Saw
Jigsaws mörderische Spiele beginnen Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 04 Oktober 2014
 
Halloween-SPECiAL

 
Hatchet
Originaltitel: Saw
Produktionsland/jahr: USA 2004
Bewertung:
Studio/Verleih: Twisted Pictures/Kinowelt Filmverleih
Regie: James Wan
Produzenten: U.a. Mark Burg, Gregg Hoffman & Oren Koules
Drehbuch: James Wan & Leigh Whannell
Filmmusik: Charlie Clouser
Kamera: David A. Armstrong
Schnitt: Kevin Greutert
Genre: Horror/Thriller
Kinostart Deutschland: 03. Februar 2005
Kinostart USA: 29. Oktober 2004
Laufzeit: 103 Minuten
Altersfreigabe: Ab 18 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu Ray, DVD
Mit: Cary Elwes, Leigh Whannell, Danny Glover, Ken Leung, Dina Meyer, Monica Potter, Michael Emerson, Shawnee Smith, Tobin Bell u.a.


Kurzinhalt: Zwei Männer, Adam Faulkner und Lawrence Gordon, erwachen, an den jeweiligen entgegengesetzten Wänden an Stahlrohre angekettet, in einem kargen Raum. Sie kennen sich nicht gegenseitig, und können sich auch im ersten Moment nicht daran erinnern, wie sie hier hingelangt sind. Auch können sie sich nicht denken, wer so etwas mit ihnen anstellen sollte. In der Mitte des Raums liegt eine Leiche, in deren Hand befindet sich ein Kassettenrecorder. Als sie bei sich kleine Kassetten finden, spielen sie nacheinander die darauf gesprochenen Nachrichten ab: Adams Ziel lautet schlicht und ergreifend: Überleben. Lawrence wiederum hat bis 6 Uhr Zeit, Adam zu töten – ansonsten werden seine Frau und seine kleine Tochter ermordet. Nachdem beide ihren ersten Schock überwunden haben, erinnert sich Dr. Gordon an den Jigsaw-Fall – wo er selbst einer der Hauptverdächtigen war. Dabei handelt es sich um einen Täter, der seinen Opfern tödliche Fallen stellt – ihnen jedoch auch immer eine Chance gibt, aus dieser zu entkommen. Während die Uhr unweigerlich in Richtung 06:00 tickt, durchforsten die beiden ihre Erinnerungen, und überlegen, wer ihnen dies antun könnte – und warum. Verzweifelt suchen beide nach einem Weg, sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien…

Review: Szenenbild. "Saw" gilt gemeinhin als Mitbegründer der "Torture Porn"-Welle, die Anfang des neuen Jahrtausends zunehmend den Horror-Sektor überschwappt hat – eine Einstufung, die vom ersten Teil der Reihe überwiegend Lügen gestraft wird. Zwar doch nochmal eine Spur härter als "Sieben", mit dem er in der Werbekampagne ("Nach Sieben kommt nicht Acht, sondern Saw") im Vorfeld großspurig verglichen wurde, und mit der einen oder anderen nicht gerade zimperlichen Szene (wie der Leiche im Stacheldraht), lässt es "Saw" überwiegend an expliziter Gewaltdarstellung vermissen, und überlässt es vielmehr dem Zuschauer, die daraus entstehenden Lücken zu füllen. Dies gilt insbesondere für jene Szene, in der die titelspendende Säge zu ihrem prominenten Einsatz kommt. Die späteren Teile der Reihe waren zwar längst nicht mehr so zurückhaltend, aber "Saw" selbst ist ein erstaunlich blutleeres Unterfangen, das seine Spannung in erster Linie dem interessanten Mysterium sowie dem kammerspielartigen Aufbau verdankt, und im Wechselspiel zwischen "zeigen" und "andeuten" einen gesunden Mittelweg findet.

Eine der größten Stärken des Films ist dabei die packende Ausgangssituation: Zwei in einem Raum angekettete Männer, von denen einer den anderen bis zum Ablauf eines bestimmten Ultimatums töten soll. Mehr braucht "Saw" nicht, um den Zuschauer von Beginn an zu fesseln. Hier greift auch gleich eine meiner Lieblingsaspekte im Horror-Genre, wird man doch quasi vom Film gefragt, wie man sich selbst in dieser Situation verhalten würde. Könnte man in dieser Situation tatsächlich das Leben eines Unschuldigen nehmen, um seine eigene Familie zu retten? Und wenn ja, welchen Preis müsste man dafür zahlen? Ein phantastisches Konzept, das allein schon darüber einlädt, sich Gedanken zu machen und sich mit den Protagonisten zu identifizieren. Auch die Idee des Jigsaw-Killers finde ich großartig, einfach da es mal etwas völlig anderes war, sowohl was seine Motivation als auch seine Vorgehensweise betrifft. Denn er tötet niemanden direkt. Vielmehr gibt er all seinen Opfern die Möglichkeit, sich selbst zu retten – wobei sie ihm (und damit auch sich selbst) beweisen müssen, dass ihnen auch wirklich etwas daran gelegen ist, weiterzuleben. Auf diese Weise sollen sie lernen, das Leben wieder wertzuschätzen. Allein damit hebt sich Jigsaw wohltuend vom x-ten Slasher-Killer ab. Was ebenfalls viel zum Gelingen des ersten Teils beiträgt, ist das nette Whodunit bzw. die zahlreichen Wendungen, die eingebaut wurden. Denn damit es nicht mit der Zeit langweilig wird, Lawrence und Adam dabei zuzusehen wie sie darüber nachdenken, was sie nun tun sollen, lockern Rückblenden zu den Tagen bzw. Wochen vorher das Geschehen auf, liefern wichtige Hintergrundinformationen (sowohl zu den beiden als auch zu den Jigsaw-Morden), und liefern zudem laufend neue Puzzlestücke, die das Mysterium langsam lüften.

Unter dre Anleitung von Marybeth beschließen die Überlebenden, zurückzuschlagen. Trotz dieses interessanten Aufbaus und der zahlreichen Haken welche die Handlung schlügt ist und bleibt das Herzstück des Films für mich alles, was sich zwischen Lawrence und Adam zuträgt. Vom verständlichen anfänglichen Misstrauen zwischen den beiden über die Versuche, einen Sinn darin zu finden bis hin zum Herzschlagfinale, als Lawrence schließlich keinen anderen Ausweg mehr zu sehen scheint, als Jigsaws Forderung nachzukommen. Cary Elwes, der zuvor in erster Linie aus Komödien wie "Die Braut des Prinzen" oder "Robin Hood: Helden in Strumpfhosen" bekannt war, beweist hier, dass er mehr kann als nur lächeln und lustig sein, und durchaus auch in einer dramatischen Rolle überzeugen kann. Als Adam wiederum ist Drehbuch-Coautor Leigh Whannell zu sehen, dessen Leistung mir sogar noch eine Spur besser gefällt. Neben diesen beiden besticht "Saw" mit einer hochkarätigen Besetzung, die fast bis in die kleinste Rolle mit bekannten Gesichtern wie Monica Potter, Dina Meyer, Danny Glover, Ken Leung, Tobin Bell und Michael Emerson aufwarten kann. Für ein vergleichsweise günstiges Filmprojekt, dass gerade mal etwas mehr als eine Million Dollar gekostet hat, ein beachtliche Besetzung!

So wegweisend "Saw" in mancher Hinsicht auch gewesen sein mag, aber bei einem Aspekt merkt man deutlich, dass er ein Kind seiner Zeit ist. Nach "The Sixth Sense" waren überraschende Wendungen bzw. Offenbarungen in letzter Sekunde, die sogenannten "twist-endings", der letzte Schrei. Auch die "Saw"-Macher wollten hier nicht hintanstehen. Nun muss ich zwar gestehen, den Twist im ersten Moment genial gefunden zu haben, einfach da er mich bei der Erstsichtung enorm überrascht hat, da ich voll und ganz auf den roten Hering reingefallen bin, rückwirkend betrachtet halte ich die Auflösung aber eher für einen Schwachpunkt des Films. Denn: Allzu sehr darf man nicht darüber nachdenken, wie Jigsaw das gelungen sein will, und auch, wie er von dieser Stelle aus das Szenario kontrollieren konnte… denn sonst wirkt das Ganze schnell unplausibel. Zwar dienen die Rückblenden nochmal kurz dazu, die Wendung zu erläutern, und machen auch deutlich, dass sich Wan und Whannell durchaus etwas dabei gedacht haben, und zwischendurch den einen oder anderen Hinweis eingestreut hatten. An den logischen Problemen die damit einhergehen ändert dies jedoch auch nichts. Und auch noch einen zweiten größeren Kritikpunkt habe ich vorzubringen: Ich weiß schon, dass sie bei "Saw" noch nicht wissen konnten, dass dieser derart einschlagen und es demnach noch mehrere Fortsetzungen geben würde, sonst hätten sie es sich vielleicht erspart. Aber ich persönlich finde, dass alles rund um die Polizisten ein ziemlicher Störfaktor ist. Die Rückblenden selbst sind ja ganz interessant – aber ich finde, man hätte sich dabei auf die Perspektive von Adam und Lawrence beschränken sollen. Sie sind unsere beiden Hauptprotagonisten, mit ihnen fiebern wir mit, und wann immer man stattdessen zu den Polizisten schwenkt, stellt dies einen ziemlich starken narrativen Bruch dar. Zumal dieser gesamte Handlungsfaden ziemlich in der Luft hängt, und wie ein nachträglicher Einfall wirkt – was auch damit zusammenhängen könnte, dass "Saw" ursprünglich ein Kurzfilm war, und dann auf Spielfilmlänge erweitert wurde. Ich hätte es aber besser gefunden, wenn ihnen etwas anderes eingefallen wäre – etwas, dass mit Adam und Lawrence in Verbindung steht – um die zusätzliche Laufzeit zu füllen.

Fazit: Szenenbild. "Saw" ist ein sehr guter Thriller, bei dem mich vor allen die packende Ausgangssituation begeistern konnte. Sehr gut gefallen haben mir auch Konzept hinter und Motivation des Killers, da es im Horror-Bereich, zumindest meinem beschränkten Wissen nach, mal etwas Neues war. Die Handlung entwickelte sich spannend und wendungsreich weiter, wobei die geschickt eingeflochtenen Rückblenden dafür sorgen, dass die Geschichte nie langweilig wird, und uns laufend neue Puzzlestücke liefern, die zuletzt ein überwiegend schlüssiges Gesamtbild ergeben. Und auch die Besetzung sticht hervor, kann diese doch mit einigen bekannten Gesichtern aufwarten. Etwas skeptisch bin ich lediglich bezüglich des finalen Twists, der zwar im ersten Augenblick ein netter "WTF"-Moment ist, aber wenn man genauer darüber nachdenkt doch etwas weit hergeholt erscheint. Und alles rund um die Polizisten hätte man sich in meinen Augen sparen und sich stattdessen voll und ganz auf Lawrence und Adam konzentrieren sollen. Davon abgesehen hat "Saw" aber für mich in den vergangenen 10 Jahren nichts an Reiz eingebüßt.

Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2004 Kinowelt Filmverleih)


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