The Last Days on Mars
Science Fiction-Horror nach dem Schema F Kategorie: Filme - Autor: C. Siegel | B. Flügel - Datum: Mittwoch, 20 August 2014
 
 
The Last Days on Mars
Originaltitel: The Last Days on Mars
Produktionsland/jahr: UK 2013
Bewertung:
Studio/Verleih: Qwerty Films/Universum Film
Regie: Ruairi Robinson
Produzenten: U.a. Andrea Cornwell & Michael Kuhn
Drehbuch: Clive Dawson, nach einer Kurzgeschichte von Sydney J. Bounds
Filmmusik: Max Richter
Kamera: Robbie Ryan
Schnitt: Peter Lambert
Genre: Science Fiction/Horror
DVD-Release Deutschland: 15. August 2014
Kinostart UK: 19. September 2013
Laufzeit: 98 Minuten
Altersfreigabe: Ab 16 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Liev Schreiber, Elias Koteas, Romola Garai, Olivia Williams, Johnny Harris, Goran Kostic, Tom Cullen, Yusra Warsama u.a.


Kurzinhalt: Nach sechs Monaten neigt sich die erste Langzeitmission auf dem Mars dem Ende zu. Während einige von ihnen, wie die Wissenschaftlerin Kim, jeder verschwendeten Sekunde ganz besonders nachtrauern, und versuchen, noch so viel Arbeit wie möglich in ihren letzten Tag auf dem Mars hinein zu quetschen, können es andere, wie der Missionstechniker Vincent, gar nicht mehr erwarten, wieder zur Erde zurückzukehren. Dann jedoch macht der russische Wissenschaftler Marko in den Proben der Bohrungen einen überraschenden und sensationellen Fund: Er entdeckt darin lebende Bakterien. Unter dem Vorwand, einen defekten Sensor reparieren zu wollen, bricht er mit einem Marsrover auf, um die Fundstelle zu untersuchen und seine Entdeckung zu bestätigen. Doch gerade als der Captain der Mission, Charles Brunel, Wind von seinen Aktivitäten bekommen hat und ihn unverzüglich zurückbeordert, löst sich der Boden unter ihm, und er bricht ein. Als ein Rettungsteam eintrifft, fehlt von Marko jede Spur. Doch das ist nur der Anfang des Grauens, der den Astronauten bevorsteht: Denn wie sich schon bald herausstellt, geht von den Bakterien eine größere Gefahr aus, als sie alle angenommen hatten…

Review von Christian Siegel: Szenenbild. "Alien" hat es vor 35 Jahren vorgemacht, und seither folgen immer wieder Filme dem darin etablierten Muster: Astronauten finden auf einem Planeten eine Bedrohung, die sie einen nach dem anderen dezimiert. Vor allem auch in den letzten Jahren schien der nach genau diesem Konzept ablaufende SF-Horror wieder in Mode gekommen zu sein. Nur die Bedrohung wechselt von Film zu Film. Mal ist es eine Substanz, die dem schwarzen Öl aus "Akte X" zum Verwechseln ähnlich sieht ("Prometheus"; und jetzt mal ernsthaft, wo zum Teufel bleibt das Crossover?), außerirdische Lebensformen die sich in den Tiefen der Ozeane Europas verbergen ("Europa Report"), lebendiges Mondgestein ("Apollo 18") – oder wie im vorliegenden Fall Bakterien, welche die Astronauten in Space-Zombies verwandeln (Im Weltall hört dich niemand röcheln!). Letzteres weckte wiederum, aufgrund der Art der Bedrohung und des Schauplatzes, unliebsame Erinnerungen an John Carpenters SF-Horror-Debakel "Ghosts of Mars".

Ganz solche Untiefen erreicht "The Last Days on Mars" zwar zum Glück nicht, und auch die beiden direkten Konkurrenten "Apollo 18" und "Europa Report", die meines Erachtens enorm unter dem Pseudo-Doku-Stil gelitten haben, lässt er in meinen Augen dank der traditionelleren Inszenierungsvariante hinter sich. Eine Perle des Subgenres ist er aber leider auch nicht geworden. Allzu bekannt sind das Konzept und die einzelnen Elemente. Handlungstechnisch erwartet den Zuschauer ein typischer Horrorfilm nach dem "10 kleine Jägermeister" (um zu versuchen, eine politisch korrektere Variante zu etablieren)-Prinzip. Die Vermischung des "Alien"-Musters mit Zombies macht dabei den Film leider auch nicht frischer, sondern fügt im Gegenteil dem ohnehin schon wohlbekannten, typischen SF-Horror-Konzept auch noch die üblichen Elementen und Klischees des Zombie-Horrors hinzu (wie z.B., dass sich Gebissene/Infizierte langsam verwandeln). Das Endergebnis ist zwar deshalb noch nicht unbedingt schlecht, wirkt aber halt doch wohlbekannt; Genrefans dürften ähnliche Filme schon zur Genüge gesehen haben. Meine Hoffnung, "The Last Days on Mars" würde es gelingen, dem Konzept neue Ideen und/oder Aspekte abzugewinnen, wurde demnach leider nicht erfüllt. Sehr kritisch sehe ich auch den ersten Zombie-Angriff in der Station. Grundsätzlich wirkt die Produktionsqualität des Films ja sehr hochwertig, aber diese Szene machte auf mich einen vergleichsweise billig-trashigen Eindruck, und war eher unfreiwillig komisch als beängstigend.

Szenenbild. Sieht man von diesen Mankos ab, erweist sich "The Last Days on Mars" aber als durchaus solider Vertreter des Genres. Vor allem optisch sticht er hervor. Die vermeintliche Mars-Oberfläche erinnert zwar – auch wenn eigentlich in Jordanien gedreht wurde – teilweise etwas zu sehr an Arizona, und der Boden hätte einen Hauch rötlicher sein dürfen, insgesamt vermittelt der Film aber durchaus plausibel den Eindruck, auf dem Mars zu spielen. Auch die Effekte und die technische Ausrüstung, wie die Mars-Rover, sehen – vor allem in Anbetracht des niedrigen Budgets – sehr gut aus. Die schauspielerischen Leistungen sind ebenfalls überwiegend gelungen, wobei für mich vor allem Olivia Williams und Romola Garai hervorgestochen sind; aber auch Liev Schreiber macht seine Sache sehr gut. Etwas schade fand ich allerdings, dass Elias Koteas kaum zur Geltung kam. Am besten hat mir an "The Last Days on Mars" aber jener 10-15-minüte Abschnitt gefallen, als zwei Figuren in einem Rover die Flucht antreten (mehr will ich aus Spoilergründen nicht sagen). Der Verlauf des ganzen mag zwar genau genommen auch ziemlich klischeehaft sein, war aber sehr gut umgesetzt, gespielt und inszeniert, weshalb mich das ganze dann sogar ansatzweise berühren konnte. Schade, dass mich der Film abseits dieser Szenen leider nicht auf ähnliche Art und Weise begeistern konnte.

Fazit: Statt des erhofften Genre-Insidertipps erweist sich "The Last Days on Mars" leider als etwas müder SF-Horror-Einheitsbrei von der Stange. Alles schon mal dagewesen, wobei sich dem ohnehin schon bestens bekannten, oftmals kopierten und nie erreichen, "Alien"-Muster hier nun auch noch die gängigen Elemente und Klischees aus Zombie-Filmen hinzugesellen. Das Ergebnis wirkt doch ziemlich schal und abgenutzt. Immerhin, Ruairi Robinson holt aus dem geringen Budget optisch das Maximum heraus, und macht einen Film, der von der ersten bis zur letzten Sekunde sehr gut aussieht. Die Schauspieler machen ihre Sache ebenfalls gut, wobei mich neben Olivia Williams vor allem auch noch die mir bislang gänzlich unbekannte Romola Garai, die zugleich die einzig mir wirklich sympathische Figur gespielt hat, begeistert hat. Aber auch die Leistung von Liev Schreiber ist gelungen. Letztendlich kommen aber weder die Schauspieler noch die gelungene Optik gegen die ausgelutschte Story nach dem Schema F an.

Wertung:5 von 10 Punkten
Christian Siegel


Review von Björn Flügel: Als mir irgendwann zu Anfang des Jahres der erste Trailer zu Ruairi Robinson Spielfilmdebut "The Last Days on Mars" begegnet war, hatte er sofort mein Interesse geweckt. Zum einen sahen die Bilder recht eindrucksvoll aus und versprachen echte "Hard Science-Fiction", zum anderen war mir Hauptdarsteller Liev Schreiber nicht zuletzt durch seine Beteiligung an "X-Men Origins: Wolverine" und den "Scream"-Filmen in guter Erinnerung geblieben. So stand also "The Last Days on Mars" wenigstens mit einem Ausrufezeichen auf meiner persönlichen Agenda für das Filmjahr 2014. In der Tat kann der Film auf den ersten Blick viele Versprechen halten. Vor allem in technischer Hinsicht überzeugt er voll und ganz, seien es die gelungenen visuellen Effekte, die aufwendigen Kulissen, das ausgezeichnete Sounddesign oder die wirkungsvolle Kameraarbeit. Ganz ohne Zweifel hat man aus dem mit 8,5 Millionen Euro doch überschaubaren Produktionsbudget das Bestmögliche herausgeholt. Der Film sieht klasse aus und braucht sich vor entsprechenden Hollywood-Produktionen nicht verstecken. Auch der Plot weiß zunächst zu gefallen. Zwar sind weder "Zombies" bzw. von außerirdischen Bakterien befallene Astronauten noch der Mars als Schauplatz sonderlich innovativ, dennoch verfügt die Ausgangssituation durchaus über das Potenzial zu einem guten Film. So ist auch die erste halbe Stunde sehr gut geschrieben. Es wird eine adäquate klaustrophobische Atmosphäre aufgebaut, jeder der Charaktere erhält genügend Spielraum, um sich zu profilieren, auch der wissenschaftliche respektive psychologische Aspekt einer solchen Mission auf dem Mars kommt zumindest ausreichend zum Tragen.

Szenenbild. Damit wären eigentlich die Grundlagen gelegt, um "The Last Days on Mars" zu einem phantastischen Horrortrip ins All geraten zu lassen. Leider fällt bereits dann, zu diesem ausgesprochen frühen Zeitpunkt, der Film komplett auseinander. Weder gelingt es Regisseur Robinson, die Spannung zu weiteren Höhepunkten zu führen, noch fiebert man mit den Protagonisten mit. Dass die Crew nach und nach bis auf wenige Überlebende dezimiert wird, lässt einen völlig kalt, und auch die Art und Weise, wie das Ganze von statten geht, schürt kaum Interesse. Geradezu hat man das Gefühl, als würde Robinson durch den Film hasten, um ihn möglichst schnell hinter sich zu bringen. Wo ist sein Gespür für Timing? Wo sind die Raffinessen? Weiterhin hinterlassen etliche Sequenzen das Gefühl, alles schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Fürwahr kupfert Robinson schamlos bei seinen Inspirationsquellen, insbesondere "Alien" und "The Thing" ab und lässt neue, sprich eigene und kreative Ideen missen. Ursächlich mag eine gewisse Desorientierung sein, denn was will "The Last Days on Mars" überhaupt darstellen? Science-Fiction-Drama oder doch lieber Horror-Thriller? Um in erstgenannter Kategorie zu bestehen, erstaunt er zu wenig. Um in zweitgenannter Kategorie zu bestehen, wagt er zu wenig.

Fazit: "The Last Days on Mars" hätte einen ausgezeichneten Film abgeben können. Und tatsächlich lässt in etwa die erste halbe Stunde darauf hoffen, dass die Erwartungen erfüllt werden. Doch dann offenbaren sich die Schwächen: Regisseur Robinson lässt sein Publikum quasi links liegen, beschränkt sich vorwiegend auf gestohlene Ideen, ohne dabei eigene Akzente zu setzen. Das größte Problem mag sein, dass die signifikanten Science-Fiction- oder Horror-Merkmale fehlen. So erscheint der Film eher als der halbherzige Versuch, beide Genres mitzueinander zu verschmelzen. Das ist angesichts des gelungenen Produktionsdesigns und der beachtlichen technischen Komponenten mehr als bedauerlich.

Wertung:6 von 10 Punkten
Björn Flügel
(Bilder © 2014 Universum Film)


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