Oculus
Spieglein Spieglein an der Wand… Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 29 Oktober 2014
 
Halloween-SPECiAL

 
Oculus
Originaltitel: Oculus
Produktionsland/jahr: USA 2014
Bewertung:
Studio/Verleih: Blumhouse Productions/Square One Entertainment
Regie: Mike Flanagan
Produzenten: U.a. Marc D. Evans & Trevor Macy
Drehbuch: Mike Flanagan & Jeff Howard
Filmmusik: The Newton Brothers
Kamera: Michael Fimognari
Schnitt: Mike Flanagan
Genre: Horror/Thriller
Kinostart Deutschland: noch nicht bekannt
Kinostart USA: 11. April 2014
Laufzeit: 104 Minuten
Altersfreigabe: noch nicht geprüft
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu Ray, DVD
Mit: Karen Gillan, Brenton Thwaites, Katee Sackhoff, Rory Cochrane, Annalise Basso, Garrett Ryan, James Lafferty, Miguel Sandoval, Kate Siegel u.a.


Kurzinhalt: Vor 11 Jahren kam es im Haus der Russells zu einer schrecklichen Familientragödie. Nun wird der mittlerweile 21-jährige Tim aus der Psychiatrie entlassen – und sogleich von seiner Schwester Kaylie empfangen. Sie erinnert ihn an den Schwur, den sie damals geleistet haben: Nämlich den Spiegel zu zerstören. Jenen Spiegel, den ihr Vater Alan als sie ins neue Haus gezogen ist für sein Büro gekauft hat, und den Kaylie für die nachfolgende Familientragödie verantwortlich macht. In den 11 Jahren die ihr Bruder in der Psychiatrie verweilt ist hat sie nämlich Nachforschungen angestellt, und herausgefunden, dass ihre Familie nicht die erste war, die unter dem Einfluss des Spiegels zerbrochen ist. Seit dem ersten Auftauchen des sogenannten "Lasser-Spiegels" scheint er solche Katastrophen förmlich anzuziehen. Kaylie ist davon überzeugt, dass der Spiegel seinen Opfern die Lebenskraft aussaugt. Mittlerweile ist sie Kuratorin, und schnappt sich den Spiegel nach der Versteigerung – angeblich um ihn zu restaurieren. In Wahrheit möchte sie mit Hilfe eines Experiments dessen unheimliche Wirkung nachweisen, um ihn danach zu zerstören…

Review: Szenenbild. Es gab an "Oculus" ein paar Dinge, die mir recht gut gefallen konnten. Spiegel werden zwar in Horrorfilmen ja immer gern verwendet, und der mordende Spiegel ist selbst mir als nicht der Über-Horror-Experte zumindest mal aus "Mirrors" bekannt, dennoch fand ich die Grundidee eines Spiegels, der allem in seiner Nähe quasi die Lebensenergie aussaugt, durchaus interessant (und mit den Pflanzen etc. gut umgesetzt). Dessen Reflektionen für Schockeffekte zu verwenden ist zwar nicht unbedingt originell, aber die meisten davon fand ich gelungen umgesetzt. Interessant fand ich auch den wissenschaftlichen Zugang von Kaylie, und ihre ganzen Vorbereitungen, mit dem Kameras, der Zeitschaltuhr, und so weiter. Die schauspielerischen Leistungen reichten von solide (Brenton Thwaites) bis gut (Karen Gillan), und es gab einige individuelle starke Momente (wie z.B. das mit dem Apfel und der Glühbirne). Am besten konnte mir allerdings die Art und Weise gefallen, wie der Film mit der Frage gespielt hat, was real ist und was nicht. Zumindest für eine Weile – denn am Ende lief das Ganze dann leider ziemlich aus dem Ruder.

Der Absturz begann aus meiner Sicht mit einer klischeehaften Wendung, die mir vor allem in den letzten Jahren in Horrorfilmen immer wieder unterkommt und sauer aufstößt: (Achtung, großer Spoiler!) Die irrtümliche Ermordung eines Freundes (Spoiler Ende). Zudem hat das Spiel mit Realität und Phantasie auch einen ganz entscheidenden Nachteil: Man weiß als Zuschauer nicht, was genau vor sich geht – und hat daher wenig Grund, mitzufiebern. Wenn ich nicht weiß, ob eine Bedrohung real ist oder nicht, warum soll ich um die Figuren Angst haben? Mit der Zeit wurde das Ganze einfach zu verwirrend, und vor allem im letzten Drittel hatte ich einfach überhaupt keine Ahnung mehr, was hier eigentlich vor sich geht, und hab dementsprechend früher oder später abgeschaltet und völlig das Interesse am Film verloren. Ein wesentliches Problem des Films sind auch die ausgedehnten Rückblenden. Eigentlich wissen wir bereits nach dem Einstieg, was vor 11 Jahren passiert ist – was Mike Flanagan und seinen Drehbuch-Koautor Jeff Howard jedoch nicht davon abhält, die Vergangenheit in aller Ausführlichkeit noch einmal aufzurollen. Ich schätze, dass mindestens die Hälfte des Films auf die Rückblicke fällt, und mit der Zeit war es einfach nur mehr langweilig und ermüdend – eben da wir seit der ersten Szene genau wussten, worauf das zusteuert. Hätte man im Film nur die Geschichte von vor 11 Jahren erzählt und zudem dessen Ende nicht gleich zu Beginn schon vorweggenommen, hätte das ein ordentlicher Horrorfilm werden können. Aber so sprang man leider völlig willkürlich und wahllos zwischen beiden Zeitebenen hin- und her, und letztendlich konnte ich mich – nicht zuletzt aufgrund der Art und Weise, wie sich beide dann teilweise auch überschneiden und ineinander übergingen – auf keine von beiden mehr so richtig einlassen.

Szenenbild. Auch das Ende hat mich dann leider nicht wirklich überzeugt. Generell muss man sich angesichts der grundsätzlich ja vernünftigen Vorbereitungen von Kaylie fragen, warum sie nicht einfach von vornherein das Haus verlassen und den Timer ablaufen lassen. Ihre Motivation, den übernatürlichen Charakter des Spiegels der ganzen Welt zu beweisen, konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen. Wen oder was kümmert es jetzt noch? Hauptsache, die Bedrohung ist ein für allemal Geschichte. Last but not least: Wie gelegentlich schon erwähnt ziehe ich, wenn ich es mir aussuchen kann, eine bodenständige/psychologische Auflösung einer übernatürlichen vor. Leider lassen einem die meisten Horrorfilme diese Wahl nicht, und auch "Oculus" fällt – so man eine Massenpsychose ausschließen will – wieder einmal in diese Kategorie. Cirka zur Mitte des Films spielen sie mit der Idee, dass Kaylie verrückt ist und dem Spiegel die Schuld für die damalige Tragödie gibt, da sie mit der Wahrheit einfach nicht umgehen kann. Da man die Idee derart früh einführt, war mir von vornherein klar, dass der Film dieser Richtung nicht folgen würde – zumindest ich hätte dies aber dem Film (und dem Ende), den wir dann letztendlich bekommen haben, entschieden vorgezogen.

Fazit: "Oculus" hat eine nette (wenn auch nicht übertrieben originelle) Grundidee, ein paar starke, atmosphärische und beängstigende Szenen, sowie solide Leistung der Hauptdarsteller zu bieten – davon abgesehen hat er für mich aber überwiegend nicht funktioniert. So vielversprechend der Film auch beginnt, mit der Zeit fand ich ihn einfach nur mehr langweilig. Einerseits aufgrund der ständige, viel zu ausgedehnten Rückblenden in die Vergangenheit (die vor allem auch deshalb so negativ auffallen, da wir im Prinzip von Beginn an wissen, was vor 11 Jahren vorgefallen ist), und andererseits aufgrund der Tatsache, da ich mit der Zeit keine Ahnung mehr hatte, was hier eigentlich vor sich geht. Die ersten Momente, wo man mit der Frage von Realität und Phantasie spielt, mögen noch gelungen sein, doch schon bald wurde es einfach zu viel des Guten. Vor allem der dritte Akt ist ein wahlloses Durcheinander unverständlicher Szenen; dementsprechend verlor ich schon bald das Interesse. Und durch die ständigen Zeitsprünge fand ich vor allem auch während des Finales zu keiner der beiden Handlungsebenen mehr einen Zugang. Mit einer etwas klareren narrativen Struktur und einen Fokus auf einer der beiden Zeitebenen hätte "Oculus" ein kleines Horror-Highlight werden können. Stattdessen war mir der Film letztendlich zu konfus und langweilig, als dass ich den Blick in diesen Spiegel guten Gewissens weiterempfehlen könnte.

Wertung:4 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2014 Universum Film)


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Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2014





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