Der Hobbit - Die Schlacht der fünf Heere |
Der Abschluss von Peter Jacksons Mittelerde-Saga
Kategorie:
Filme -
Autor: M. Spieler | C. Siegel - Datum:
Donnerstag, 11 Dezember 2014 |
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Kurzinhalt: Zwar ist es Thorin und seinen Zwergen mit Bilbos Hilfe gelungen, den Erebor zurückzuerobern, doch dabei wurde Smaug entfesselt, der daraufhin losfliegt um die Seestadt in Schutt und Asche zu legen. Angesichts des nahenden Winters suchen die Überlebenden nach einer Zuflucht – und brechen zum Einsamen Berg auf. Doch Thorin, von all dem Gold das im Erebor lagert geblendet, sieht sich an seine Vereinbarung nicht mehr gebunden. Er beansprucht alle Schätze für sich und sein Volk, und hat nicht vor, sich auch nur von einer einzigen Münze oder Edelstein zu trennen. Damit bringt er jedoch nicht nur die Überlebenden der Seestadt – die ihr Schicksal Thorins Wirken verdanken – gegen sich auf, sondern auch die Elben. Und auch der wieder erstarkte Schatten im Osten gedenkt, die Lage auszunutzen, und schickt ein Heer an Orks los, um den strategisch wichtigen Erebor zu erobern. An den Hängen des einsamen Berges entbrennt daraufhin eine Schlacht, welche sich für das weitere Schicksal Mittelerdes als entscheidend erweisen wird…
Christian Siegel
Review von Michael Spieler: ![]() All diese Probleme hat die Hobbit-Trilogie, die auf der fantastischen Arbeit an "Der Herr Der Ringe" aufbauen konnte, nicht und deshalb funktioniert sie auch so gut. Freilich sind das Abenteuerfilme und schauspielerisch eher physisch fordernde Angelegenheiten, aber es muss einfach immer wieder betont werden, wie fantastisch Martin Freeman den Hobbit Bilbo Beutlin spielt. Manchmal hat es fast den Eindruck, er würde ihn "aus der Zeit gefallen" spielen. Während alle um ihn herum, eher staatstragend, immer mit Würde - oder anders formuliert - sehr bedeutungsschwanger, agieren und sprechen, weil das Schicksal der Welt in der Schwebe hängt, geht es ihm vorrangig um das Wohlergehen seiner Freunde. Sein Ton ist immer persönlich, er versteckt sich (außer beim Rätselerfinden) nicht hinter Titeln oder Rängen – das begeisterte mich schon in den ersten beiden Teilen. Er hat ja auch immer die großen Dialoge – erst mit Gollum in seiner Höhle im Nebelgebirge und dann mit Smaug im einsamen Berg. Andererseits ist da die große Mythologie von Mittelerde, derer sich Jackson & Co. großzügig aus diversen Anhängen von Tolkien selbst bedienen und warum auch nicht? Es hilft ungemein, den Gesamtkontext herzustellen, die Brücke zu "Der Herr Der Ringe" zu schlagen und ermöglicht eine Nebenhandlung, die mehrere Schauplätze mitbringt und damit auch optisch für Abwechslung sorgt. So kehren wir natürlich nach Dol Guldur zurück, um zu erfahren, wie Gandalf entkommt und besuchen eine, den Tolkien-festen Lesern bekannte, Orkfestung im Norden, die einst auch von Zwergen erbaut wurde. Die Zwerge haben echt nicht viel Glück bei Tolkien – alles was sie erbauen wird von Orks, Drachen oder anderem Ungetier übernommen. Das funktioniert alles sehr gut für mich; ich mag einfach dieses Weltenbauen und Jackson, mit Hilfe von Heerscharen von Künstlern aller Coleur und Tolkiens Basis, hat das echt gut drauf. ![]() Man weiß gar nicht, was man alles spoilt oder nicht, daher lasse ich es dabei zu sagen, dass mich das Ende vom Ende etwas unbeeindruckt hinterlassen hat. Ich weiß, dass Jackson sich aufgrund der vielen Enden von "Der Herr Der Ringe" am Ende von "Die Rückkehr des Königs" auch viel Spott eingefahren hat, aber ich fand das durchaus vorteilhaft, noch mehr von der Welt zu sehen und wohin die Reise für die einzelnen Personen geht. Bei "Der Hobbit" fällt man ausgerechnet am Ende aller Ausschweifungen auf ihn als Träger der Geschichte zurück und bleibt dann auch bei ihm. Das kann man mögen, ich wollte mehr. Billy Boyd darf das Abschlusslied "The Last Goodbye" singen, der ja schon als Hobbit Peregrin Took in "Die Rückkehr des Königs" für Denethor "Edge of Night" ("Daheim verblasst") anstimmen durfte. Dessen Text passt ja auch hervorragend zur Reise von Bilbo und den Zwergen, weshalb man sich auch dafür entschied, Billy Boyds Version des Liedes für einen der Trailer für "Die Schlacht der Fünf Heere" zu verwenden. Aber zurück zu "The Last Goodbye": Das Lied ist gefühlt nicht so stark, wie "I See Fire" von Ed Sheeran für "Smaugs Einöde", lehnt sich melodisch an "Into The West" von Annie Lennox an und hat sogar fast identische Textstellen, was wiederum auch einen musikalischen Bogen zur ersten Filmtrilogie schlägt. Vielleicht liegt dieses Gefühl aber auch daran, dass ich immer noch Mrs. Everdeens Lied "The Hanging Tree" aus "Mockingjay 1" summe. Howard Shores Filmmusik, die ich gerade höre, als ich diese Zeilen tippe, hat für mich leider kein Highlight. Im letzten Film ist die Musik dem Geschehen sehr stark untergeordnet und hat kaum Gelegenheit, mit dem Bild allein zu sein und zu wirken. Viel Schlachtengetümmel und die martialische Grundstimmung lassen auch nicht viel Spielraum für Abwechslung, alles ist eher düster, bis man das Auenland-Thema ein letztes Mal hören kann. Fazit: Ab ins Kino. Bis "Star Wars" als Ersatz kommt, ist es noch ein Jahr hin. Wertung:8 von 10 Punkten
Michael Spieler
Review von Christian Siegel: ![]() Es dauerte nach dem Kinobesuch eine Weile, ehe mir die Gründe für diese Empfindungen bewusst wurden – aber am Weg nach Hause traf es mich dann wie der Blitz. Oder eher, wie mehrere Blitze, sind die Gründe doch vielschichtig. Das erste große Problem ist für mich der im Konzept eines Prequels von vornherein mitschwingende Widerspruch. Von Nachfolgern – und produktionstechnisch gesehen ist die "Hobbit"-Trilogie ja eine eben solche – ist man ja eigentlich gewohnt, mehr zu bieten bzw. sich kontinuierlich zu steigern. Narrativ gesehen dienen Prequels aber in erster Linie als Prolog bzw. Vorgeschichte, die natürlich die Haupthandlung nicht übertreffen und dadurch in den Schatten stellen sollen. Daraus resultiert eine Gratwanderung, an der Peter Jackson im vorliegenden Fall meines Erachtens mehrmals gescheitert ist. Mal steht "Die Schlacht der fünf Heere" im Schatten der "Herr der Ringe"-Trilogie, dann droht er diese wiederum zu überstrahlen. Bei den ersten beiden "Hobbit"-Filmen war dieses Problem insofern noch nicht so stark ausgeprägt, als sie sich tonal stark von der "Herr der Ringe"-Trilogie unterschieden. "Eine unerwartete Reise" ist in erster Linie eine luftig-lockere Komödie, während "Smaugs Einöde" in einer Art und Weise als klassisches Fantasy-Abenteuerfilm funktioniert hat, die "Der Herr der Ringe" aufgrund der Tatsache, wie viel auf dem Spiel stand und dass es um nicht weniger als das Ende der Welt ging, verwehrt bliebt. "Die Schlacht der fünf Heere" hingegen ist tonal und thematisch der "Herr der Ringe"-Trilogie näher als den Vorgängern – weshalb dieser inhärente Widerspruch diesmal eben ganz besonders stark auffällt. ![]() Zumindest teilweise dürfte dies daran gelegen haben, dass ich angesichts des Schlachtgetümmels zuvor doch etwas ausgelaugt war. Meines Erachtens serviert uns Peter Jackson hier zwar eine der größten, letztendlich für mich aber mäßigsten Schlachten seiner sechsteiligen Mittelerde-Saga. Natürlich ist seine inszenatorische Brillanz grundsätzlich ungebrochen, versteht er es nach wie vor, die Action sehr übersichtlich zu inszenieren und mit einzelnen Höhepunkten und/oder originellen Einfällen zu schmücken (als ganz kleines Beispiel sei Bolgs Tod erwähnt). Handwerklich gibt es nichts zu kritisieren. Aber im Vergleich zu früheren Kämpfen empfand ich vor allem den ersten Teil der Schlacht im 3. Hobbit-Film – damit meine ich alles, ehe sich die 13 uns bekannten Zwerge ins Getümmel werfen – als seelenlose Effektorgie. Zwerge kämpfen gegen Orks kämpfen gegen Elben, allesamt aus dem Computer, und auch wenn es an den Effekten grundsätzlich nichts auszusetzen gibt und beim "Herr der Ringe" die Massenszenen natürlich ebenfalls mittels CGI umgesetzt waren, verfolgte ich das ganze doch eher unbeteiligt. Zudem hatte ich vor allem auch an dieser Stelle den Eindruck, das alles schon deutlich besser und packender gesehen zu haben. Vor allem der Angriff auf Thal lässt teilweise frappante Ähnlichkeiten mit der Erstürmung Gondors erkennen. Jedenfalls merkte ich – ähnlich wie auch bei einigen anderen Blockbustern in letzter Zeit (beispielhaft sei "Star Trek Into Darkness" erwähnt), die ich ob dieses Effektspektakels doch zunehmend ermüdete. Was sicherlich einen großen Anteil daran hatte, dass mich die späteren emotionalen Momente eher kalt gelassen haben. Zu diesem Zeitpunkt war ich dann einfach schon zu "erschöpft". ![]() Von diesen Höhepunkten abgesehen fand ich aber, dass sich die erste Hälfte doch ziemlich gezogen hat – was zum Paradoxon führt, dass mir der kürzeste Hobbit-Film am längsten vorgekommen ist. Vor allem alles rund um Thorins Drachenfieber fand ich teilweise suboptimal umgesetzt. Was es wirklich notwendig, seine Stimme zu verzerren, so dass er wie Smaug klingt? Ich dachte, die tiefe, dröhnende Stimme hätte daran gelegen, dass der ein Drache war, und nicht, weil er vom Gold besessen war. Jedenfalls fand ich dieses Stilmittel doch ziemlich aufgesetzt. Und auch über die Traumsequenz nach der er endlich Vernunft annimmt kann man geteilter Ansicht sein. Mein letzter wesentlicher Kritikpunkt sind dann die zahlreichen Anspielungen auf die "Herr der Ringe"-Filme, die Peter Jackson hier eingebaut hat. Vermutlich sollen dadurch beide Trilogien näher zusammenrücken, aber teilweise wirkte es doch ziemlich verkrampft und zumindest in einem Fall auch unfreiwillig komisch ("Die Adler kommen!"). Problematisch sind diese Szenen vor allem auch aus Prequel-Sicht. Als sich Galadriel in "Die Gefährten" in ihr dunkles Selbst verwandelt hat, war dies eine ungemein starke, schockierende Szene, die ihre Wirkung vor allem auch der Tatsache verdankte, wie unerwartet sie war. Wenn wir hier nun eine weitere – wenn auch abgeschwächte – Version von "creepy Galadriel" zu Gesicht bekommen, funktioniert die Szene zwar grundsätzlich wieder sehr gut, aber ich frage mich, inwiefern dies negative Auswirkungen auf die spätere Szene haben wird. Gleiches gilt übrigens auch für Legolas' Stunts. Nach den Kunststücken die er in der Hobbit-Trilogie abgezogen hat, wem wird da wegen ein bisschen Schild-Surfen in "Die zwei Türme" noch groß die Kinnlade herunterklappen? Aber nicht nur wegen einer allfälligen schädigenden Wirkung auf "Der Herr der Ringe" fand ich diese Szenen störend. Peter Jackson übertreibt es in meinen Augen generell damit wenn es darum geht, "frühere" Momente zu kopieren. Dadurch wirkt der Film stellenweise erschreckend einfallslos, wie ein Schatten der "Herr der Ringe"-Trilogie. ![]() Handwerklich gibt es wie gesagt nicht das Geringste zu kritisieren. Die Ausstattung, Sets und Requisiten sind auf dem gewohnt hohen Mittelerde-Niveau, die Inszenierung von Peter Jackson offenbart ein Auge für Details, beeindruckende Einstellungen, dramatische Höhepunkte und imposante Kamerafahrten, und die Landschaftsaufnahmen von ![]() Fazit: Angesichts der Tatsache, dass ich ein riesiger Fan von Peter Jacksons Mittelerde-Abenteuern bin und vor allem auch mit der "Herr der Ringe"-Trilogie viele nostalgische Gefühle verbinde, war ich fest darauf eingestellt, dass ich bei "Die Schlacht der fünf Heere", der nicht einfach nur den Abschluss der Hobbit-Trilogie sondern vor allem auch den Abschied von Mittelerde von der großen Leinwand auf absehbare Zeit bedeutet, gegen Ende hin mit den Tränen zu kämpfen haben würde. Womit ich aber nie im Leben gerechnet hätte ist, dass mich Peter Jackson mit der Tatsache, dass es sich bei diesem Film um sein letztes Abenteuer in Mittelerde handelt, versöhnen würde. Denn nun da ich "Die Schlacht der fünf Heere" gesehen habe bin ich eigentlich ganz froh, dass es nicht mehr weitergeht. Nicht, weil der Film so schlecht gewesen wäre. Ich persönlich halte ihn zwar für den Schwächsten der Reihe, dennoch ist er den meisten "Herr der Ringe"-Nachahmern natürlich immer noch weit voraus. Aber irgendwie machte "Die Schlacht der fünf Heere" auf mich teilweise einen etwas müden und auch einfallslosen Eindruck, so als würde Peter Jackson sich nur mehr kopieren, hätte aber nichts neues mehr zu dieser Welt beizutragen. Dies zeigt sich unter anderem in zahlreichen Anspielungen auf "Der Herr der Ringe", die ich in diesem Umfang zu übertrieben und problematisch fand. Weniger wäre hier mehr gewesen. Vor allem aber ist "Die Schlacht der fünf Heere" der "Herr der Ringe"-Trilogie tonal am nächsten – und offenbart sich damit noch mehr als die ersten beiden Filme der Reihe als ein Schatten jener Trilogie, in deren Fahrwasser er entstand. ![]() Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2014 Warner Bros.)
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