Lost River |
Ryan Goslings kontroverses Regie-Debüt
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Donnerstag, 28 Mai 2015 |
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Kurzinhalt: Die heruntergekommene Stadt Lost River ist auf dem besten Weg, zu einer Geisterstadt zu werden. Nur jene, die es sich nicht leisten können oder sie aus anderen Gründen partout nicht verlassen wollen, bleiben zurück. So wie die alleinerziehende Mutter Billy, die mit ihrem jugendlichen Sohn Bones und einem kleinen Baby in ihrem Haus zurückbleibt, während alle aus ihrer Nachbarschaft weiterziehen. Doch Lost River und das Haus sind ihr Heim, und sie kann sich nicht vorstellen, es zu verlassen. Als sie mit den Raten für die Hypothek zunehmend in Rückstand gerät, schlägt ihr der neue Chef der Bank vor, in einem exklusiven, geheimnisvollen Nachtclub anzuheuern. Gesagt, getan – und so wird Billy zunehmend in eine finstere Unterwelt hineingezogen… Review: ![]() Ihr merkt es schon: Bei "Lost River" schwimme ich wieder einmal gegen den Strom – weshalb ich euch auch ausdrücklich davor warnen würde, lediglich aufgrund meiner Empfehlung hin ins Kino zu stürmen. Dafür ist "Lost River" einfach zu speziell. Er ist ein Film, der einige wenige – so wie mich – begeistert, jedoch den überwiegenden Teil der Kinobesucher wohl bestenfalls kalt lassen und schlechtestenfalls ordentlich langweilen bis hin zu richtiggehend nerven dürfte. Eure Meinung zu den Filmen von Nicholas Winding Refn – mit dem Ryan Gosling bei "Drive" und "Only God Forgives" zusammengearbeitet hat, und der sich als eine der offenkundigsten Inspirationsquellen für sein Regiedebüt offenbart – könnte euch dabei zumindest als Indikator dienen, auf welcher Seite des Spektrums ihr bezüglich "Lost River" landen könntet. Denn so wie dessen Filme wird auch "Lost River" von einer traumartigen, meditativen Stimmung sowie einer bestechenden Optik dominiert. Wobei ich auch gleich dazusagen muss, dass ich selbst nicht der beste Beleg für diese Regel bin, stehe ich Refn's Filmen doch selbst eher durchwachsen gegenüber. So fand ich "Walhalla Rising" in erster Linie einschläfernd. "Drive" hat mich dann bekanntermaßen begeistert, und ist in meinen Augen – auch heute noch – der beste Film des Jahres 2012. Und mit "Only God Forgives" konnte ich dann wiederum wenig bis gar nichts anfangen, weshalb er es bei mir auf die Liste der größten Enttäuschungen aus dem Kinojahr 2013 geschafft hat. ![]() Und das gerade auch bei diesem Film, denn in einem Aspekt sollten sich hoffentlich selbst die schärfsten Kritiker einig sein: "Lost River" ist ein absoluter Augenschmaus. Es ist lange her, dass ich einen Film gesehen habe, den ich optisch so umwerfend fand. Bei Ryan Goslings Regiedebüt folgt ein wunderschönes Bild und eine beeindruckende Einstellung dem/der nächsten. Visuell ist der Film jedenfalls absolut bestechend. Davon abgesehen war seine größte Stärke in meinen Augen aber die alptraumhafte Stimmung, die er verströmte, und mit der er mich zunehmend in seinen Bann zog. "Lost River" ist kein realistischer, bodenständiger Film, sondern versteht sich eher als überhöhte, surreale Analogie. Ich fand die düstere, trostlose Atmosphäre des Films jedenfalls ungemein mitreißend. Auch die Figuren konnten mir überwiegend gut gefallen, egal ob Billy, ihren Sohn Bones, oder auch dessen Freundin Rat. Einzig mit dem Bandenführer Bully hatte ich so meine Probleme – dieser war mir dann doch etwas zu klischeehaft bzw. überzeichnet. Ohne diesen Kritikpunkt hätte "Lost River" wertungstechnisch vielleicht sogar "Drive" Konkurrenz gemacht – aber auch mit diesem Manko ist es ihm gelungen, mich zu begeistern. Neben den Figuren, der visuellen Gestaltung und der Atmosphäre lag dies in erster Linie an den SchauspielerInnen, die allesamt makellose Leistungen abliefern, sowie insbesondere auch dem wundervollen, an "Drive" erinnernden Synthie-Score von Johnny Jewel. Vereinzelte schräge Einfälle und Szenen, die "Lost River" für mich sehr originell und einzigartig machten, komplettieren den – in meinem Fall – überaus positiven Gesamteindruck dann schließlich. Fazit: ![]() Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2015 Tiberius Film)
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