Stage Fright
Heiter-unterhaltsame Horror-Musical-Komödie Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 25 Oktober 2014
 
Halloween-SPECiAL

 
Stage Fright
Originaltitel: Stage Fright
Produktionsland/jahr: Kanada 2014
Bewertung:
Studio/Verleih: Serendipity Point Films/Capelight Pictures
Regie: Jerome Sable
Produzenten: U.a. Jonas Bell Pasht & Ari Lantos
Drehbuch: Jerome Sable
Filmmusik: Jerome Sable & Eli Batalion
Kamera: Bruce Chun
Schnitt: Christopher Donaldson, Lisa Grootenboer, Nicholas Musurca
Genre: Horror/Musical/Komödie
DVD-Premiere Deutschland: 24. Oktober 2014
VOD-Premiere USA: 03. April 2014
Laufzeit: 89 Minuten
Altersfreigabe: Ab 16 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu Ray, DVD
Mit: Allie MacDonald, Meat Loaf, Minnie Driver, Douglas Smith, Kent Nolan, Brandon Uranowitz, Ephraim Ellis, Melanie Leishman, Thomas Alderson, James McGowan u.a.


Kurzinhalt: Vor zehn Jahren fand auf dem Broadway die Uraufführung des Musicals "Der Spuck in der Oper" statt – und endete in einer Tragödie, als die Sängerin der Hauptrolle, Kylie Swanson, in der Garderobe von einem Killer, der wie das Phantom aus dem Stück gekleidet war, ermordet wurde. Ihre beiden Kinder Camilla und Buddy wurden seither von ihrem Produzenten und Freund Roger McCall aufgezogen, der sich seither vom Broadway zurückgezogen hat und ein – mehr schlecht als recht laufendes – Musical-Sommercamp für Kinder und Jugendliche betreibt. Am Ende jeder Saison gibt es natürlich auch eine Aufführung für alle Eltern und sonstige Gäste, und heuer fällt die Wahl auf die Produktion just auf "Der Spuck in der Oper". Als Camille – die zusammen mit ihrem Bruder Buddy in der Küche arbeitet– ist sie vom Gedanken besessen, in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten, und die Hauptrolle zu übernehmen. Doch es scheint ein Fluch auf dem Stück zu liegen – denn auch diesmal treibt ein maskierter Killer auf dem Gelände sein Unwesen…

Review: Szenenbild. Nachdem ich um Musicals in meiner Jugend sowie als junger Erwachsener so weit als möglich einen großen Bogen gemacht habe (Ausnahmen wie "South Park: Der Film", der ohnehin mehr eine Parodie auf die klassischen Disneyfilme und ihre Musikeinlagen war, bestätigen die Regel), scheine ich mit diesem Genre langsam aber sicher warm zu werden. "Les Misérables" hatte mich letztes Jahr ja umgehauen, und war für mich 2013 lange Zeit der beste Film des Jahres – ehe im letzten Quartal dann doch noch ein paar stärkere Filme kamen, die ihn verdrängten. Auch mit "Die Muppets" hatte ich meinen Spaß. Und jetzt kam "Stage Fright" daher, und nicht nur hat mich auch dieses Horror-Musical wieder einmal köstlich unterhalten, ich empfand sogar die Songs als mit die größte Stärke des Films! Wenn das so weitergeht, wird es am Ende noch Zeit, mir einige gefeierte Musicals der Filmgeschichte vorzuknöpfen. Jedenfalls hat mich auch "Stage Fright" (oder "The Haunting of the Opera"; wie ich ihn nenne; was in meinen Augen – auch wenn ich die Doppeldeutigkeit von "Stage Fright" in diesem Zusammenhang natürlich verstehe – ein deutlich passenderer und originellerer Titel gwesen wäre; gibt es doch schon recht viele "Stage Fright"'s die um die Gunst der Zuschauer buhlen) wieder einmal positiv überrascht, und sehr gut unterhalten.

Horror-Fans seien dabei jedoch gewarnt, dass die Horror-Elemente bei "Stage Fright" gegenüber dem Musical- und Komödien-Aspekt doch eher in den Hintergrund geraten. Der Flashback auf die Uraufführung des Stücks zu Beginn des Films – zugleich Hommage und Persiflage auf "Das Phantom der Oper" – mag noch recht spannend und atmosphärisch sein (und zählt zu meinen Lieblingsstellen des Films), doch wirklich viel zu fürchten und/oder zu erschrecken gibt es in "Stage Fright" nicht. Wenigstens sind einige der Morde angenehm blutig und brutal; "gorehounds" (falls es dafür eine passende deutsche Übersetzung gibt, lasst es mich wissen) sollten also vor allem im letzten Drittel ansatzweise auf ihre Kosten kommen. Davor stehen aber definitiv die Songs sowie die komödiantischen und parodistischen Aspekte (auf Musicals bzw. Musical-Filme) im Vordergrund. Nach dem atmosphärischen Einstieg fand ich dabei vor allem die Ankunft der Kinder im Camp wunderbar. Ich denke, man muss nicht unbedingt Musicals so sehr lieben wie sie, um ihre Freude und Begeisterung nachvollziehen zu können. Haben wir nicht alle unsere Hobbies und Interessen, die wir im (beruflichen) Leben nicht immer so ausleben können wie wir uns das wünschen würden? Diese Musical-Fans die im Sommer im Camp für ein paar Wochen zusammen kommen, sind letztendlich nicht anders als SF-Fans, die sich auf Conventions treffen (oder die Besucher eines Filmfestivals): Verbunden von einem gemeinsamen Interesse, genießen sie es, dieses gemeinsam ausleben und ihrer Vorliebe freien Lauf lassen zu können. Der ihre Ankunft im Musical-Camp begleitende Song ist einer meiner absoluten Favoriten des Films (umso bedauerlicher, dass der Soundtrack auf amazon.de nach aktuellem Stand diesen aufgrund eines Fehlers beim mp3-Album nicht beinhaltet), und fängt das Gefühl der Begeisterung, Vorfreude und Befreiung perfekt ein.

Szenenbild. In den nachfolgenden 100 Minuten mag es "Stage Fright" zwar nur mehr selten gelingen, an diese beiden frühen Höhepunkte nochmal anzuknüpfen, dennoch hat mir auch der Rest des Films sehr gut gefallen. Allie MacDonald, die mir bislang noch nicht aufgefallen wäre (und in die ich nach dem Film nun ein bisschen verschossen bin) erweist sich als großartiges "final girl", und fällt neben ihrem schauspielerischen Talent vor allem auch mit ihrer wunderbaren Stimme auf (davon ausgehend, dass sie ihren Part auch wirklich selbst gesungen hat; wenn nicht, wäre mir dies wenigstens nicht negativ aufgefallen). Jedenfalls hoffe ich, in Zukunft mehr von ihr zu sehen, denn zumindest für mich war sie das Highlight des Films. Wobei Meat Loaf und Minnie Driver (in einer deutlich kleineren Rolle, als man angesichts ihres prominent vertretenen Posters vermuten würde) in ihren Rollen ebenfalls sehr gut waren. Und auch unter den Kindern/Jugendlichen stach die eine oder andere gelungene Performance hervor, wie z.B. der schwule Regieassistent. Jedenfalls scheint es den Beteiligten durchaus Spaß gemacht zu haben, an diesem Film zu arbeiten – was sich dann eben auch auf den Zuschauer überträgt.

Ein paar falsche Töne haben sich dann aber doch eingeschlichen. So fand ich die Darstellung des Killers eher… meh. Natürlich, den ganzen Film durchzieht eine feine Ironie und ein Humor; dementsprechend ist auch der Heavy Metal-liebende Killer natürlich nicht ernst, sondern vielmehr als Persiflage darauf gedacht, dass in Hollywood irgendwie viele wütende junge Menschen, oftmals auch mit psychischen Problemen, immer als Punk- und Metal-Fans dargestellt werden. Allerdings bin ich das Klischee mittlerweile derart leid, dass ich mich nicht einmal mehr über diese ironische Zurschaustellung desselben freuen konnte. Zudem fand ich die Identität des Killers (oder der Killer?!?!) sehr vorhersehbar. So sehr ich die Lieder des Films auch gemocht habe, "Stage Fright" hätte noch ein oder zwei mehr Songs vertragen, da sie sich nach einiger Zeit doch etwas zu wiederholen begannen. Zudem muss ich sagen, so witzig ich die Idee auch fand, das Musical-Stück im Kabuki-Stil zu interpretieren, so zog ich doch irgendwie die erste Maske des Killers vor. Am schwersten wiegt für mich aber wohl, dass sich einiges im Finale einerseits mit dem überwiegend unterhaltsamen, luftig-lockeren Grundton der ersten zwei Drittel spießt, und andererseits mich das Geschehen trotz des Auftauchens des Killers irgendwie nicht so recht zu packen vermochte. Auch das mit der improvisierten Aufführung hat, denke ich, auf dem Papier besser funktioniert, als es sich im Film dann darstellt. Man wartet einfach auf einen großartigen (auch musikalischen) Höhepunkt, doch er kam irgendwie nicht. Last but not least: Seitdem mich "Les Miserables" diesbezüglich verwöhnt (und verdorben?) hat, wünschte ich echt, auch andere Musicals würden ihre Songs live während der Dreharbeiten aufnehmen, da mir das Playback seither immer wieder zumindest stellenweise unangenehm auffällt. Von diesen Punkten abgesehen hat mich "Stage Fright" aber phänomenal unterhalten.

Fazit: Szenenbild. "Stage Fright" ist sicherlich ein Film, der sich an einen eher spezielleren Geschmack richtet. Eher im Komödien- als im Horrorgenre beheimatet, sollte man schon eine gewisse Toleranz für Musicals und Gesangseinlagen mitbringen, und mit ihm seinen Spaß zu haben. Zudem sollte man die Erwartungen an den Horror- und Thrill-Aspekt – abseits des einen oder anderen angenehm blutigen Mordes – zurückschrauben, denn wirklich spannend ist der Film selten bis nie. Sein ungemein hoher Unterhaltungswert hat dies jedoch zumindest für mich locker wieder herausgerissen. Zu meiner eigenen Überraschung fand ich vor allem die Songs großartig. Die schauspielerischen – und stimmlichen – Leistungen sind eine weitere wesentliche Stärke, wobei mich vor allem Allie MacDonald begeistert hat. Und vor allem die Einstiegsszene mit dem Flashback war ein nettes kleines Horror-Kurzfilmchen, das bei mir Erinnerungen an den phantastischen Beginn von "Scream" geweckt hat. Ähnlich wie dieser erreichte zwar auch "Stage Fright" im weiteren Verlauf nicht mehr ganz dieses Niveau, und vor allem der Showdown hat mich enttäuscht. Dennoch hatte ich einfach wahnsinnig viel Spaß mit ihm, und freue mich schon darauf, ihn mir bald wieder einmal ansehen zu können. Und vor allem auch den Soundtrack werde ich mir sicher noch oft anhören. Aufgrund des doch etwas spezielleren Charakters des Films, der zwar manche so wie mich stark ansprechen, andere aber wohl wenig bis gar nicht begeistern wird, rate ich jedoch eher zum Ausleihen denn zum Blindkauf.

Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2014 Capelight Pictures)


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Halloween-SPECiAL 2014





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