wirklich schockiert, und emotional berührt. Besonders markant ist diese Wendung für mich vor allem auch deshalb, als Katniss damit just in jener persönlichen Mission, aus derer sie überhaupt erst zu den Hungerspielen antrat – und damit in weiterer Folge diese Revolution ausgelöst hat – gescheitert ist; was der gesamten Filmreihe rückwirkend betrachtet, aus ihrer ganz persönlichen Perspektive heraus, eine tragische Sinnlosigkeit verleiht. Natürlich war deshalb noch lange nicht alles umsonst, und hat Katniss durch ihre Taten die gesamte Welt verändert. Aber jenes Ziel, wegen dem sie sich damals ursprünglich freiwillig gemeldet hat – nämlich ihre Schwester zu beschützen – hat sie letztendlich nicht erreicht.

Szenenbild. Nicht unbedingt überraschend, aber dennoch phantastisch fand ich die Offenbarung, wer hinter diesem Anschlag – und der "doppelten" Bombe – steckte. Generell war dieses Zusammentreffen von Katniss und Snow einer der absoluten Höhepunkte des Films und der Reihe für mich. Nicht minder gelungen dann die Offenbarung, dass Coin die Hungerspiele wieder einführen will. Und natürlich war die Szene mit der Hinrichtung wenig überraschend; dennoch habe ich innerlich gejubelt, als es genau so kam, wie ich mir das erwartet – und erhofft – hatte. Auch alles, was danach kam, fand ich überwiegend sehr schön, wobei für mich insbesondere die – nicht zuletzt dank Jennifer Lawrence' Wahnsinns-Performance – Szene mit der Katze hervorstach. Unsicher bin ich mir lediglich bei der allerletzten Szene. Ich sehe sie zwar nicht so kritisch bis vernichtend wie einige andere, aber es war sowohl narrativ als vor allem auch ästhetisch ein enormer Bruch zur restlichen Filmreihe (wobei man argumentieren könnte, dass genau das der Punkt war; zudem besteht die Möglichkeit, diesen Moment als Traumsequenz zu interpretieren). Für mich war es dennoch insofern gerade noch so ok, als a) ich ihre Aussage bezüglich Alpträume und guter Taten wirklich mochte (wenn diese auch in einem anderen Kontext – sei es in Richtung Peeta, oder begleitend zu einer die wichtigsten Ereignisse aus der Filmreihe noch einmal aufrollenden, abschließenden Montage, genauso gut funktioniert hätte) und vor allem b) ich ihr nach all dem was sie erlebt und erlitten hat dieses Happy End wirklich gegönnt habe. Dennoch bin zugegebenermaßen auch ich unschlüssig, ob diese letzte Szene unbedingt sein müsste. Ruiniert hat sie mir den Film aber jedenfalls nicht.

Fazit: Trotz der Tatsache, dass "Mockingjay – Teil 2" wie schon der erste Teil des Finales unter der kommerziellen – und künstlerisch aus meiner Sicht ungeschickten – Entscheidung leidet, den Roman auf zwei Filme zu splitten und – so war zumindest mein Eindruck – ihn praktisch Seite für Seite zu verfilmen, gelang es dem letzten Film der Reihe, den durchwachsenen Eindruck von "Mockingjay – Teil 1" hinter sich zu lassen und wieder an das Niveau der ersten beiden Filme anzuknüpfen. Hauptverantwortlich dafür war die starke letzte Stunde, wobei der Einstieg in die Kanalisation für mich den Wendepunkt darstellte. Danach gab es zahlreiche packende Momente und so manch hochdramatische und teils bewegende Szene. Und auch die mitschwingenden Aussagen, die "Mockingjay – Teil 2" wohltuend aus dem überwiegend ja doch eher hirnlosen Blockbuster-Einheitsbrei hervorstechen lassen, konnten mir sehr gut gefallen. Einzig bezüglich der letzten Szene kann man dann zugegebenermaßen wieder geteilter Meinung sein. Was hingegen den ganzen Film über begeistert, ist wieder einmal Jennifer Lawrence ungemein engagierte und gefühlsbetonte Performance – sie ist das Herz und die Seele der "Tribute von Panem"-Reihe. Die Inszenierung konnte mir ebenfalls überwiegend sehr gut gefallen, und Komponist James Newton Howard hat sich in meinen Ohren mit seiner Musik für "Mockingjay 2" selbst übertroffen. Angesichts der zahlreichen ungemein starken Momente und der mitreißenden letzten Stunde ist es nur halt umso bedauerlicher, dass der Film insgesamt zu ausgedehnt wirkt, und es zu lange dauert, ehe er so richtig Fahrt aufnimmt. Als einteiliges, episches dreistündiges Finale hätte "Mockingjay" einer der besten Filme des Jahrzehnts werden können. Ein gefälliger, würdiger und emotionaler Abschluss ist er hingegen auch so.

Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2015 StudioCanal)


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Weiterführende Links:
Advents-SPECiAL 2015
Review zu "Die Tribute von Panem"
Review zu "Cathing Fire"
Review zu "Mockingjay - Teil 1"





Kommentare (4)
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1. 03.12.2015 15:45
 
Original
Ich habe die Bücher gelesen und ich muss sagen, dass es die einzige richtige Entscheidung war den letzten Band aufzusplitten. Das hat wenig damit zu tun das sie mehr Geld verdienen, sondern weil der 3. Teil einfach n doppelt so dicker Schmöcker ist der nicht mehr direkt eine durchgehende Geschichte erzählt, sondern nun die Geschichte über einen längeren Zeitraum berichtet und nur noch Auszüge erzählt werden. Der Film ist "fast" eine eins zu eins übernahme vom Buch. 
 
MEGA SPOILER ALERT: 
 
Meiner Meinung nach hätten sie nur im 3.1 mehr auf Kattnes kaputte persönlichkeit eingehen sollen. Dass sie quasi eine total gebrochene Person ist. Das ist mir etwas zu kurz gekommen. Das Ende von 3.1 hätte nicht bei Peeeetaaa enden sollen, sondern viel mehr bei der Eroberung vom Berg, da eigentlich wiederum die Eroberung der Stadt und das Ende wieder etwas zu kurz gekommen sind. 
 
Im Buch wurde Kattnes nämlich mehre Monate einfach eingesperrt. Keiner kam, keiner redete mit ihr. Sie dachte das sie hingerichtet wird und hat versucht Selbstmord zu begehen. Hat sich dann heruntermagern lassen und dann erst kam die Überraschung, dass sie zurück nach Distrikt 12 durfte. 
 
Auch kam mir etwas zu kurz, wieso so gehandelt hat wie sie gehandelt hat. Das sie in wirklichkeit von allen immer nur ein Spielball der Politik war und nur ausgenutzt wurde. Diese eine letzte Entscheidung sie sie gemacht hat war ihre einzige wahre und richtige Entscheidung die von ihr kam.
 
2. 03.12.2015 21:32
 
Original
Inwiefern die Zweiteilung gerechtfertigt war, lässt sich in der Tat wohl erst sagen, wenn man so wie du die Vorlage kennt. Mein Eindruck als Nicht-Buchkenner war, dass die Dramaturgie darunter enorm gelitten hat. Einer Behauptung, der ich jedoch objektiv widersprechen kann und muss, ist, dass der dritte Band doppelt so lang wäre. Ich habe alle drei in den englischen Originalausgaben bei mir (noch ungelesen) zu Hause stehen: 
Band 1: 454 Seiten 
Band 2: 472 Seiten 
Band 3: 455 Seiten 
 
Vielleicht kam er dir auch einfach nur doppelt so lang vor? :p  
 
Das mit der 1:1-Übernahme des Buches bestätigt mich letztendlich jedenfalls eher in meiner Annahme - denn das hat meines Erachtens noch keinem Film gut getan (siehe auch die Hobbit-Trilogie).  
 
Und zu deinen Mega-Spoilern: Zu den ersetn beiden Aspekten kann ich nichts sagen, aber der dritte Punkt kam meines Erachtens ausreichend raus - wie ja auch meine beiden "Mockingjay"-Reviews, wo ich genau diesen Punkt in beiden angesprochen habe, zeigen ;)
 
Aber danke für den Kommentar! Ist immer spannend, zu lesen, wie andere - und in diesem Fall insbesondere auch Buchkenner - das sehen :)
 
3. 04.12.2015 11:32
 
Ja...
Wenn es nicht von der Seitenanzahl mehr ist, dann war es sicherlich vom Inhalt... mhhh. Na. Egal. 
 
Zu dem letzten Punkt in meinem Spoiler... 
 
Da hab ich wieder einmal schneller geschrieben als nachgedacht. Erst nachdem ich das abgeschickt habe, hab ich gemerkt, dass ich das gar nicht hätte erwähnen müssen :)
 
4. 04.12.2015 14:06
 
Ja...
Vielleicht war inhaltlich mehr los, bzw. entsteht der Eindruck ev. auch dadurch, dass die Handlung über einen längeren Zeitraum hinweg spielt. Vom Schriftbild (Schriftgröße, Zeilenabstände) erschien es mir jedenfalls vergleichbar zu den ersten beiden, also der reine Umfang dürfte ziemlich ident sein. Aber Umfang muss natürlich nicht notwendigerweise gleich Inhalt sein ;)
 
Kein Problem, und es kann ja auch gut sein, dass es im Roman noch deutlicher herauskam. Mir selbst war es im Film eindeutig genug - aber auch das muss und wird nicht für alle stimmen ;).
 

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