Enemy |
Anstrengende Filmkunst mit hervorragenden Schauspielern
Kategorie:
Filme -
Autor: Marcel Wetzel - Datum:
Donnerstag, 26 Juni 2014 |
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Kurzinhalt: Der Geschichtsprofessor Adam Bell lebt gefangen in seinem aus Routinen bestehenden, eintönigen Alltag. Tagsüber lehrt er, abends hat er Routinesex mit seiner Freundin. Eines Tages zum Small Talk gezwungen, bekommt er von einem Kollegen einen Filmtipp. Als Adam sich diesen aus der Videothek ausleiht und ansieht, entdeckt er in einer kleinen Nebenrolle einen Schauspieler, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten scheint. Irritiert beschließt Adam, diesen Mann ausfindig zu machen, Kontakt mit ihm aufzunehmen und ein Treffen zu vereinbaren. Als die beiden sich begegnen, ist schnell klar, dass sie sich zwar äußerlich wie ein Ei dem anderen gleichen, ihre Persönlichkeiten jedoch entgegengesetzter nicht sein könnten. Sodann beginnen Männer, in das Leben des jeweils anderen einzudringen, woraufhin sich zwischen den beiden ein gefährliches Spiel entwickelt… Review: ![]() Das ist nämlich die zweite Besonderheit an diesem Film: Er lässt viele Fragen einfach offen, dennoch ist die Story aber nicht dermaßen abgedreht und auf pseudointellektuell gemacht, dass man den Eindruck bekäme, die Produzenten hätten selbst nicht gewusst was sie mit der ein oder anderen Szene eigentlich sagen wollten ("LOST" lässt grüßen). Stattdessen kommt man mit ein bisschen Nachdenken und Interpretation wohl zu einem für sich selbst befriedigenden Ergebnis. Und wenn nicht regt der Film dazu an, sich mit anderen über das Gesehene auszutauschen. Und wo wir gerade beim Thema Story sind, die ist dermaßen zäh erzählt, dass es fast schon unerträglich, ist ihr zu folgen. Würde normalerweise zu dicken Abzügen in der B-Note führen, hier allerdings trägt das Erzähltempo positiv zur allgemeinen Schwere des Films bei. Klingt komisch, ist aber so und sie wird zusätzlich durch die gesamte Inszenierung verstärkt. Jede Szene ist durchweg in fiebrig, krankhaften Grün- und Gelbtönen gehalten. Hinzu kommen grandiose Kameraeinstellungen und Schnitte von Räumen, Gebäuden und Häuserschluchten, die es schaffen eine sterile und bedrückende Atmosphäre zu verbreiten. Die musikalische Untermalung tut ihr Übriges dazu. Nie fühlte sich eine ganze Stadt so leblos an wie in "Enemy". Und trotz oder vielleicht auch gerade wegen der zäh erzählten Story, bei der auf den ersten Blick eigentlich nicht viel passiert, und der beklemmenden, unangenehmen Stimmung, die sich auf den Zuschauer überträgt, saugt der Film das Publikum ab der ersten Szene ein und spuckt es mit einem Knall erst wieder in der allerletzten Szene, die sich zumindest mir wohl für immer ins Gedächtnis gebrannt hat, zurück ins reale Leben. ![]() Nicht zu vergessen sind aber auch die weiblichen Nebenrollen, die mit Mélanie Laurent ("Die Unfassbaren - Now You See Me") als Adams Freundin, sowie Sarah Gadon ("Cosmopolis") als Ehefrau von Anthony, die, jede auf ihre Art, gänzlich unterschiedliche Charaktere verkörpern, passend besetzt sind, wobei sie in Sachen schauspielerischer Leistung dem Herrn Gyllenhaal in nichts nachstehen. Betrachtet man "Enemy" mit ein wenig Abstand, dann kann man nur sagen, dass es sich hierbei um einen wahren Brocken von Film handelt, nach dessen Genuss sich der Zuschauer erst einmal etwas Erholung verdient hat. Fazit: Mit "Enemy" liefert Regisseur Denis Villeneuve schwere Kost ab. Das nicht nur, weil der Film durch seine fiebrige Bildsprache und ein unglaublich zähes Erzähltempo fast unerträglich ist zu verfolgen, sondern auch, weil es ein genialer Jake Gyllenhaal in den Hauptrollen schafft, zwei genau so unterschiedliche wie kaputte Charaktere darzustellen. Die offene Story, die den Zuschauer zunächst mit allerlei Fragezeichen auf der Stirn im Sessel zurücklässt, tut ihr Übriges. Anstrengende Filmkunst mit hervorragenden Schauspielern. Wertung:8 von 10 Punkten
Marcel Wetzel
(Bilder © 2014 Capelight Pictures)
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