Maggie
Ruhiges Zombie-Drama mit ungewohntem Arnie Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 02 Oktober 2015
 
Halloween-SPECiAL

 
Maggie
Originaltitel: Maggie
Produktionsland/jahr: USA 2015
Bewertung:
Studio/Verleih: Silver Reel/Splendid Film
Regie: Henry Hobson
Produzenten: U.a. Matthew Baer , Colin Bates, Trevor Kaufman & Arnold Schwarzenegger
Drehbuch: John Scott 3
Filmmusik: David Wingo
Kamera: Lukas Ettlin
Schnitt: Jane Rizzo
Genre: Drama/Horror
DVD-Premiere Deutschland: 28. August 2015
Kinostart USA: 08. Mai 2015
Laufzeit: 95 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Arnold Schwarzenegger, Abigail Breslin, Joely Richardson, Douglas M. Griffin, J.D. Evermore, Rachel Whitman Groves, Jodie Moore, Bryce Romero, Readen Greer, Aiden Flowers, Carsen Flowers u.a.


Kurzinhalt: Auf der Erde ist eine Krankheit ausgebrochen, welche die Infizierten langsam, aber unaufhaltsam, in kannibalistische Zombies verwandelt. Bei einem Ausflug in die nahegelegendste Großstadt erwischt es schließlich auch Wade Vogels Tochter Maggie. Wade darf sie zwar vorerst noch nach Hause bringen, wird jedoch auf die Anzeichen einer Verschlechterung ihres Zustandes hingewiesen. Angehörige sind dazu verpflichtet, ab einem gewissen Punkt die Behörden zu verständigen, damit die Betroffenen in Lager gebracht werden können, wo man sich um sie kümmert. Doch ein Arzt, der mit Wade gut befreundet ist, rät ihm davon ab, Maggie dorthin zu bringen – ist doch der Cocktail, der den Infizierten gespritzt wird um sie von ihrem Leid zu erlösen, alles andere als schmerzlos. Vielmehr rät er ihm, ihrem Leben lieber selbst, kurz und schmerzlos, ein Ende zu setzen. Doch wird sich Wade dazu durchringen können, seine eigene Tochter umzubringen? Mit jedem Tag den er verstreichen lässt, wird die Gefahr für ihn, seine Frau, sowie die anderen Bewohner der Kleinstadt, größer…

Review: Szenenbild. Als großer Fan von Arnold Schwarzenegger ist natürlich ohnehin jeder neue Film von ihm ein Pflichttermin – auf "Maggie" hatte ich mich aber doch ganz besonders gefreut. Denn sowohl von der kurzen Inhaltsangabe als auch dem Trailer her sah das nach einem Film genau nach meinem Geschmack aus – habe ich doch ein Faible für düstere, postapokalyptische Stoffe. Meine Hoffnung, mir "Maggie" so wie auch alle anderen Arnie-Filme nach seiner Rückkehr ins Schauspielfach wieder im Kino ansehen zu können, sollte sich indes leider als falsch herausstellen. Während man in Deutschland wenigstens beim Fantasy Film Fest noch Gelegenheit bekam, ihn sich auf der großen Leinwand anzusehen, musste man in Österreich selbst auf einen solchen limitierten Release verzichten – weshalb mir nichts anderes übrig blieb, als gleich am Veröffentlichungstag der Blu-Ray loszuziehen und ihn mir tags darauf zu Hause im Heimkino anzusehen. Und auch wenn ich nach dem bescheidenen Einspielergebnis des Films in den USA sowie generell dem sehr eigenwilligen Film an sich die Entscheidung des deutschen Verleihs irgendwie verstehen kann, finde ich es dennoch bedauerlich.

Was nun den Film selbst betrifft, ist wichtig, nicht mit den falschen Erwartungen hineinzugehen. "Arnold Schwarzenegger und Zombies", da entsteht wohl bei jedem von uns automatisch ein Bild, in dem sich der knallharte, unbesiegbare Actionheld durch Reihen von Zombies schießt, hackt und säbelt. Und ja, den Film würde ich mir ebenfalls sofort anschauen. Es ist jedoch nicht der Film, den John Scott 3, Henry Hobson und Arnold Schwarzenegger (der mit seinem Star-Namen und als Produzent wohl maßgeblich dazu beigetragen hat, dass es ihn überhaupt gibt) machen wollten. Stattdessen offenbart sich "Maggie" als überaus ruhiges, verhaltenes, unaufgeregtes und melancholisches Drama über die Liebe eines Vaters zu seiner todkranken Tochter. Damit steht "Maggie" in bester Tradition einiger Filme der letzten Zeit, welche die Zombie-Thematik für einen Film abseits der typischen, 08/15-Zombiefilme nutzt. Kritische Stimmen mögen anmerken, dass man die gleiche Geschichte auch mit einer anderen – fiktiven oder realen – tödlichen Krankheit erzählen hätte können, zumindest ich fand allerdings, dass "Maggie" durch die Zombie-Thematik durchaus aufgewertet wurde. Es ist halt wie ich finde schon etwas anderes, ob die jeweilige Person halt "nur" im Sterben liegt, oder sich in ein hirnfressendes Monster verwandelt und somit für andere – darunter gerade auch ihre Liebsten – eine Gefahr darstellt. Das ist schon nochmal eine ganz spezielle Art von Horror, und fügt der Geschichte eine zusätzliche, interessante Note hinzu, da es eben nicht "nur" darum geht, mit dem bevorstehenden Tod eines geliebten Menschen fertig zu werden, sondern durch die Bedrohung die von ihr Ausgeht ein faszinierender Interessenskonflikt entsteht. Insofern hat die Zombie-Thematik in diesem Kontext für mich durchaus funktioniert. Und auch wenn Zombie-Filme schon sehr lange mit den Konflikt spielen, dass man geliebte Menschen die sich verwandeln haben dann plötzlich töten muss, um sich selbst zu schützen – aber dadurch, dass dies hier noch vor der eigentlichen Verwandlung passieren muss, wird der Schrecken in meinen Augen schon noch einmal zusätzlich erhöht.

Szenenbild. Im Vorfeld wurde Arnold Schwarzeneggers schauspielerische Leistung als eine der größten Stärken hervorgehoben, und auch wenn ich als großer Fan von ihm natürlich befangen bin, kann ich hier nur uneingeschränkt zustimmen. So sehr ich ihn auch mag, bin ich mir doch nichtsdestotrotz seinen Einschränkungen als Schauspieler bewusst. Ich finde zwar, dass er praktisch immer alles gibt und nie seine Rolle einfach nur herunterleiert, dennoch würde ihn wohl niemand ernsthaft zu den besten Darstellern aller Zeiten zählen. In "Maggie" zeigt er aber tatsächlich – und nicht nur für seine Verhältnisse – eine tolle Leistung. So viel schauspielerisches Talent wie hier hat Schwarzenegger in seiner langjährigen Karriere meines Erachtens noch nie bewiesen. Zusätzlichen Reiz erhält seine Leistung dabei auch dadurch, dass er so völlig gegen sein typisches Rollenbild spielt. Er zieht nicht auf einmal los, um seine Tochter vor dem heranstürmenden Mob mit Fackeln oder ähnliches zu beschützen. Vielmehr spielt er eine überaus passive Rolle, bei der die inneren Emotionen der Figur im Mittelpunkt stehen.

Neben Schwarzenegger brilliert insbesondere auch noch Abigal Breslin, die bereits ein paar Jahre zuvor in "Zombieland" Zombie-Erfahrung gesammelt hat. Wie schon in "Terminator: Genisys" weiß dabei vor allem auch die Vater-Tochter-Dynamik zwischen Arnie und seinem Gegenpart (hier: Breslin. Dort: Clarke) zu gefallen; es stimmt einfach die Chemie zwischen den beiden, und die Vater-Tochter-Beziehung nimmt man Arnie und Breslin zu jedem Zeitpunkt ab. Ihre gemeinsamen Momente sind dann mit Abstand die besten des Films für mich, wobei vor allem auch das Gespräch in der Garage hervorsticht (wo Schwarzenegger in den Worten über ihre Mutter wohl auch aus seiner persönlichen Erfahrung schöpfen konnte, was seine schauspielerische Leistung zusätzlich verstärkte). Neben den schauspielerischen Leistungen besticht dann in erster Linie noch Henry Hobsons Inszenierung. Er versteht es, eine großartige, düstere und trostlose Stimmung zu verbreiten. Auch optisch konnte mir "Maggie" durchaus gefallen. Dem einen oder anderen wird missfallen, dass auch er hier dem aktuellen Trend für postapokalyptische Filme für ausgewaschene Farben folgt, wobei sich vor allem zu "The Road" eine starke optische Ähnlichkeit erkennen lässt. Aber mir persönlich gefällt dieser Look sehr gut, bzw. finde ich, dass man so die Düsternis der Welt auch visuell vermittelt. Darüber hinaus bereichert er "Maggie" außerdem um die eine oder andere beeindruckende Einstellung, wobei vor allem das Bild von Wade vor den brennenden Feldern hervorsticht. Ganz das von mir insgeheim erhoffte Genre-Meisterwerk ist "Maggie" dann allerdings doch nicht geworden. Dies liegt einerseits daran, dass alles rund um Maggie selbst –wie z.B. der Abend, wo sie ein letztes Mal mit ihren Freunden ausgeht – für mich nicht so gut funktioniert hat, wie das Dilemma von Wade, bzw. auch ihre gemeinsamen Momente. Auch die "böse" Stiefmutter hätte man sich sparen können. Und vor allem das Ende sehe ich insofern mit kritischen Augen, als mir der Grundgedanken dahinter zwar grundsätzlich sehr gut gefallen hat, und es als Ausgang eines Zombie-Dramas auch durchaus originell war. Dennoch bin ich mir nicht sicher, ob mir nicht vielleicht doch ein schonungsloseres Ende lieber gewesen wäre. Vor allem aber hätte man sich die kitschige Weißblende inkl. allem was danach kam schenken sollen. Von diesen Mankos abgesehen hat "Maggie" meine Erwartungen aber voll und ganz erfüllt.

Fazit: Szenenbild. Wer sich einen actionreichen Zombie-Splatter oder auch einen packenden Horror-Thriller erwartet, wird von "Maggie" unweigerlich enttäuscht werden. Hier dominiert vielmehr der ruhige, psychologische Schrecken, als sich sowohl Maggie als auch ihr Vater Wade der Unausweichlichkeit ihres Schicksals stellen müssen. Demnach bildeten ihre gemeinsamen Szenen für mich auch das Herzstück des Films – zumal Schwarzenegger und Breslin die Vater-Tochter-Beziehung sehr plausibel spielen. Überhaupt zeigt Arnold hier wohl die mit Abstand beste schauspielerische Leistung seiner Karriere. So gefühlvoll, verhalten und emotional haben wir die steirische Eiche noch nie gesehen. Neben den schauspielerischen Leistungen sowie dem Drehbuch verdankt "Maggie" viel von seiner Wirkung auch Regisseur Henry Hobson, der es versteht, das erschütternde Grunddilemma und seine SchauspielerInnen ins Zentrum zu stellen, und den Film mit einer düster-deprimierenden Stimmung versieht. Darüber hinaus präsentiert er die eine oder andere beeindruckende Einstellung, die noch länger in Erinnerung bleiben sollte. Einzelne Kritikpunkte – wie die nicht ganz so starke Nebenhandlung rund um Maggie selbst, sowie die allerletzte Szene, die zugunsten des Kitschs mit der zuvor vorherrschenden düsteren Grundstimmung bricht – mögen zwar verhindern, dass "Maggie" jenes kleine Meisterwerk ist, auf das ich insgeheim gehofft hatte. Dennoch halte ich ihn für einen weiteren gelungenen und wertvollen Eintrag in Schwarzeneggers beständig – und hoffentlich noch lange – wachsender Filmographie.

Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2015 Splendid Film)


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