Scream |
Wes Cravens Wiederbelebung des Slasher-Genres
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Montag, 05 Oktober 2015 |
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Kurzinhalt: In der amerikanischen Kleinstadt Woodsboro treibt ein wahnsinniger Serienkiller mit einer Edward Munchs berühmtem "Der Schrei"-Gemälde nachempfundener Maske sein Unwesen, der seine Opfer zuerst per Telefon terrorisiert und ihnen alle möglichen Trivia-Fragen zu Horrorfilmen stellt, nur um sie dann mit einem Messer aufzuschlitzen. Auch Sydney Prescott wird von ihm angegriffen, kann ihm jedoch mit knapper Not entkommen. Die Frage, die nun die Schüler von Woodsboro High beschäftigt ist: Wer steckt hinter der Maske? Ist der Killer vielleicht sogar einer von ihnen? Während Sheriff Burke und Deputy Dewey die Ermittlungen leiten und die sensationsgeile Journalistin Gale Weathers keine Skrupel hat, die grauenhaften Morde für ihre eigene Karriere auszuschlachten, tun die Teenager der Kleinstadt ihr Bestes, um ihr Leben trotz der Bedrohung durch den Killer so normal wie möglich fortzuführen. Durch eine große Party hoffen sie, ihre Laune heben zu können. Doch auch der Killer nimmt daran teil, und hat sie als Schauplatz für den letzten Akt ausgewählt… Review: ![]() Dass es dem Film in weiterer Folge nicht mehr gelingt, an diesen anzuknüpfen, ist zwar schon ein kleines Problem – welches ich jedoch angesichts einiger anderer Stärken die in weiterer Folge zu Tage treten zu vergeben bereit bin. Die hervorstechendste Eigenschaft von "Scream" ist sicherlich der Meta-Ansatz. Im Gegensatz zu den meisten anderen Horrorfilmen der damaligen Zeit (oder auch der Vergangenheit), wo man immer das Gefühl hatte, dass die Protagonisten selbst in ihrem ganzen Leben noch nie einen Horrorfilm gesehen haben, ist ihre Kenntnis und ihre Vorliebe für das Horrorgenre hier ein zentrales Thema des Films. Dementsprechend nutzt "Scream" das Setting, um den Zuschauer über einige der typischen Regeln für Horror- und insbesondere /slasher-Filme aufzuklären (einen Raum mit den Worten "Ich bin gleich zurück" zu verlassen ist ebenso ein sofortiges Todesurteil, wie Sex zu haben), und mit diesen in weiterer Folge geschickt zu spielen, in dem ihnen teilweise gefolgt wird, und teilweise nicht, und man sich zudem im einen oder anderen Fall über diese oder auch sich selbst lustig macht (wie z.B. beim Schnitt von einem sich über den obligatorischen Titten-Shot freuenden Randy zur Sexszene innerhalb des Films, wo man uns einen ebensolchen verwehrt). Eben dieser Ansatz (der teilweise an "Freddy's New Nightmare" erinnert, wobei der Zugang hier ein amüsanter, parodistischer ist) war sehr originell und innovativ, und hebt "Scream" auch heute von aus der von ihm ausgelösten Teenie-Slasher-Welle der 90er ab – wobei man sehr genau, und meines Erachtens auch erfolgreich, darauf achtet, dass der Humor (trotz einiger glatter Gags wie z.B. der Wes Craven-Cameo im Freddy-Pulli) niemals auf Kosten des Horrors und der Spannung geht. ![]() Was ebenfalls hervorsticht, ist, dass es sich bei Ghostface um einen Killer aus Fleisch und Blut handelt. Er ist eben kein unkaputtbarer, unaufhaltsamer und partout nicht umzubringender Slasher-Killer wie Michael Myers, Jason Vorhees oder Freddy Krueger. Er stolpert, er fällt, man kann ihn verletzten, und so weiter. Für einige (die meisten?) mag der unaufhaltsame Killer bedrohlicher sein, aber ich finde immer das erschreckender, was näher an der Realität ist, weshalb mich persönlich der ganz gewöhnliche Killer mit Maske und schwarzem Kostüm mehr erschreckt und verängstigt. Generell versteht es Wes Craven bei "Scream" – wie schon bei seinen "Nightmare"-Filmen – wieder einmal eine nette, beängstigende Atmosphäre zu verströmen und einige mordsspannende Momente abzuliefern, die sich zudem teilweise durch clevere Einfälle wie z.B. dem Videofeed mit 30-Sekunden-Verzögerung auszeichnen. Ebenfalls positiv fallen die schauspielerischen Leistungen auf – wohl gerade auch, da sich frühere Splatter in dieser Kategorie oftmals nicht gerade sonderlich ausgezeichnet haben. "Scream" vereinte hier nun einige damals schon bekannte SchauspielerInnen (Z.b. Drew Barrymore, Courteney Cox, David Arquette) mit einigen Neuentdeckungen die in weiterer Folge groß raus kommen sollten (Neve Campbell, Rose McGowan, Matthew Lillard, Liev Schreiber, …). Schauspielerisch sticht dabei vor allem Neve Campbell mit einer sehr glaubwürdigen und sympathischen Leistung hervor, wobei ich auch Drew Barrymore im Anfangssegment phantastisch fand. Letztendlich sind aber alle Darsteller hier mindestens ok; lediglich nach der Auflösung des Killers verfällt man in etwas zu übertriebenes Overacting. ![]() Fazit: "Scream" zählt zu recht zu den ganz großen, wegweisenden Horrorfilmen der 90er, der die Teenie-Slasher-Welle der 90er begründete. Was ihn dabei auszeichnet und auch von den in seinem Fahrwasser entstandenen Nachahmern abhebt, ist sein Meta-Zugang, wird doch fleißig über Horrorfilmen und z.B. die typischen Slasher-Regeln diskutiert, und diese dann in weiterer Folge abwechselnd eingehalten oder gebrochen – wobei diese parodistischen Ansätze sowie auch der eine oder andere reine Gag nie auf Kosten der Spannung gehen. Ebenfalls clever und interessant fand ich, einen klassischen Slasher-Film mit einem Whodunit-Thrillerplot zu verschmelzen. Die Frage nach der Identität des Killers sorgt gerade auch bei der Erstsichtung über Spannung weit über die reine Frage, wer leben und (als nächstes) sterben wird, hinaus. Neben dem cleveren Drehbuch stechen vor allem noch die durchwegs guten bis teils phantastischen schauspielerischen Leistungen sowie die stilvolle und effektive Inszenierung von Wes Craven hervor. Am besten gefällt mir an "Scream" aber wieder und wieder der Einstieg, der uns quasi einen perfekten, 13-minütigen Horrorkurzfilm präsentiert den ich für das Beste halte, was uns Wes Craven je beschert hat. Ganz perfekt ist "Scream" indes nicht. Be der Darstellung von Sydney als unschuldiges Mädel schoss man in meinen Augen übers Ziel hinaus, die Motivation des Killers fand ich auch nur eher so na ja, auf die Verknüpfung der aktuellen Mordserie mit einem Verbrechen von einem Jahr zuvor hätte ich lieber verzichtet, und auch das letzte Aufbäumen des Killers hätte man sich sparen sollen. Davon abgesehen hat "Scream" für mich aber auch fast 20 Jahre später nichts an Faszination und Qualität eingebüßt. Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1997 Kinowelt)
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