Whiplash |
Packender Musikfilm mit bedenklicher Aussage
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Donnerstag, 19 Februar 2015 |
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Kurzinhalt: Andrew studiert an einer amerikanischen Musikhochschule. Sein großer Traum ist es, eines Tages als professioneller Schlagzeuger in einer Band sein Geld verdienen zu können. Als er eines Abends nach der Schule auf einem verlassenen Schlagzeugset übt, wird der berühmt-berüchtigte Lehrer Terence Fletcher auf ihn aufmerksam. Dieser ist dafür bekannt, nur die besten und begabtesten Schüler dazu einzuladen, sich der von ihm geführten Schulband anzuschließen. Als ihm sein Schlagzeuger ausfällt, lädt er sowohl Andrew als auch noch einen zweiten jungen Mann aus seiner Klasse zu Proben. Insgesamt gibt es für die Position des Schlagzeugers drei Kandidaten – und Andrew will alles daran setzen, sich gegenüber den anderen durchzusetzen und das von Fletcher in ihn gesetzte Vertrauen zu bestätigen. Doch dessen erbarmungslose Lehrmethoden gehen weder an Andrew noch an den anderen Mitgliedern des Orchesters spurlos vorüber… Review: ![]() Was die positiven Aspekte betrifft, stechen in erster Linie die schauspielerischen Leistungen hervor. Miles Teller überzeugt als junger Musiker, der sich und allen anderen beweisen will, dass er das Zeug dazu hat, einer der ganz großen der Schlagzeugzunft zu werden – und der dafür bereit ist, für seinen Traum zu leiden und zu bluten. Vor allem Andrews Getriebenheit stellt er sehr überzeugend dar. Doch so gut seine Performance auch ist, J.K. Simmons überschattet als Terence Fletcher sowohl ihn als auch den gesamten Film. Es ist eine ungemein aggressive, auffällige und energiegeladene Performance, mit der er den Film in jeder Szene in der er zu sehen ist dominiert und bestimmt. Der Oscar als bester Nebendarsteller wäre jedenfalls hochverdient – und dürfte ihm wohl auch nicht mehr zu nehmen sein. Neben den Schauspielern hat mir auch die grundsätzliche Thematik rund um Ambitionen, Träume, und was wir bereit sind, dafür zu tun und zu opfern, gut gefallen (mit einer großen Ausnahme, aber dazu gleich). "Whiplash" macht dabei u.a. deutlich, wie unser Leben durch beruflichen und/oder künstlerischen Erfolg oder Misserfolg beeinflusst werden kann – und wie derartiges auch immer ins Privatleben ausstrahlt. Wie belebend und aufbauend es ist, endlich ein bestimmtes, lang gehegtes Ziel zu erreichen, und wie dies das eigene Selbstvertrauen steigert. Dies zeigt sich u.a. auch darin, dass Andrew nachdem er in Fletchers Band aufgenommen wurde endlich den Mut findet, die Kinomitarbeiterin zu fragen, ob sie mal mit ihm ausgehen wird. Aber auch die Schattenseiten von solchen Ambitionen und Erfolgen verschweigt "Whiplash" nicht. So trifft er wenige Wochen später eine Entscheidung in seinem Privatleben, die ihn isoliert. Seine Musik, sein Erfolg, sind auf einmal nicht einfach nur das wichtigste, sondern das einzige, das sein Leben bestimmt. Gut gefallen hat mir zudem die ungeheure Energie, die der Film – ähnlich wie "Birdman" (wenn auch in meinen Augen längst nicht so stark) – verströmte (vor allem dann beim Finale), und deren Wirkung auch ich mich nicht vollständig entziehen konnte. Für die Kritikpunkte muss ich leider in Spoiler-Territorium vordringen. Wer über den weiteren Verlauf des Films so wenig wie möglich wissen will, sollte daher erst beim Fazit weiterlesen! ![]() Fazit: "Whiplash" ist ein packender Musikfilm, an dem mich vor allem die schauspielerischen Leistungen begeistern konnten. Vor allem J.K. Simmons prägt den Film mit seiner dominierenden, aggressiven Performance. Film und Musik sind zudem sehr energiegeladen und mitreißend. Vor allem das elektrisierende Finale sollte den geneigten Kinobesucher aufpeitschen und mit einem Hochgefühl aus dem Kinosaal kommen lassen. Weitere Pluspunkte sammelte der Film für seinen Blick auf Ambitionen, Motivation und Träume – und wie weit manche von uns zu gehen bereit sind, um diesen zu erreichen. Dabei werden nicht nur die positiven Aspekte von Erfolg beleuchtet, sondern durchaus auch die möglichen Schattenseiten thematisiert. Schade fand ich allerdings die eine oder andere gar etwas melodramatische Entwicklung oder Szene zwischendurch. Zudem war mir das abschließende Schlagzeugsolo dann doch etwas zu lang. Am schwersten wiegt für mich jedoch die Message, die der Film angesichts des Ausgangs transportiert, oder die sich zumindest hineininterpretieren lässt. Letztendlich ist es vor allem dieser Punkt, der für die Abstriche in der Wertung verantwortlich ist – da ich ihm diesen bedenklichen Beiklang nicht ungestraft durchgehen lassen will und kann. Fans von Musikfilmen sollten sich "Whiplash" aber keinesfalls entgehen lassen! Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2015 Sony Pictures)
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