Die Schöne und das Biest |
Optisch imposante Neuverfilmung des Märchens
Kategorie:
Filme -
Autor: Björn Flügel - Datum:
Donnerstag, 18 Dezember 2014 |
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Kurzinhalt: Ein wohlhabender Kaufmann verliert sein gesamtes Vermögen und flieht mit seinen drei Söhnen und drei Töchtern aufs Land. Während eines Unwetters verirrt er sich und rettet sich in ein verwunschenes Schloss. Als er für seine jüngste Tochter, Belle, eine Rose pflückt, erscheint ihm der Schlossherr, eine bedrohliche Bestie, und fordert für die Rose sein Leben. Der Kaufmann darf sich jedoch noch von seiner Familie verabschieden. Als Belle davon erfährt, entschließt sie sich, ihren Vater zu schützen und an seiner Stelle auf das Schloss zurückzukehren… Review: ![]() In der Tat ist "Die Schöne und das Biest" ein visueller Leckerbissen. Dabei stechen die berauschenden, gemäldeartigen Bildkompositionen am meisten hervor. In unzähligen Einstellungen zeigt Gans eine fantastische und geheimnisvolle Märchenwelt, die einfach herrlich anzusehen ist. Angesichts der Masse der CGI-Effekte ist es auch bemerkenswert, dass man sie keinerzeit als aufdringlich oder gar erschlagend empfindet. Gans gibt dem Zuschauer jederzeit ausreichend Gelegenheit, die prachtvollen Aufnahmen auf sich wirken zu lassen und dadurch in die mythische Atmosphäre einzutauchen. Auch die opulenten Kostüme und Bühnenbilder faszinieren. Sie sind mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet und fügen sich nahtlos in Gans' Märchenwelt ein. Alles in allem sieht man dem Film in jeder einzelnen Szene an, wohin das satte Budget von knapp 35 Mio. Euro geflossen ist, und ich kann es nur wiederholen: "Die Schöne und das Biest" ist ein wahrer Augenschmaus! Der exzellente Cast steht dem in nichts nach. Vor allem die als neues Bond-Girl gehandelte Léa Seydoux und der insbesondere in Frankreich gefeierte André Dussollier ("Diplomatie", 2014) gefallen. Erst durch ihre ausgezeichnete Performance gewinnen ihre Figuren so richtig Profil, und unter dem Strich sind sie schließlich die glaubwürdigsten Charaktere in diesem Märchen. Vincent Cassel ("Black Swan", 2010) spielt zwar als verwunschener Prinz solide auf, jedoch kann er als per Motion-Capture-Technik (vgl. "Planet der Affen - Revolution") realisiertes, haariges Biest nur bedingt überzeugen. Im Detail offenbaren sich einige Unzulänglichkeiten in der Animation, weshalb das Biest in den Nahaufnahmen ganz deutlich als künstlich erzeugtes Wesen erkennbar ist. Ohnehin wirkt das Biest gerade in denjenigen Szenen am besten und am effektivsten, in denen es sich in der Dunkelheit hält und sein Äußeres lediglich erahnbar ist. Sicher wäre es ein reizvoller Ansatz gewesen, das Biest mehr im Verborgenen zu belassen und sich auf wenige Nahaufnahmen zu beschränken. Ich denke, die Wirkung auf den Zuschauer wäre famos gewesen, hätte es dadurch noch weitaus furchterregender gewirkt, was der Liebesgeschichte deutlich mehr Würze gegeben hätte. ![]() Schlussendlich wirkt dann auch noch der große Showdown extrem aufgesetzt. Mit den gewaltigen Steinkolossen, die alles niedertrampeln, kann ich mich leider überhaupt nicht anfreunden, denn einerseits erhält Belle nun ein völlig anderes Motiv, zum sterbenden Biest zurückzukehren, und andererseits begibt sich der Film damit zu sehr in Fantasy-Gefilde, wo er gar nicht hingehört. Es ist schade, dass der Film damit seinen ansonsten konsequenten Kurs verlässt. Die Schlussszene, in der dann aufgelöst wird, wer die Gute-Nacht-Geschichte vorträgt, hat mich auch nicht sonderlich umgehauen. Das war arg vorhersehbar und letzten Endes auch völlig überflüssig. Denn was will Monsieur Gans mit dieser Szene bezwecken? Sie erscheint mir eigentlich nur als öder, längst abgegriffener Gag. Fazit: "Die Schöne und das Biest" überzeugt vor allem durch seine traumhafte Optik. Die Bildgestaltung ist phänomenal, die Ausstattung geradezu opulent. Regisseur Christophe Gans erzeugt eine insgesamt stimmungsvolle Märchenatmosphäre, die dem Stoff in jeder Hinsicht gerecht wird. Die brillante Besetzung macht den Film schließlich erst recht sehenswert, auch wenn ich inhaltlich den einen oder anderen Kritikpunkt hervorzubringen habe. Am schwersten wiegt jedoch, dass die Liebe zwischen Belle und dem Biest den Zuschauer nicht erreicht. Dadurch wird die Dramatik der Geschehnisse kaum spürbar. Der Showdown, speziell als die Steinkolosse lostrampeln, ist aus meiner Sicht nicht nur eine stilistische Entgleisung, sondern auch eine inhaltliche Verfälschung, da Belle im weiteren Verlauf ganz andere Motive erhält, um zum Biest zurückzukehren. Das ist insofern bedauerlich, als sich der Film ansonsten eng an das ursprüngliche Märchen hält. Wertung:6 von 10 Punkten
Björn Flügel
(Bilder © 2014 Concorde Filmverleih)
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